Ansichten über Gott


Annotationen eines Heiden



    Inhaltsverzeichnis:

    Prolog

    1. Kapitel: Am Anfang war der Kult

    2. Kapitel: Der Kult-Trieb und die Götter

    3. Kapitel: Der Kriegsgott

    4. Kapitel: Gefahr für den patriarchalischen Gott

    5. Kapitel: Der Teufel als Machtfaktor

    6. Kapitel: Kult und Bekehrung

    7. Kapitel: Der patriarchalische Monotheismus Teil II

    8. Kapitel: Ketzer und Ungläubige

    9. Kapitel: Die Macht im patriarchalischen Kult

    10. Kapitel: Der Kult und der Staat

    11. Kapitel: Der Kult und das Internet

    12. Kapitel: Kult – Quo vadis

    Epilog

    Quellenverzeichnis

    (copyright prometeus 2001)

 
Prolog

 
„Wer den Teufel nicht fürchtet braucht keinen Gott“
 
Das sagte der alte Abt im Film „Der Name der Rose“ sinngemäss als Erklärung dafür, warum er gewisse Bücher unter Verschluss hielt und dafür sogar Morde in Kauf nahm!
 
Aber genau darauf kommt es an, auf die Macht! Gott ist nicht nur irgendeine Machtfrage, sondern die Machtfrage der Menschen schlechthin.
 
Wieviel Leid und Unrecht wurde im Namen „Gottes“ oder der „Götter“ verübt! Nun wer hat es denn verübt? Die Götter? Nein, die Menschen!
 
Diese Abhandlung möchte nun keinesfalls einen neuen Kult vermitteln. Sie erhebt auch keinen wie auch immer gelagerten wissenschaftlichen Anspruch, um das mal klarzustellen. Auch soll sie nicht irgendwelche Religionen oder Weltanschauungen verunglimpfen oder herabwürdigen. Sie soll zum Nachdenken anregen. Es werden sicherlich gelegentlich Zusammenhänge hergestellt, die einer wissenschaftlichen Prüfung vielleicht so nicht standhalten können. Aber wie gesagt, es handelt sich hierbei nicht um eine Dissertation, sondern um eine Denkschrift. In einer Zeit, in der es Mode geworden ist alles und jeden in Frage zu stellen, sollte es möglich sein, gefahrlos auch Weltbilder in Frage stellen zu dürfen.
 
Diese Schrift ist aus der Sichtweise eines Heiden geschrieben. Es gibt im deutschsprachigen Raum nach Schätzungen vielleicht zehn- bis fünfzigtausend bekennende Heiden diverser Richtungen.
 
Vielleicht mag daher das eine oder andere provozierend wirken, aber diese Schrift erhebt keinen Wahrheitsanspruch. Sie soll unverbindlich sein. Also lade ich Sie ein, vorurteilsfrei die absichtlich sehr einfach geschriebene und daher leicht zu verstehende Lektüre zu geniessen.
 
 
 
zu Prometeus:

 
In seiner Rebellion gegen den ungerechten Gott Zeus bringt Prometheus den Menschen das Feuer und wird dafür an den Felsen Kasbek geschmiedet. Der Adler des Zeus kommt jeden Tag und reisst dem Rebell die Leber, die in der Nacht wieder nachwächst, heraus, um Prometheus so zu Einsicht und Reue zu zwingen. Herakles erwarb sich Ruhm dadurch, dass er ihn von seinem Martyrium erlöste und befreite. Die Vorstellung des ungerechten Gottes, so schreibt Camus, ist typisch für die hellenistische Tradition, und sie betont daher die Göttlichkeit, Gerechtigkeit und Grösse des Menschen. Ich habe diesen Namen (in seiner lateinischen Form „Prometeus“) bewusst als Pseudonym für meine Veröffentlichungen gewählt. 


1. Am Anfang war der Kult

 
„Diejenige psychologische Tatsache, welche die grösste Macht in einem Menschen besitzt, wirkt als „Gott“, weil es immer der überwältigende psychische Faktor ist, der „Gott“ genannt wird." (C. G. Jung) [1]
 
Als die ersten Hominiden mental und intellektuell in die Lage versetzt wurden, sich über ihre Existenz erstmals Gedanken zu machen, erschufen sie sich selbst ihre Gottheiten. Das war der Quantensprung vom Tier zum Menschen! Ludwig Feuerbach beschreibt das so:
 
„Das Wesen des Menschen im Unterschied vom Tiere ist nicht nur der Grund, sondern auch der Gegenstand der Religion.“ [2]
 
Er entwickelte einen religiösen oder spirituellen Trieb, den Kult- Trieb, wie wir ihn fortan nennen werden. Sigmund Freud hat das schon frühzeitig erkannt und so beschrieben! Neben dem Selbsterhaltungstrieb, dem Fortpflanzungstrieb (Sexualität) und dem Herdentrieb (soziales Verhalten ) kam ein vierter Trieb hinzu, der Kult- Trieb (Freud nannte ihn den „Religionstrieb“).
 
Erstaunlicherweise ist der Kult- Trieb auch im wichtigsten Kult- Buch der Christen, der Bibel recht treffend beschrieben. Im Bibelbuch Jesaia Kapitel 44 heisst es ab Vers 14:
 
„Er geht frisch daran unter den Bäumen im Walde, daß er Zedern abhaue und nehme Buchen und Eichen; ja, eine Zeder, die gepflanzt und die vom Regen erwachsen ist und die den Leuten Brennholz gibt, davon man nimmt, daß man sich dabei wärme, und die man anzündet und Brot dabei bäckt. Davon macht er einen Gott und betet's an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder. Die Hälfte verbrennt er im Feuer, über der Hälfte ißt er Fleisch; er brät einen Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Hoja! ich bin warm geworden, ich sehe meine Lust am Feuer. Aber das übrige macht er zum Gott, daß es ein Götze sei, davor er kniet und niederfällt und betet und spricht: Errette mich; denn du bist mein Gott!“
 
Das ist er also, der Kult- Trieb! Warum nennen wir es so?
 
Nun, auch Atheisten treiben Kult! Die Götzenbilder und Denkmäler atheistischer Kulte können noch in allen ehemals kommunistisch- atheistischen Ländern besichtigt werden. Ob Lenin- Mauseleum, Denkmäler zu Ehren von Karl Marx (Atheist) oder zu Ehren der „glorreichen Revolution“, auch Gottlose treiben Kult. Oder wie der Religionswissenschaftler Dr. Michael Schmidt- Salomon es sagt:
 
„Für meine Begriffe ist ein Atheist auch eine Art Gläubiger. Er glaubt (‚felsenfest‘) es gebe keinen Gott, die Welt, das Leben habe sich selbst erschaffen usw.“ [3]
 
Der Kult- Trieb entspringt, wie die anderen Triebe auch, dem Unterbewusstsein. Gleichgültig wo wir geboren, wie wir aufgewachsen sind und welche Ausbildung wir genossen haben, der Kult – Trieb ist in uns! Wie alle anderen Triebe ist er mal mehr und mal weniger ausgeprägt, aber er ist da! Er ist in jeder Person die denken kann, vorhanden, unabhängig davon wie er gelebt wird; Götter spielen da erst eine nachgeordnete Rolle.
 
Der Kult- Trieb, was ist das?
 
Ist der Kult- Trieb negativ, ist er wünschenswert? Nun, er ist einfach da! Und genauso wir es lieben uns in der Gesellschaft von Freunden aufzuhalten (Herdentrieb), gerne eine/n oder mehrere Sexualpartner/in haben (Fortpflanzungstrieb), oder gerne gut essen und trinken (Selbsterhaltungstrieb), so empfinden wir Befriedigung beim Ausleben des Kult- Triebes.
 
Einige Beispiele:
 
    - das junge Mädchen, das nachdem es liebevoll seinen verstorbenen Wellensittich im Garten beerdigt hat, andächtig vor dem Grab steht

    - die Mutter, die ihr einziges Kind bei einem Verkehrsunfall verloren hat, und in der Kirche eine Kerze für sie anzündet, obwohl sie selbst viele Jahre keine Kirche mehr von innen gesehen hatte

    - der Spieler in der Spielbank, der ein Glücksamulett tragend, am Roulett – Tisch seine Chips flüchtig mit den Lippen berührt bevor er sie einsetzt

    - der Direktor, der sein Büro mit den aus dem Afrika- Urlaub mitgebrachten Medizinmann – Utensilien schmückt

    - der Abiturient, der bei der schriftlichen Prüfung gelegentlich in die Hosentasche greift, um seinen Glückstein zu umfassen

    - der US – Präsident, der beim Amtseid die Hand auf die Bibel legt

    - der südamerikanische Fussball- Profi, der sich bekreuzigt und sein Amulett küsst, nachdem er das entscheidende Tor erzielt hat, und in der nachfolgenden Pressekonferenz erklärt, er widme dieses Tor der Madonna, die er um Hilfe angefleht habe, als seine Karriere wegen einer Knie- Verletzung vorzeitig beendet schien

    - der Fabrikarbeiter muslimischen Glaubens, der unter den Blicken seiner verständnislosen Kollegen sein Mittagsgebet auf einem mitgebrachten Gebetsteppich verrichtet

    - die Jugendlichen, die zur Sonnwendfeier sich um ein großes Holzfeuer versammeln um zu Musik und Tanz das mitgebrachte Bier trinken

    - der Fernfahrer, der ein Hufeisen an der Kühlerhaube und ein Bild des heiligen Christophorus am Seitenfenster angebracht hat

    - der Frührentner, der am liebsten Mystery- Serien ansieht, Däniken –Bücher liest, und sich heimlich ein Pendel nebst Gebrauchsanleitung schicken lies

    - der Bürgermeister, der am Wahlsonntag zum Gottesdienst in der Kirche seine Glückskrawatte trägt, die er schon bei seinem ersten Wahlsieg getragen hatte

    - der Akademiker, den in seinem Ägypten- Urlaub beim Anblick der Pyramiden ein unheimliches Gefühl befällt, das ihn nicht mehr loszulassen scheint

    - oder der Manager, der vor wichtigen Entscheidungen das Grab seines Vaters aufsucht um sich dort seelischen Beistand zu holen

 
Man könnte fortfahren und noch viele Beispiele unseres Kult- Triebes anführen. Muslimische Tuarek– Krieger mit Ritual- Dolchen konkurrieren mit jüdischen Gebetsriemen, schamanischer Federschmuck mit hinduistischen Haustempeln, tibetanische Gebetsmühlen mit Kruzifixen in bayrischen Klassenzimmern.


 
2. Der Kult- Trieb und die Götter

 
Im Allgemeinen besteht ein Konsens darüber, dass die Anfänge allen Kultes im „Unbegreifbaren“ lagen. Im Gegensatz zu den Tieren, für die Leben und Tod natürlich sind, und die gar nicht in der Lage sind darüber nachzudenken, tun Menschen von der Frühzeit eben dies – nachdenken!
 
Ob ein homo- erectus bereits Kult betrieb, wenn er in einer klaren Vollmond- Nacht andächtig den Mond betrachtete und dabei ein „kosmisches“ Gefühl bekam, wissen wir nicht, aber es ist wahrscheinlich. Es wird behauptet, der „Cro- Magnon“– Mensch bildete ca. 35000 v. u. Z. die erste menschliche „Gesellschaft“, ein Gemeinwesen das diesen Namen wirklich verdient hätte.
 
Da also der Mensch nicht erklären konnte wie Leben entsteht, sich aber alles um ihn herum zyklisch wiederholte (Schöpfung- Geburt- Leben- Sterben) und er von der Natur abhängig war, war natürlicherweise auch die Natur an sich verehrungswürdig, d.h. kultwürdig.
 
Da jede Blume verwelkte, nur um darauf folgenden Jahr wieder zu neuem Leben zu erwachen, war daher anzunehmen, daß auch die verstorbenen Tiere und Menschen zu neuem Leben erwachen. Wie das passiert wusste man nicht, aber man nahm es an. Und es geschieht heute noch!
 
Kulturen vergehen, neue Kulturen entstehen an ihrer Stelle, Berge und Meere verschwinden, neue Gebirge entstehen wo vorher Meeresgrund war, Sonnensysteme entstehen, verglühen und bilden kosmische Staubwolken, aus denen eines Tages in weiter Ferne wieder neue Sonnen entstehen.
 
Manche Zyklen sind so relativ langsam, andere laufen schneller ab, wie der Tag -Nacht- Zyklus oder der Mondzyklus. Im mitteleuropäischen Raum sind es die Jahreszeiten, die das Leben bestimmen und nach denen die Bewohner sich ausrichten mussten, wollten sie überleben.
 
In diesem unendlichen Kreislauf war kein Schöpfergott vorgesehen, der alles erschaffen hat; diesen Kreislauf gab es ja schon immer, nur vielleicht in anderer Form. Und es ist die Frau, das weibliche Wesen, welches das Leben immer wieder aufs Neue erschafft, nur sie wird schwanger und gebiert neues Leben welches den Kreislauf aufrecht erhält.
 
Da war sie nun also, unsere Urmutter Erde, die Mutter Natur, die Lebensspenderin, die uns beschenkende gütige Mutter. Man sieht sie überall, die „Grosse Mutter“: im Boden, der neues Leben wachsen lässt; in jedem Lebewesen; in jedem Stein (der vielleicht vor Millionen Jahren eine Muschel oder ein Stück Holz war); in der Sonne, die Licht und Wärme spendet; im Wasser, das Leben erhält; im Wind, der Leben weiterträgt; im Feuer, das Leben zerstört, nur um Platz zu machen für neues Leben und im Mond, der uns Ruhe und Schlaf spendet, nur um am nächsten Tag erneut der Sonne Platz zu machen.
 
All das verkörpert die „Grosse Mutter“, die erste und einzige Göttin, der Verehrung zuteil wurde. Viele Namen wurden ihr gegeben: Gaya, Demeter, Isis, Aradia, Diana, Habionda, Freya, Lilith, Istar, Porsepina, Naamah, Herodias, Astarte, Frigga usw.
 
Es ist der natürlichste Kult, den es gibt, die natürlichste Religion überhaupt (daher der Ausdruck „Naturreligion“). Und sie hat bis heute noch in vielen Erscheinungsformen überlebt („der alte Weg“, diverse Neo -Wicca- und neuheidnische Bewegungen, „Druiden“, diverse Naturreligionen in Afrika und Asien, „Schamanen“ ecc.)
 
Ein männliches Gottbild ist in diesem Ur- Kult nur insoweit notwendig, als dass für jedes neue Leben auch ein Samenspender, ein männliches Pendant notwendig ist, das die Urmutter Gaya befruchtet, damit sie neues Leben spenden kann. Dieser männliche Gott spielt aber nur die zweite Geige von der Wichtigkeit her und ist für sich allein gesehen gar nicht existent. Er symbolisiert den männlichen Aspekt der „Grossen Mutter“. Oft wird er als der gehörnte Gott dargestellt, der die Verbindung zwischen den Menschen und dem Tierreich aufrechterhält. Man gab ihm die verschiedensten Namen: Pan, Herne, Lucifer, Karnayna, Cernunnus, Odin, Tammuz, Wodan, Adonis, Osiris, Pluto, Azael, Samael, Hades usw. Aber da die Samenspende ein vergleichsweise kleiner Beitrag beim Entstehen von Leben ist, steht die „Göttin“ ganz klar im Vordergrund. Und der männliche „Gott“ ist nur der männliche Pendant der „Gottheit“ an sich. Besonders für die Teile der Hominiden, die sesshaft wurden und sich nicht mehr ausschliesslich als Jäger und Sammler ernährten, sondern anfingen Ackerbau zu betreiben, war der Kult wichtig, da nicht nur das Jagdglück fürs Überleben wichtig war, sondern vor allem eine gute Ernte. Und ob die gelingt, hängt ausschliesslich vom Wohlwollen der Natur, der „Grossen Göttin“ ab. Samenspende allein genügt ja nicht, das war schon vorher geschehen.
 
Die Rituale, die in den Jahrtausenden zu Ehren der „Grossen Mutter“ entwickelt wurden, sind sehr vielfältig und unterschiedlich. Weniges ist überliefert, einiges wird noch praktiziert in diversen Formen auf verschiedenen Teilen dieses Planeten. Vieles änderte sich im Laufe der Zeit, und manches ist unwiederbringlich verloren gegangen. Die Kulte waren verschieden von Ort zu Ort, und Wanderbewegungen einzelner Völker und Stämme führten zur Vermischung.
 
Eines aber war allen Kulten der „Grossen Mutter“ aber gemein:
- Es ist eine matriarchalische Gottheit, die Respekt vor der Natur fordert, sowie ein Leben im Einklang mit derselben! In der Natur gibt es kein Gut und kein Böse, nur Sein und Nichtsein. Daher gibt es auch keinen Gesetzeskodex im Kult, sondern nur den Respekt voreinander, der es ausschliesst, anderen Schaden zuzufügen. Die Renaissance- Bewegungen im Wicca- Kult haben das aufgegriffen unter der Formel: „Tu was du willst, und schade niemand!“
Bezüglich des zeitgenössischen Wicca- Kultes verweise ich auf einschlägige Literatur [4]. Es sei aber angemerkt, dass es eigentlich keine verbindlichen Rituale und Regeln gibt, da die einzelnen Ausübenden Rituale oft aufgrund eigenen Verständnisses und eigener Erfahrungen gestalten. Allerdings gibt es auch in der zeitgenössischen Wicca- Bewegung, die im anglo- amerikanischen Raum in den Dreissiger Jahren ihre Wiedergeburt feierte, schon wieder Tendenzen hin zu Hierarchien in Form von Einweihungsgraden und Machtausübung sogenannter „Hoher Priester/innen“, die es ursprünglich gar nicht gab, und die dem Erbe des „Alten Weges“ diametral entgegenstehen. Magien und sogenannter „Zauber“ wurden und werden sehr unterschiedlich und individuell ausgeübt, sind aber immer im positiven (heilenden) Sinne eingesetzt. Die Erfolge der Naturheilkunde z.B. sind ja auch unbestritten. Auch die moderne Medizin entwickelte sich aus überlieferter Naturheilkunde (Placido- Arzneien wirken ja bekanntlich auch). Die Rituale der Priesterinnen und Priester des Kultes der „Grossen Mutter“ wurden und werden von Generation zu Generation mündlich und durch Initiierung (Einweihung), später auch schriftlich, weitergegeben. Allerdings stellten die Priester/innen keine elitäre Kaste dar, die sie über die anderen erhob, sondern sie dienten ja der Gemeinschaft. Ehrfurcht vor der „Grossen Mutter“ erfordert Demut. Aber es wurde so sichergestellt, dass nachfolgende Generationen das gesammelte Wissen um Heilung und Ritual weiterentwickelten.
 
Die Sexualität war und ist in der matriarchalischen Gesellschaft nicht geprägt von Ausbeutung, Vorherrschaft eines Geschlechts oder Besitzdenken, sondern natürlich und unbefangen von Konventionen, aber geprägt durch den Respekt vor Leben und Gesundheit. Es hat sogar etwas Heiliges an sich, da Sexualität Grundlage für neues Leben ist, und somit den Zeugungsakt des „Waldgottes“ mit der „Grossen Mutter“ imitiert.
 
Die matriarchalische Gesellschaft war im Grunde gleichberechtigt. Oberhaupt war nicht der stärkste Krieger, sondern Weisheit und Erfahrung gaben den Ausschlag. Vieles war basisdemokratisch geregelt. Starke Stammesoberhäupter waren nur im Kriegsfall gefragt. Im Frieden war die Grossmutter wichtiger. Sie vermittelte all ihr Wissen an die übernächste Generation weiter, ohne durch eine Schwangerschaft darin gestört zu werden. Dieser generationsübergreifende Erfahrungsaustausch führte zum Quantensprung der Wissenschaft. Erkenntnisse wurden nicht mehr ausschließlich durch eigene Erfahrung gewonnen, sondern man machte sich das Wissen vorheriger Generationen zu eigen, auf dem man aufbauen konnte. Im Gegensatz zur matriarchalischen Agrargesellschaft war die Informationsweitergabe in der patriarchalischen Nomadengesellschaft weitaus komplizierter, und daher auch nicht so effizient.
 
Der Kult der „Grossen Mutter“ blieb historisch nur dort auf Dauer erhalten, wo der Boden Ackerbau erlaubte und die Bevölkerung daher sesshaft war. Gute Ernten waren, wie schon vorher beschrieben, die Grundvoraussetzung für die Bewohner, und die „Grosse Göttin und Mutter“ sorgte dafür.
 
Anders in Steppen- und Wüstengebieten. Ackerbau konnte dort nicht sinnvoll betrieben werden, die Böden gaben das nicht her. Die dortige Bevölkerung lebte fast ausschliesslich von Viehzucht. War eine Gegend abgegrast zogen die Nomaden weiter zu anderen Weideplätzen. Noch immer wird das vielerorts praktiziert. Die Lebensbedingungen sind oft schlecht, das Klima lebensfeindlich, die Böden karg. Es gibt dort keine gütige Urmutter Natur, die wachsen lässt, nur den täglichen Kampf ums Überleben. Es wird nicht geerntet und der „Grossen Mutter“ gedankt, sondern täglich alles Grüne aufgefressen, bis die Herden weiterziehen, und dann auch dort alles kahlgefressen ist. Die Natur spendet nicht Leben, sie erfordert keinen Respekt, sondern sie wird bekämpft um das eigene Überleben zu sichern. Der Boden ist nicht aufgeteilt in Stammesgebiete und Äcker, wie in der Agrargesellschaft. Die Stämme streiten ständig um die besten Weideplätze und Wasserstellen und müssen diese verteidigen. Es herrscht ein ständiger Verdrängungswettbewerb und nur der Stärkere überlebt.
 
Hier ist nicht die gütige weise Mutter gefragt, sondern der grosse starke Mann (mit möglichst vielen grossen, starken Söhnen) als Kämpfer, als Krieger. Die Frau ist nur wichtig als Gebärmaschine für weitere Kriegersöhne, als Subjekt des Fortpflanzungstriebs und bestenfalls noch zum Zubereiten der Mahlzeiten. Also keine Spur von Gleichberechtigung, bestenfalls Besitz. Konsequenterweise kann hier die Urmutter Gaya, die Natur, nicht als Objekt des Kult- Triebs dienen.
 
Ein männliches, mächtiges, ja allmächtiges Gottbild muss her! Er muss ein Krieger sein, dieser Gott, ein Kriegsgott der herrscht über seine Untertanen! Weibliche Götter, so es sie denn gibt, haben in diesem Weltbild nur untergeordnete Funktionen, so z.B. die gefallenen Krieger ins „Paradies“ zu begleiten und zu beglücken (z.B. tun das die weiblichen Engel [„Huris“] im muslimischen Glauben heute noch). So wie im Stammesgebilde der Nomaden der stärkste Krieger das Vorbild für die anderen ist, und dadurch das Recht hat, willkürlich und autokratisch über seinen Stamm zu herrschen, so ist auch der Gott ein kriegerischer Stammesfürst. Menschen neigen nun mal dazu, sich die Götter so zu schaffen, wie sie selber sind. So wie der Stammesfürst von seinen Untertanen absoluten Gehorsam und Treue einfordert, so tut es gleichfalls der absolutistische Kriegsgott. Es ist nicht verwunderlich, dass in polytheistischen Kulten der Kriegsgott in der Hierarchie der Götter meist den ersten Platz einnimmt (Zeus, Jupiter, Wotan, Marduk usw.).


3.Der Kriegsgott

 
Der absolutistische Kriegsgott (in der Bibel wird er auch „Herr der Heerscharen“ genannt) duldet keine anderen gleichrangigen Götter neben sich („Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ [ 2. Buch Mose 20,2] „Weißt du nicht, daß die Herrschaft der Himmel und der Erde Allah allein gehört? Und es ist kein Beschützer noch Helfer für euch als Allah.“ [Koran“ 2. Sure V. 107] )
 
Der alttestamentarische Kriegsgott „Jahweh“ (oder Jehova, Herr Zebaoth) ist vor ca. 4000 Jahren irgendwo im Zweistromland ( heute Irak) zwischen Euphrat und Tigris geboren worden, und scheint ein naher Verwandter des persischen Kriegsgottes „Ahura Mazda“ zu sein. Vermutlich hatte jeder Stamm und jede Grossfamilie, zu der selbstverständlich auch männliche und weibliche Sklaven gehörten, einen eigenen Namen für diesen absolutistischen Kriegsgott.
 
Bezeichnenderweise ist ja der Stammvater der Juden, der Araber, der Ismaeliten usw. nach eigener Auskunft, ein vom eigenen Volk verstossener Nomade namens Abraham, der Angst und Schrecken verbreitend, als einer unter vielen Nomadenfürsten die bereits sesshaft gewordene Bevölkerung im Gebiet des heutigen Palästina bzw. Israel terrorisierte. Wie selbstverständlich fungierte der Tyrann auch als Gottpriester für seinen Familienclan.
 
Polygamie, Menschenopfer, Geiselnahme und Genozide waren üblich und für sich genommen, nichts Besonderes. Daher ist es auch nicht unverständlich, dass Abraham nach der biblischen Überlieferung damit prahlt, notfalls auch seinen einzigen Sohn, den er von seiner Favoritin hatte, seinem Gott zu opfern.
 
Sein Enkel, ein gewisser Jakob, Stammvater aller Juden, so sagt man, liess eine ganze Stadt in Schutt und Asche legen und deren Bewohner kaltblütig umbringen, weil der Sohn des dortigen Stammesfürsten ein Techtelmechtel mit seiner Tochter hatte. Dabei benutzte er auch noch einen fiesen Trick:
 
„Da antworteten Jakobs Söhne dem Sichem und seinem Vater Hemor betrüglich, darum daß ihre Schwester Dina geschändet war, und sprachen zu ihnen: Wir können das nicht tun, daß wir unsere Schwester einem unbeschnittenem Mann geben; denn das wäre uns eine Schande. Doch dann wollen wir euch zu Willen sein, so ihr uns gleich werdet und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten werde; dann wollen wir unsere Töchter euch geben und eure Töchter uns nehmen und bei euch wohnen und ein Volk sein. Wo ihr aber nicht darein willigen wollt, euch zu beschneiden, so wollen wir unsere Tochter nehmen und davonziehen. Die Rede gefiel Hemor und seinem Sohn wohl. Und der Jüngling verzog nicht, solches zu tun; denn er hatte Lust zu der Tochter Jakobs. Und er war herrlich gehalten über alle in seines Vaters Hause. Da kamen sie nun, Hemor und sein Sohn Sichem, unter der Stadt Tor und redeten mit den Bürgern der Stadt und sprachen: Diese Leute sind friedsam bei uns und wollen im Lande wohnen und werben; so ist nun das Land weit genug für sie. Wir wollen uns ihre Töchter zu Weibern nehmen und ihnen unsere Töchter geben. Aber dann wollen sie uns zu Willen sein, daß sie bei uns wohnen und ein Volk mit uns werden, wo wir alles, was männlich unter uns ist, beschneiden, gleich wie sie beschnitten sind. Ihr Vieh und ihre Güter und alles, was sie haben, wird unser sein, so wir nur ihnen zu Willen werden, daß sie bei uns wohnen. Und sie gehorchten dem Hemor und Sichem, seinem Sohn, alle, die zu seiner Stadt Tor aus und ein gingen, und beschnitten alles, was männlich war, das zu dieser Stadt aus und ein ging. Und am dritten Tage, da sie Schmerzen hatten, nahmen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, der Dina Brüder, ein jeglicher sein Schwert und gingen kühn in die Stadt und erwürgten alles, was männlich war, und erwürgten auch Hemor und seinen Sohn Sichem mit der Schärfe des Schwerts und nahmen ihre Schwester Dina aus dem Hause Sichems und gingen davon. Da kamen die Söhne Jakobs über die erschlagenen und plünderten die Stadt, darum daß sie hatten ihre Schwester geschändet. Und nahmen ihre Schafe, Rinder, Esel und was in der Stadt und auf dem Felde war und alle ihre Habe; alle Kinder und Weiber nahmen sie gefangen, und plünderten alles, was in den Häusern war.“ (1. Buch Mose Kapitel 34 ab Vers 13)
 
Es ist schon bezeichnend, dass eine sesshafte friedliebende Bevölkerung, die sich mit den Eindringlingen arrangieren wollte, so behandelt wurde. Wo immer nomadische Schaf- und Ziegenhirten mit ihren riesigen Herden einfielen, war Streit vorprogrammiert, entweder mit konkurrierenden Nomadenstämmen, oder schlimmer, mit sesshaften Bauern. Diese hatten alle Hände voll zu tun, ihre Felder und ihre Brunnen vor den Nomaden zu schützen und zu verteidigen.
 
Ob in den Bergregionen Asiens oder ob an den europäischen Küsten, nie war man sicher vor marodierenden Horden, die plündernd über die Lande kamen und die Ernte verwüsteten. Ihr sozialen Ansehen war miserabel. Die Bibel berichtet, dass die Ägypter die Israeliten verabscheuten, da sie „Viehhirten“ waren. Die für damalige Verhältnisse hochzivilisierten Ägypter wollten mit den verstaubten Viehhirten nichts zu tun haben, sie selbst betrieben sehr erfolgreich Ackerbau entlang den fruchtbaren Nilufern.
 
Ob der kurzzeitig auftauchende Sonnengott Aton als monotheistischer Pendant zum eingeschleppten Kriegsgott Jahweh angesehen werden kann, weiss ich nicht. Auf jeden Fall ist sicher, dass er sich in der Priestergesellschaft Ägyptens nicht lange halten konnte. Die Priester liessen den Aton- Förderer Pharao Echnaton ermorden und holten sich die Herrschaft über die Götter zurück; die Vorfahren der Juden mitsamt ihrem zornigen und unschuldige „Erstgeborene“ tötenden Kriegsgott verschwanden wieder aus Ägypten mit einem neuen absolutistischen Führer an der Spitze: Moses, ein am Königshof aufgewachsener Magier, der alle Tricks beherrschte.
 
Dieser Moses vermittelte seinem Volk (mehr oder weniger ein Mischvolk) nun ein Bild seines Gottes mit nachfolgenden Attributen:
 
 
    - allmächtig
    - ohne Anfang, ohne Ende
    - absolutistisch
    - gnadenlos
    - bestrafend
    - einen verbindlichen Moralkodex
    - eine elitäre Priesterschaft
    - den Führerstaat
    - rassistisch
    - hegemonial
    - frauenfeindlich
 
 
Dieser Moses lieferte gleich die passende Ideologie mit. Das wichtigste aber war der Machterhalt. „Jahweh“ ist eine Ableitung vom hebräischen „Tetragrammaton“ mit den vier hebräischen Konsonanten: jod, he, vau, he; und beschreibt eine progressive Konjungation des Hilfsverbs „ha`wah“, was dann ungefähr soviel heisst wie: „Ich bin“ oder „Ich lasse werden“, wobei die Betonung auf „Ich“ liegt.
 
Die grösste Gefahr für den monotheistischen Kriegsgott lauerte in Palästina, gleichzeitig das Ziel aller Wünsche. Dort lebte eine sesshafte Bevölkerung, die es aufgrund hervorragender äusserer Bedingungen zu guten Ernte- Erträgen und beachtlichem Wohlstand gebracht hatte. Für Wüstennomaden eine Einladung zum Plündern! Die ansässige Bevölkerung war an sich eine friedliche Agrargesellschaft, die matriarchalische Kulte und Fruchtbarkeitsrituale abhielt. Das war eine Gefahr für den mitgebrachten Kriegsgott. Was tun, also? Alle abschlachten, vernichten, vertreiben!
 
„Wenn dich der HERR, dein Gott, in das Land bringt, darein du kommen wirst, es einzunehmen, und ausgerottet viele Völker vor dir her, die Hethiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaaniter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter, sieben Völker, die größer und stärker sind denn du, und wenn sie der HERR, dein Gott, vor dir dahingibt, daß du sie schlägst, so sollt ihr sie verbannen, daß du keinen Bund mit ihnen machest noch ihnen Gunst erzeigest. Und sollst dich mit ihnen nicht befreunden: eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen, und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen euren Söhnen. Denn sie werden eure Söhne mir abfällig machen, daß sie andern Göttern dienen; so wird dann des HERRN Zorn ergrimmen über euch und euch bald vertilgen.“ ( 5. Buch Moses Kapitel 7 Vers 1-4)
 
Der Jahweh- Kult war demnach so stark gefährdet, dass er nur mit drastischen Mitteln aufrechterhalten werden konnte.
 
„Wenn ihr über den Jordan gegangen seid in das Land Kanaan, so sollt ihr alle Einwohner vertreiben vor eurem Angesicht und alle ihre Säulen und alle ihre gegossenen Bilder zerstören und alle ihre Höhen vertilgen, daß ihr also das Land einnehmet und darin wohnet; denn euch habe ich das Land gegeben, daß ihr's einnehmet." (4. Buch Moses Kapitel 33 ab Vers 51)
 
Ähnlich formulierte es Mohammed mehr als 2000 Jahre später in ähnlicher Lage (hier heisst der Kriegsgott Allah,) :
 
„Kämpfet wider diejenigen aus dem Volk der Schrift, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben und die nicht als unerlaubt erachten, was Allah und Sein Gesandter als unerlaubt erklärt haben, und die nicht dem wahren Bekenntnis folgen, bis sie aus freien Stücken den Tribut entrichten und ihre Unterwerfung anerkennen.“ (Koran Sure 9 Vers 29)
 
Noch bevor der Gesetzeskodex des Moses so richtig in Kraft trat, wäre es schon fast vorbei gewesen mit der Herrlichkeit des Jahweh. Als Moses im Sinai- Gebirge vermisst wurde (er fertigte die 10 Gebote an, und um glaubhaft zu wirken, wartete er wohl auf ein Gewitter, das zur Verkündung den passenden Rahmen abgab), fanden die Stammesfürsten nichts Anstössiges daran, die ägyptischen Fruchtbarkeitsfeste zu feiern. Zur Feier des Tages fertigten sie ein goldenes Kalb (Apis – Statue) an. Moses mit seinen Fanatikern gebot dem sofort Einhalt inclusive Todesstrafe für die Abtrünnigen. (2. Buch Moses Kapitel 32)
 
Wenn man dem Bibelbericht glauben soll, so begegnete die einheimische Bevölkerung den nomadisierenden Israeliten eher freundschaftlich und lud sie sogar zu ihren Feiertagen ein. Das wurde von Moses und seiner Priesterklasse sofort unterbunden, damit niemand daran Gefallen fände. Der Machtanspruch der Führer und der Priester war in Gefahr. (4. Buch Moses Kapitel 25)
 
Trotz aller Versuche den monotheistischen Jahweh- Kult mit aller Gewalt durchzusetzen, gelang dies nie vollständig.
 
Der erste König Saul suchte interessanterweise lieber Rat bei einer „Hexe“ statt bei den „Propheten Jahwehs“.
 
Der Sonnenkönig Salomo schätzte die Vorzüge des Pantheismus. Er setzte damit die Tradition aller Tyrannen fort, die Götter der eroberten und versklavten Völker gleich mit beschlagnahmten. Zu absoluter Perfektion haben die Römer dieses System geführt, indem sie nicht nur den griechischen und den ägyptischen Pantheon mit übernahmen, sondern auch den Göttern relativ unbedeutender Völker in Rom Altäre und Tempel bauten. Daher konnten sie ja auch mit dem monotheistischen Jahweh, der keine anderen Götter neben sich duldet anfangs nichts anfangen.
 
Ein paar Generationen nach dem König Salomo, war es, so man dem Bibelbericht Glauben schenken will, ein Magier namens Elia, der dem Jahweh- Kult wieder auf die Beine half. Er führte durch Hexerei eine Hungersnot herbei und sorgte mit einem Trick dafür, dass die Priester des konkurrierenden Macho- Gottes Baal niedergemetzelt wurden. Der König Ahab war dem Treiben des Magiers hilflos ausgeliefert. So wurde von Zeit zu Zeit der Jahweh- Kult wiederbelebt. [5]
 
Später noch, zur Zeit eines Königs Hezekia war der Kult des Kriegsgottes Jahweh schon nahezu durch andere Kulte ersetzt worden, was die selbsternannten sogenannten Propheten Jahweh‘s auf die Palme brachte.


4.Gefahr für den „Patriarchalischen Gott“


Als Betrachter dieser Berichte erkennen wir, dass sich die Agrargesellschaft eher zu matriarchalischen Naturkulten hingezogen fühlt, Nomaden, Sammler und Jäger jedoch eher zu patriachalischen Kulten.
 
Zum besseren Verständnis stellt nachfolgende Tabelle beide Kultformen mit den jeweiligen Attributen gegenüber:
 


Patriarchalischer Kult:

mono + polytheistisch

Nomaden, Jäger, Hirten

hierarchisch geordnet in Gott/Priester/Laien

Ziel: Erlösung im Jenseits

Lebensauffassung: Zwischenstation auf dem Weg ins Jenseits

autokratisch

rassistisch

autoritär

Wahrheitsanspruch

lebensverneinend

Ausbeutung der Ressourcen

Verbreitung des Glaubens durch Bekehrung (auch unter Zwang)

Sexualität: lustfeindlich, negativ besetzt

extrovertiert

Regeln, Gesetze

Gut- Böse Gegensätze


Frauen unterdrückt

Herrschaft über das Wissen

Kriegerische Glaubensverbreitung

Matriarchalischer Kult:

polytheistisch, pantheistisch

Ackerbau

keine klaren Hierarchien


Ziel: erfülltes und glückliches Leben jetzt

Lebensauffassung: unendlicher Kreislauf der Natur

demokratisch

multikulturell

tolerant

kein Wahrheitsanspruch

lebensbejahend

ökologisches Bewusstsein

Freiwilligkeit, keine Verkündung

Sexualität: verehrungswürdig, positiv besetzt

introvertiert

Anleitungen, Ratschläge

alles was im Einklang mit der Natur ist, ist gut

Frauen gleichberechtigt

Wissen ist zu aller Nutzen

keine Glaubenskriege, Übernahme fremder Götter


Kriege zwischen Stämmen und zwischen Völkern waren gleichzeitig vom Verständnis her, Machtkämpfe zwischen den jeweiligen Göttern. Kriegerische Auseinandersetzungen sind notwendig um die patriarchalische Ordnung aufrechtzuerhalten, wo sie sonst in Gefahr gerät.

Jedem Krieg lagen folgende Voraussetzungen zu Grunde:

    - der hegemoniale Anspruch eines autokratischen Herrschers

    - die moralische Rechtfertigung durch die Priesterschaft der jeweiligen Gottheit

    - Offiziere, die nach Ruhm streben

    - Soldaten, die durch die Priesterschaft gefügig gemacht werden indem Ihnen für den Fall ihres Todes glaubhaft (leere) Versprechungen gemacht werden


Die ständigen Fehden führten dann zwangsläufig zu chronischem Mangel an zeugungsfähigen Männern. Als Ausgleich wurde dann Polygamie geduldet, ja sogar gefördert, das entsprach ja auch der Rolle der Frau in der Nomadengesellschaft.

Dieses Konzept vom übergrossen Gottvater bekam erstmals Sprünge, als autokratische Tyrannen in ihrem Grössenwahn anfingen, sich mit Ihrem Gottbild auf eine Stufe zu stellen, oder sich selbst zum Gott erklärten. Dies erfordert jedoch eine Legitimation. Also behaupteten sie, sie wären direkte Nachfahren oder Söhne des Gottes (in ähnlicher Weise führen auch die geistlichen Führer im Islam ihre Autorität auf ihre direkte Abstammung vom Propheten zurück).

Da die Geburt eines Sohnes aber auch eine Mutter erfordert, musste es auch eine oder mehrere Göttinnen geben, Söhne irdischer Mütter wären ja nur „Halbgötter“, und die gab es natürlich auch, z.B. im griechischen und im nordischen Pantheon. (Um Jesus zu Gottes Sohn zu erklären war es dementsprechend notwendig, seiner Mutter „die Jungfrau Maria“ im nachhinein theologisch eine „göttliche Natur“ zu geben, sonst wäre er ja nicht gleichberechtigter Teil der „göttlichen Dreifaltigkeit“, sondern nur ein Halbgott)

Da die Göttin bzw. die Göttinnen ja mit Gott/ bzw. den Göttern verkehren wurden in verschiedenen Kulturen zu verschiedener Zeit dem bestehenden Pantheon ständig neue Mitglieder hinzugefügt. Zusammen bildeten sie eine patriarchalische Gesellschaft, als Abbild der Gesellschaftsstruktur ihrer menschlichen Erfinder, mit denen sie über vielerlei verwandtschaftliche Verbindungen verknüpft waren, und mit denen sie auch ihre Wesenszüge teilten, wie Eifersucht, Streit, Liebe, Intrigen, Hass, Einfältigkeit, Rachsucht, Güte, Neid, Ränkespiel usw..

Dieser so sich weiterentwickelnde Pantheon mit patriarchalischer Struktur war somit eine Fortschreibung des monotheistischen Kriegsgott– Kults. Gleichsam splitterte sich dieser Kult des Kriegsgottes auf, und umfasste den gesamten Pantheon, wobei die persönlichen Vorlieben für den einen oder anderen Gott/ Göttin variierten. Am grundsätzlichen patriarchalischen Gesellschaftskonzept änderte sich dadurch wenig bis nichts (auch wenn gewisse matriarchalische Einflüsse einbezogen wurden).

Alexander „der Grosse“ galt seinerzeit als Tyrann, der den gesamten bekannten Orient mit Krieg überzog; sein Weltreich umspannte die wichtigsten Teile der damals bekannten Welt. Dadurch besiegte er gleichsam deren Götter und erhob sich über dieselben hinaus und beherrschte sie. Nach gängiger Vorstellung war es so, dass wenn sich ein Herrscher zu Unrecht anmasste, den Göttern ebenbürtig zu sein, von diesen bestraft wurde. Wurde er nicht bestraft, so war der Herrscher als von „ Gottes Gnaden“ oder als „Gott“ bestätigt. Eine Niederlage im Kampf oder eine unmittelbar folgende tödliche Krankheit (Alexander d. G.) galt als Gottesstrafe für Anmassung. Rebellion gegen fremde und eigene Herrscher und Tyrannen war logischerweise das schlimmste Verbrechen überhaupt, da es sich gegen die Gottheit an sich richtete. Schon allein der Verdacht, jemand könnte das im Schilde führen, war Rechtfertigung genug um den Verdächtigten auszuschalten und zu vernichten. (ein neuzeitliches Beispiel sind die „Säuberungen“ Stalins in den 30-er Jahren). Ein erfolgreicher Usurpator konnte daher erst dann auf Bestätigung durch das Volk hoffen, wenn sich die Götter (und somit deren Priester) ihm gegenüber wohlwollend zeigten.

Gegenüber dem pluralistischen Kultbild der Griechen galt das monotheistische Weltbild der Juden antiquiert.

Die nationalistische Befreiungsbewegung unter den Makkabäern führte zur Restaurierung des alten Jahweh- Kults, aber einige Einflüsse des Hellenismus blieben erhalten und wurden im Kult integriert. So zum Beispiel das Konzept, dass Götter sich gelegentlich zu Menschen verwandeln und zeitweilig als solche leben (z.B. Herkules als Sohn des Zeus mit einer menschlichen Mutter). Das war die Voraussetzung dafür, dass sich ein gewisser Wanderprediger und Magier namens Jesus sich auch „Sohn Gottes“ nennen konnte, ohne sich sogleich der Lächerlichkeit preiszugeben. Die vage „Messias- Erwartung“ tat das Übrige. Nur die absolut fanatischen fundamentalistischen Anhänger des Jahweh- Kults empfanden das als anmassende Gotteslästerei und daher todeswürdig.

Aber diese fanatischen „Pharisäer“ waren nicht so einflussreich, da sie sich gegen den Klerus des „Jahweh- Tempels“ in Jerusalem stellten und im Gegensatz zur offiziellen Priesterschaft und den tempelgläubigen Sadduzäern ein Leben im Jenseits nach einer „Auferstehung von den Toten“ (hellenistisch!) glaubten.

So konnte dieser Magier Jesus die verschiedenen Strömungen im Jahweh- Kult für sich ausnützen um deren Schwächen blosszustellen. Das imponierte dem einfachen Volk. Was war denn an seiner Ideologie besonders?

    - Jesus predigte von der Natur, von den täglichen Dingen des Lebens, von Vögeln, Pflanzen, Bäumen, Säen und Ernten, von Blumen und Bergen, vom Meer und Fischen und von den Jahreszeiten

    - Er verglich das Verhalten der Menschen mit Parallelen in der Natur. Er predigte das einfache ursprüngliche Kult- Konzept, Anleihen aus dem matriarchalischen Urglauben schlechthin: Wer die Natur liebt, liebt auch seinen Nächsten!


Das war das Geheimnis seines Erfolges. So schließt sich der Kreis! “Gott ist Liebe! “ „Liebe deinen Nächsten!“, „Die Liebe ist in Euch!“ „Das Reich ist inwendig in Euch!“,

Siehe da! Der natürliche Glauben, der Ur- Kult ist im Unterbewusstsein eines jeden Einzelnen vorhanden, man muss ihn nur entdecken!

Das war nicht neu, aber für eine Bevölkerung die unter der patriarchalischen Knute des Kriegsgottes und seines Klerus sowie seiner tyrannischen Herrscher litt, wirkte es wie eine Befreiung.

(Ihr) werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes Kapitel 8,32)

Dass dies weder dem Klerus des Jahweh- Kults, noch den Statthaltern der römischen Tyrannen und „Göttlichen Cäsaren“ nicht passte, lag auf der Hand.

Die Antwort war, wie immer wenn das Patriarchat in Gefahr war, - Repression!

Obwohl, den Evangelien nach zu urteilen, Jesus nicht frei von Rassismus war , und auch sein Frauenbild zu wünschen übrig lässt, waren doch seine Predigten eine Gefahr für die herrschende Klasse.

Was den erwähnten Rassismus betrifft, sei Bezug genommen auf den Bericht im Matthäus -Evangelium, Kapitel 15 Verse 22 – 28:

„Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: „Laß sie doch gehen, denn sie schreit uns nach“. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch fressen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.“

Dr. Michael Schmidt Salomon schreibt dazu in seiner Schrift „Ist das Christentum „erledigt“?“ wie folgt:

„Das Verhalten, das Jesus hier zeigt, ist aus den damaligen sozioökonomischenVerhältnissen heraus verständlich (Jesus war Mitglied eines unterdrückten Volkes, das in vielerlei Hinsicht bedroht war), kann aber nach heutigem Maßstab selbstverständlich nicht mehr als ethisch vorbildlich angesehen werden. Man stelle sich zur Illustration z.B. einen Postbeamten vor, der - von einer türkischen Frau um Briefmarken gebeten - sagt, er sei nur für Deutsche zuständig und nicht für Hunde, und der, erst nachdem sich die Frau "hündisch" vor ihm auf den Boden geworfen und den Beamten mit "Herrenmensch" angeredet hat, sich bemüßigt fühlt, die erbetenen Postwertzeichen auszuhändigen. Einen Beamten, von dem solches Verhalten berichtet würde, würden wir wohl kaum im öffentlichen Dienst belassen, geschweige denn, daß wir eine Religion nach ihm benennen würden.“ [6]
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

Bei den Lehren Jesu kam also das matriarchalische Kultkonzept der liebevollen Mutter Natur eher zum Tragen, als der kriegerische und strafende Vatergott.

    - Brüderlichkeit statt Obrigkeit

    - Mitleid statt Strafe

    - Liebe statt Rache

    - Freiheit statt Unterdrückung


Das waren die Grundlehren Jesu, aber er war nicht der einzige! Ähnliche Konzepte predigte an anderem Ort z.B. Laotse im fernen China.

Mit der physischen Vernichtung des Magiers Jesu starb aber nicht sein gesellschaftliches Grundkonzept; die Gesellschaft die auf Nächstenliebe und ein Leben im Einklang mit der Natur basiert, auf Brüderlichkeit und Freiheit (der matriarchalische Urkult).

Sowohl für das patriarchalische Klerikaljudentum, als auch für die pantheistische Pseudo- Republik Rom mit seinem patriarchalischen Gott- Kaiser an der Spitze bedeutete das Urchristentum eine Herausforderung. Die anfängliche Neugier nach der neuen Religion des Paulus/Petrus und des „toten und wiederauferstandenen Gottes“ wich bald scharfer Verfolgung und Repression, obwohl die Zahl der Anhänger anfänglich so gering gewesen sein muss, dass der jüdisch/römische Geschichtsschreiber Josephus Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. die Christen in seiner Aufstellung aller zeitgenössischen Sekten nicht einmal erwähnte.

Um zu überleben musste sich das „christliche“ Gesellschaftskonzept grundlegend wandeln, die innere Struktur bedurfte einer Reform. Wie wir schon vorher gesehen haben, führen veränderte Rahmenbedingungen zu einem Wandel des Kults. Die Verfolgung der ersten Christen bedeutete „feindliche Lebensbedingungen“, diese wiederum führten fast zwangsläufig zu patriarchalischen Strukturen und Hierarchien. Ein Klerus von „Bischöfen“ (episcopi), „Ältesten“ (presbyteren)“ und „Diakonen“ (Helfer) wurde eingeführt, Frauen haben hier keinen Platz („sollen die Frauen schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen“ 1. Korinther 14,34 ).

Der Kult des Gottes der Liebe wandelt sich wieder zum Kult des strafenden und ungnädigen Jahweh! Nur der „auferstandene“ Sohn Gottes konnte die Gewähr dafür übernehmen, dass der strafende Gott nicht wutentbrannt sofort das Weltende einläutete. Das bedeutete eine sogenannte „ Mittlerfunktion“ im Kult, den sonst die Priester einnehmen. Je mehr dann Jesus im Laufe der Zeit selbst zum Gott verklärt wurde, desto mehr rutschte Maria, „die Mutter Gottes“ in diese Mittlerrolle hinein. Maria als „Ersatzgöttin“ - ein letzter Rest des Urglaubens, der Madonnenkult anstelle des Kults der „Grossen Mutter“.

Es mag schon wie ein Wunder anmuten, dass sich der neue Kult „des toten Gottes“ der „auferstanden“ war, gegen die anderen Kulte im römischen Reich innerhalb von nur 4 Jahrhunderten durchsetzte. Wie war das möglich? Was war anders?

Es war der missionarische Eifer der Urchristen („Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ Matthäus 28,19) . Bis dato undenkbar dass ein Kult über Missionstätigkeit im grossen Stil verbreitet wurde. Bisher breiteten sich Kulte nur durch Krieg oder durch Vermischung der Bevölkerungen aus. Aber nun fühlte sich jeder Christ dazu berufen, seinen Glauben an „Ungläubige“ weiterzugeben und sie zu missionieren.

Aber was da missionarisch verbreitet wurde, war nicht mehr der Kult des „gütigen Gottes“, die naturverbundene Liebe, sondern der alte Jahweh- Kult mit der neuen Variante des „Mittlers“ Jesus, der die Menschheit erlöst. Und es kamen zwei neue Komponenten ins Spiel:

    - die Erbsünde, von der die gesamte Menschheit erlöst werden muss, weil alle von „Adam und Eva“, den „Sündern“ abstammen und der „Erlösung“ bedürfen, um das „Himmelreich“ zu erlangen, also ein zukünftiges Leben nach dem Tod.

    - und ein Gegenspieler Gottes der das zu verhindern sucht: der „Teufel“ oder „Satan“!


5.Der Teufel als Machtfaktor


Während der Teufel oder Satan im alten Testament eigentlich nur als gestrauchelter Engel oder als Handlanger Jahweh‘s (Bibelbuch Hiob) vorkommt, wurde das Konzept des „Teufels“ durch die hellenistischen Einflüsse etwa ab dem vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (v. Chr.) zu einem wichtigen Faktor. Satan wurde „der“ Gegenspieler Gottes. Das relativiert und rechtfertigt den absolutistischen Charakter Jahweh‘s. Er splittet sich gleichsam auf in 2 Teile, den guten „Gott“, der die guten „göttlichen“ Eigenschaften repräsentiert, sowie den bösen „Teufel“ der alles „Böse“ verantwortlich ist, wobei die Grenzen wieder fliessend sind. War es im alten Testament noch der Kriegsgott selbst, der die Strafen verhängte und ausführte, so ist das Ausführungsorgan nunmehr der Teufel. Der Teufel gleichsam als Exekutivorgan göttlicher Legislative und Rechtsprechung!
 
Zur Lebzeit des Magiers Jesus, war den Evangelien nach zu urteilen, ein nicht unbeträchtlicher Teil der jüdischen Bevölkerung von „Dämonen besessen“, also „des Satans“. Ein Grossteil der „vollbrachten Wunder“ Jesu waren denn auch „Dämonenaustreibungen“ oder Exorzismen.
 
Der Teufel war auf einmal überall präsent:
 
    - in Form römischer Truppen

    - in Form ungläubiger Heiden

    - in Form psychisch Kranker

    - in Form körperlich Gebrechlicher

 
Die frühchristlichen Eiferer übernahmen das Konzept des Teufels aus dem hellenistisch- jüdischen Weltbild nahtlos. Alles, was dem „christlichen“ Weltbild widersprach, war „Werk des Teufels“. Die Apokalypse de Johannes ist nichts anderes als ein „Kampf Gottes mit dem Satan („der grosse Drache“) in mehreren Akten.
 
Mit der Übernahme des Teufels wurde auch noch gleich seine Residenz, die „Hölle“ als Ort der Verdammnis und ewiger Qualen (die hellenistische Unterwelten „Hades“ und „Tartarus“ waren vergleichsweise angenehm zu ertragen) gleich mit übernommen. Das heisst, „Gott“ macht sich die Finger nicht mehr selber schmutzig sondern überlässt die Bestrafung der Ungläubigen und der Ketzer seinem Folterknecht Satan mit seinen Hilfssheriffs, den „Dämonen“.
 
Von daher ist es nicht verwunderlich, dass bei der Zwangschristianisierung Mitteleuropas (die Heiden kannten ja schliesslich keinen Teufel) der gütige Waldgott (der gehörnte Gott, Mittler zwischen dem Reich der Tiere und dem der Menschen, das männliche Pendant der „Grossen Mutter“) kurzerhand zum Satan und alle heidnischen Götter zu Dämonen erklärt wurden. Satan wurde zu einem hässlichen Mittelding aus Mensch und Tier mit Hörnern, Bocksfüssen, Schwanz und schwefligem Gestank.
 
Pedro Kreye schreibt richtigerweise in seiner Abhandlung „Wiedergeburt des Lichts“:
 
„(Auch in) der Offenbarung des Johannes, ist Satan eindeutig und nachweisbar der Erfüllungsgehilfe des Weltplanes des Bibelgottes. Ganz im Unterschied etwa zur zoroastischen Religion spielt der Satan keine eigenständige Rolle mit einem eigenen Willen und einem eigenen Weltplan, sondern er ist niemals etwas anderes als die Schattenseite Gottes und sein Instrument. Eine gewisse Tiefe erhielt der Satan eigentlich erst durch die literarische Bearbeitung beispielsweise durch Goethe in "Faust", wobei Goethe aber den engstirnigen biblischen Kontext weit überschreitet. "Der Geist, der stets das Böse will, aber das Gute schafft", das ist kein bibelchristlicher Gedanke mehr, es zeigt Goethes Kenntnis der Zarathustra- Religion und anderer religiöser Konzepte.“[7]
 
Wie viele schlaue Köpfe mussten in den letzten eintausend Jahren rollen, weil sie angeblich mit „Satan“ im Bunde waren? Wie viele Hexen wurden verbrannt, weil sexuell verklemmte Kleriker ihre sadistischen Triebe folternd an unschuldigen Frauen und Mädchen befriedigten und ihren nicht erfüllbaren sexuellen Wünschen phantasievoll freien Lauf liessen. Wie viele Völker wurden niedergemetzelt, zwangsbekehrt oder unterdrückt weil sie „des Teufels“ waren. Die Geschichtsbücher sind voll davon.
 
Statt christlicher Liebe und göttlicher Zuwendung bestimmten nun Furcht vor dem Teufel und Angstmacherei vor den „Höllenqualen“ das Wesen des Christentums. Die Angst vor der Hölle als Machtfaktor: bedingungsloser Gehorsam gegenüber der herrschenden Priesterklasse war die einzige Gewähr dafür, nicht sofort in die „Hölle“ geschickt zu werden. Und diese Furcht musste durch unablässiges Predigen von den Kanzeln und Einschüchterungen wach gehalten werden. Ohne Hölle – keine Macht! Und diese Angst vor der „Hölle“ hielt die „christlichen Kirchen“ noch Jahrhunderte am Leben, sogar noch bis in die heutige Zeit.
 
Eine gewisse Ausnahme bilden da nur die apokalypse- oder endzeitorientierten Glaubensrichtungen, die das bevorstehende „Ende der Welt“ predigen, und so ihre Mitglieder zu Wohlverhalten dem eigenen Klerus gegenüber anhalten. Im Vergleich zum nahenden „Weltende durch Gottes Zorn“ („Harmaggedon“) verblasst dann selbst die „Höllenpein“ als zweitrangiges, wenn nicht sogar überflüssiges Machtinstrument. Aber dafür steckt hinter jedem recherchierten Zeitungsartikel über „Sekten“ und jedem Aufsatz eines „Abtrünnigen“ der „Leibhaftige“ selbst.
 
Der Teufel als Angstmacher ist im patriarchalischen Monotheismus unverzichtbar.


6.Kult und Bekehrung


„Julian Apostata zum Gedächtnis“ (361-363 u. Z.)

"Warum eine Seele beweinen, die bereit ist, sich mit den Sternen zu vereinen?" sagte im Jahre 363 Kaiser Julian Apostata zu den Umstehenden, kurz bevor er starb. Kaiser Julian Apostata war der letzte "heidnische" römische Kaiser. Abgestoßen von den Untaten seiner "christlichen" Vorgänger, die das Christentum instrumentalisiert hatten, um ihre Bürgerkriege gegen ihre Konkurrenten zu gewinnen, erkannte er, daß diese merkwürdige Buchreligion gegenüber den alten antiken Götterwelt eigentlich keine wirkliche moralische Überlegenheit besaß. Besonders abgestoßen fühlte er sich von den mörderischen und blutrünstigen Texten des Alten Testamentes, die seiner Ansicht nach einer gereiften Menschheit unwürdig waren. Seine Bemühungen, deshalb die alten römischen Götterkulte wieder zu restaurieren, waren allerdings zum Scheitern verurteilt, denn seine Zeit erforderte eine spirituelle Erlösergestalt, eine Erlösgottheit, an die alle Sklaven und Leibeigenen in ihrer Not glauben konnten und an die sie ihre Hoffnung und Liebe knüpfen konnten. Doch seine Warnungen vor den blutigen Botschaften der Bibelreligion waren berechtigt. Die späteren christlichen Päpste haßten ihn dafür, ihn, den sie als Abtrünnigen betrachteten. Doch alle seine Befürchtungen wegen der Bibelreligion sollten historisch wahr werden. Ehre dem Namen und Angedenken Julian Apostatas!“ /(aus „Wiedergeburt des Lichtes“ von Pedro Kreye [8])
 
Im Jahre 385 u. Z., das bedeutet gerade mal 22 Jahre nach dem Ableben Julian‘s und 72 Jahre nach der Erhebung des „christlichen Glaubens“ zur Staatsreligion durch Kaiser Konstantin im Jahre 313 u. Z. wurden in Trier auf Geheiss „christlicher“ Bischöfe der christliche “Häretiker” (“Abweichler”) Priscillianus und einige seiner Anhänger enthauptet. Ihr Verbrechen bestand darin, in einigen theologischen Fragen eine eigene Meinung zu haben. Sie setzten damit eine unselige Tradition des grossen Kult- Buches des Monotheismus, der Bibel fort, nämlich jegliche Abweichung vom „wahren Glauben“ unerbittlich mit der Todesstrafe zu ahnden.
 
Die „blutigen Botschaften der Bibelreligion“, vor denen Kaiser Julian warnte sind mannigfach. In dem Buch „The Bible Handbook“ ist unter dem Titel: “Göttliche Greuel, Grausamkeiten und Todesstrafen oder Lieber Gott, wo bist du?“ [9] die folgende Aufstellung an biblischen Grausamkeiten und Anachronismen aufgeführt, die hier ungekürzt wiedergegeben wird:

    Gott verdammt alle Menschen für die Übertretung eines einzigen. Wahrlich keine moderne Rechtsprechung: Rom. 5:12, Rom. 5:17-19, 1 Kor. 15:21,22.

    Alle Geschöpfe werden ertränkt, weil Gott eine Spezies (Mensch) mangelhaft konstruiert hat: Gen. 6:5, 7, Gen 6:17, Gen. 7:23. Doch wie sind bloß die Fische in der verdammten Flut ersoffen?

    Die Unschuldigen verdammt anstelle des Schuldigen: Gen. 9:20-22, 24-25. Christen lehrten später, Hams Nachkommen seien schwarz und rechtfertigten so die Versklavung der Neger.

    Gott verlangt Menschenopfer: Lev. 27:28, 29, Josh. 6:17, Jer. 7:30, Hesek. 20:25,26 und Micha 6:7. Auch Gen. 22:2, 9, 10 (Abraham - Isaak) und Jephthah brät sein Töchterchen für den lieben Gott: Richter 11:29-31 and 11:34, 39. Ein Mann nach Gottes Geschmack läßt sieben unschuldige Männer, um Gott zu versöhnen, opfern: 2 Sam. 21:1,3-6,9,14, vergleiche auch: Num. 25:4.

    Gott verhärtet Pharaoh's Herz und begeht noch andere Verbrechen: Exod. 7:3,4,13, Exod. 10:1, 20, 27, Exod. 14:17 und Exod. 7:20, 21; 9:3, 6; 9:19, 23 ,25.

    Gott, der Mitternachtsmörder: Exod. 12:29, 30 und Exod. 11:3-6.

    Gott sanktioniert Sklaverei: Exod. 21:2, 4-6 und Lev. 25:44-46. Auch das NT befürwortet eindeutig die Sklaverei: 1 Pet. 2:18, 1 Tim. 6:1, Titus 2:9, Eph. 6:5-8 u. Kol. 3:22.

    Man darf seine Töchter verkaufen: Exod. 21:7.

    Gott befiehlt den Totschlag an Männern und das Versklaven von Frauen und Kindern bei Völkern, die ferne wohnen: Deut. 20:10-15, und den Holocaust für Nachbarvölker, nämlich die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter: Deut. 20:16,17.

    Ein Sklave darf langsam totgeschlagen werden: Exod. 21:20,21.

    Hexen sind zu töten: Exod. 22:18, Lev. 20:27, Deut. 18:10, Gal. 5:19,20. Hexerei gehört natürlich wie Religion ins Reich der Fantasie, also auch hier wird der Tod Unschuldiger gefordert!

    Tod für das Konsultieren von Zauberern und Zeichendeutern: Lev. 20:6.

    Tod für Abgötterei und Ketzerei: Exod. 22:20, Deut. 13:1, 2, 5, 14, 15, Deut. 17:2-5, Deut. 18:20.

    Man soll seine Brüder, Töchter, Söhne, seine Frau(en) und Freunde bei religiösen Meinungsverschiedenheiten umbringen: Deut. 13:6-11.

    Tod für alle Frevler und die, die vermessen handeln: Num. 15:30, Deut 17:12, Num. 5:2,4; 12:14 und Deut 23:1-3.

    Tod für den, der eine Arbeit tut am Samstag (alle Christen?): Exod. 31:14, 15. (Im "modernen" Israel gibt es übrigens heutzutage "Sabbat"- Fahrstühle, die am Samstag ununterbrochen arbeiten, d. h. an jeder Etage halten, damit kein frommer Jude die Arbeit eines Knopfdruckes am Sabbat auf sich nehmen muß.)

    Tod für das Anzünden eines Feuers: Exod. 35:2, 3 in Zusammenhang mit Tod für Sabbatübertretungen: Exod. 31:14.

    Tod für das Sammeln von Brennholz: Num. 15:32, 35-36.

    Tod für das Nicht-Halten des Passah-Festes: Num. 9:13.

    Tod für das Essen von gesäuertem Brot: Exod. 12:15; 12:19.

    Tod für das Essen vom Fleisch des Dankopfers: Lev. 7:21.

    Tod für das Essen von Fett: Lev. 7:22-25.

    Tod für das Essen von Blut: Lev. 3:16, 17; Lev. 7:26, 27., Lev. 17:10-16.

    Tod für Kinder, die nicht beschnitten sind: Gen. 17:14.

    Tod für die Herstellung von Salböl und Räucherwerk für private Zwecke: Exod. 30:22-38.

    Tod für das Reste- Essen nach dem Dankopferfest: Lev. 19:5-8 und 7:18.

    Tod für das Opfern ohne priesterliche Hilfe: Lev. 17:8, 9.

    Tod für Schlachten ohne Opfer an den Herrn: Lev. 17:2-9.

    Tod für Zeremonieübertretungen: Lev. 7:20, 21 und 22:3,9.

    Tod für das Berühren des Heiligtums: Num. 4:15 und 2 Sam. 6:6-7.

    Tod für das Sich-Nähern an heilige Geräte: Num. 18:3.

    Tod für Fremde, die hinter den heiligen Vorhang treten: Num. 18:7.

    Tod für das Schauen des Heiligtums: Num. 4:20.

    Tod für das Betreten des Heiligtums, ohne zu schellen: Exod. 28:34, 35.

    Tod für das Betreten des Heiligtums ohne leinene Beinkleider: Exod. 28:42, 43.

    Tod für Unreinheit (Diese Unreinheit bezieht sich nicht so sehr auf Schmutz im hygienischen Sinne, sondern ist hauptsächlich zeremonieller und imaginärer Art und entsteht zum Beispiel durch das Berühren zeremoniell unreiner Personen oder durch Kontakt mit oder Konsum von Unreinem. Als unrein gelten z. B. Tierleichen, Schweinefleisch, Austern, Adler, Krabben, Krebse, Eulen, Habichte, Falken, Raben, Reiher, Geier, Störche, Schwäne, Pelikane, Kormorane, Kiebitze und all das komische Geflügel, das keine Federn hat, wie Fledermäuse und Vampire, sowie alle vierbeinigen Federviecher usw. Lev. 11:4-27, Lev. 11:39, Lev. 22:5,6): Num. 19:20, Lev. 22:3, 9, Num. 19:13.

    Tod für das Essen von Tieren, die eines natürlichen Todes gestorben sind oder von wilden Tieren gerissen wurden: Lev. 22:8,9, Lev. 17:13-16, auch: Deut. 14:21.

    Tod für den, der seinen Leib am Versöhnungstag nicht kasteit: Lev. 23:29

    Tod für den, der am Versöhnungstag irgendeine Arbeit tut: Lev. 23:30.

    Tod für den Aufenthalt nahe der Stiftshütte: Num. 1:51; 18:22; 17:13.

    Tod für das Herantreten an die Priesterschaft: Num. 3:10; 18:7, 3:38.

    Tod für Gotteslästerung: Lev. 24:11-23.

    Tod für Mädchen, die ihre Jungfernschaft zu früh verloren haben oder deren Jungfernhäutchen zufälligerweise nicht intakt ist: Deut. 22:20-21.

    Feuertod für unkeusche Priestertöchter (nicht intaktes Jungfernhäutchen): Lev. 21:9.

    Tod für Ehebrecher: Deut. 22:22.

    Tod für Vergewaltigung: Deut. 22:23-24.

    Tod für Mädchen, die bei der Vergewaltigung nicht laut genug geschrien haben: Deut: 22:24.

    Tod für Geschlechtsverkehr während der Menstruation: Lev. 20:18.

    Der Herr verbrennt die Ungeduldigen: Num. 11:1.

    Der Herr mordet die, die eine abwechselungsreichere Diät fordern: Num. 11:4-6, 31, 33-34.
    Gott fordert Moses zum Massenmord an allen Midianitern, die einst Moses für vierzig Jahre bewirtet hatten, als er in Ägypten um sein Leben fürchten mußte, auf, einschließlich Frauen und männlichen Kleinkindern. Nur die Jungfrauen dürfen als Kriegsbeute behalten werden zum Vergnügen der Krieger, der Priester des Herrn und des Herrn selbst: Num. 31:1-2, 9-11, 14-18, 32, 35, 40.

    Priester lebend verbrannt für falsches Feuermachen: Lev. 10:1, 2.

    Gott beseitigt Abweichler mit Erdbeben, Feuer und Pest: Num. 16:3, 20-22, 27, 31-33, 49.

    Gott beantwortet Beschwerden mit mörderischen Giftschlangen: Num. 21:5,6.

    Heimsuchungen, wenn man Gott nicht genug liebt: Schrecken, Dürre, Fieber: Lev. 26:16, keine Ernten mehr: Lev. 26:20, wilde Tiere fressen die Kinder und Verwüstung: Lev. 26:22.

    Gottes Racheschwert: Pest und Auslieferung an die Feinde: Lev. 26:23-25.

    "...ihr sollt eurer Söhne und Töchter Fleisch essen." Lev. 26:29.

    Gott hilft bei der Ermordung einer ganzen Nation (einschließlich Frauen und Kinder): Deut. 2:30,34.

    Der Massenmord von Basan: Deut. 3:6.

    Totale Zerstörung der sieben Nationen von Kanaan: Deut. 7:1-6, Deut. 20:6,17.

    Gott schickt mörderische Hornissen: Deut. 7:20,21.

    Das heilige Massaker von Jericho, nur die Hure und Kollaborateurin Rahab darf mit ihrer Sippschaft überleben: Jos. 6:17-21.

    Jaels hinterhältiger Mord: Richter 4:9-24 und Gottes Lob: Richter 5:24-31.

    Gottes Beihilfe zum Mord an dreißig Männern, damit Samson eine alberne Spielschuld bezahlen kann: Richter 14:19.

    Tierquälerei und Brandstiftung: Richter 15:4, 5.

    Gottes Beihilfe zum Mord an 1000 Philister: Richter 15:14-15.

    Frommes Gemetzel an friedlichen Bürgern: Richter 18:6-7.

    Gott, der mal gerade wieder in seiner Bundeslade sitzt, gibt den Befehl zur Vernichtung des Stammes Benjamin: Richter 20:27,28.
    Fromme Methode um Frauen zu erwerben: Massenmord an ihrer Verwandtschaft: Richter 21:7-14.
    Gott bringt 50 070 Menschen um, weil sie in eine Kiste hineingeguckt haben: 1 Sam. 6:19.

    Gott läßt alle Amalekiter (einschließlich Babys und Nutztiere) umbringen für ein Vergehen von vor 400 Jahren: 1 Sam. 15:1-3, 8.

    Samuel zerhackt Agag vor dem Herrn: 1 Sam. 15:33.

    David, ein Mann nach Gottes Geschmack, bringt 200 Philister um und schneidet den Leichen die Vorhaut ab: 1 Sam. 18:27.

    David lebt von Mord, Raub und Erpressung: 1 Sam. 27:8, 9 und 1 Sam. 25:5-13.

    David zeigt den Amalekitern, die aus Rache ins Land eingefallen, aber `niemanden getötet, sondern weggeführt hatten', daß die wahre Politik Ausrottung heißt: 1 Sam. 30:2-18.

    Gott bringt Uzzah um, der die Bundeslade vorm Umkippen bewahrt: 2 Sam. 6:6-7.

    David bringt zwei Drittel der moabitischen Kriegsgefangenen um: 2 Sam. 8:2.

    David verstümmelt Pferde: 2 Sam. 8:4.

    David verführt Uriahs Frau und arrangiert Uriahs Tod: 2 Sam. 11:2-15.

    Gottes Mann, David, foltert die Ammoniter la christliche Inquisition mit Sägen, Äxten und eisernen Instrumenten und verbrennt sie la` Nazis und katholische Ustacha in Öfen: 1 Chron. 20:3 und 2 Sam. 12:31. (1956 von der Evangelischen Bibelgesellschaft wegen Auschwitz umgelogen zu`arbeiten am Ziegelofen'!)

    Der Engel des Herrn bringt 70 000 Männer (Frauen und Kinder gehen extra) um, da der Herr sich über Davids Volkszählung geärgert hat: 1 Chron. 21:1-15, 2 Sam. 24:15.

    Davids Mordbefehl und Rachegedanken noch am Sterbebett: 1 Könige 2:5-9.

    Gottes Propheten verursachen politische und religiöse Massenmorde: 1 Könige 21:20-24, 2 Könige 9:6-10, 2 Könige 10:10, 11, 16-19, 25, 28, 30.

    Elia, Massenmörder und Mann Gottes, bringt zweimal einen Hauptmann und seine 50 Leute mit himmlischem Feuer um: 2 Könige 1:10-12.

    Elia läßt 450 Priester der Konkurrenz kaltblütig ermorden: 1 Könige 18:40.

    42 Kinder von Bären ermordet, weil sie Elisa neckten: 2 Könige 2:23-24.

    Gottes Engel bringt 185 000 in einer Nacht um: 2 Könige 19:35.

    Kinder bestraft für die Sünden der Väter: Jesaja 14:21, Exod. 34:7, Num. 14:18.

    Fromme Gatten und Väter sollen ihre fremdländischen Frauen und ihre Kinder verlassen: Esra 10:2-3.

    Gott erlaubt Satans Mord an Hiobs Knechten und Kindern für einen Frömmigkeitstest: Hiob 1:12-19.

    Gott täuscht Propheten, um eine Entschuldigung zu haben für ihr Abschlachten: Hesek. 14:9.

    "Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie am Stein!" Ps. 137:9.

    Befremdliche Güte Gottes: Ps. 136:2, 10, 15, 17-21.

    Mehr Grausamkeiten: Lam. 2:21, Lam. 3:10, 11, Hos. 13:7, 8, Hesek. 6:12, 13, Jes. 13:6, 9, 16-18, Nah. 1:2-3, 5-6, Hab. 3:5, Zeph. 1:2, 3.

    Das NT rechtfertigt und hält die Grausamkeiten des AT aufrecht: Lukas 16:31, Matt. 5:17-19, Lukas 16:17, 2 Tim. 3:15, 16, Joh. 5:39, 46, 47, Lukas 24:25, 27, Heb. 11:17, 30-31, Jakobus 2:21- 25.

    Das NT bemüht sich, die Schrecken und Leiden der Menschheit noch um ewige Höllenqualen zu vermehren: Matt. 18:8, Matt. 25:41, 46, Mark 9:43-48, Lukas 12:5, Matt. 10:28, Matt. 23:33, Lukas 16:23, 24.

    Johannes schwelgt in seiner Höllenbeschreibung: Apo. 14:9-11; 19:1, 3-4, 20; 20:1-3, 10.

    Jubel der Frommen angesichts der in der Hölle Gemarterten: Apo. 19: 1-9.

    Die Mehrheit der Menschheit fährt zur Hölle: Matt. 7:14, Matt. 22:13, 14, Lukas 13:23, 24.

    Alle Andersgläubigen sind zu Höllenqualen verdammt: Apo. 21:8, 1 Kor. 6:9.

    Verdammt ist, wer Gott nicht kennt: 2 Thess. 1:7-9, Apostelges. 4:12, Ps. 9:(bes. 18).

    Höllenfeuer für den, der zürnt und andere einen Narren nennt: Matt. 5:22. Jesus zürnt und beschimpft Mitmenschen als Narren, Schlangen, Otterngezücht etc.: Matt. 23:17, Lukas 11:40, Lukas 24:25, Matt. 3:7, Matt. 12:34, Matt. 23:33.

    Brennen in Feuer und Schwefel für Unglaube, Unzucht etc.: Apo. 21:8, Joh. 3:36, Lukas 12:46, Mark. 16:16.

    Verdammnis wegen Reichtum: Matt. 19:24, Lukas 6:24, Lukas 16:19-31.

    Blut als Waschmittel gegen Sünden: 1 Joh. 1:7, Heb. 9:22, 28, Heb. 9:12-14, 10:29, Matt. 26:28,Apost. 20:28, Eph. 1:7, Kol. 1:20, Apo. 1:5, Apo. 5:9, 1 Pet. 1:2, Apo. 7:14.

    Ein Vater verlangt von seinem Sohn einen langsamen Foltertod, bevor er seine Rache an Sündern, die er selbst geschaffen hat, einstellt: Joh. 3:16, Phil. 2:8, Kol. 1:19-20, Gal. 3:13, 1 Tim. 2:5-6, Eph. 2:13, 16, Rom. 3:24, 15, Rom. 4:25, Rom. 5:1, 6, 8-11.

    Gott, ein kräftiger Lügner, um Leute in die Verdammnis zu leiten: 2 Thess. 2:11, 12.

    Jesus spricht unverständliches Zeug, damit man ihn nicht versteht und nicht gerettet wird: Mark. 4:11, 12.

    Gott verhärtet die Herzen der Menschen, damit sie nicht vor der Hölle gerettet werden. Joh. 12:39,40.

    Der Mensch ist hilflos und kann sich nicht vor der Hölle retten: Rom. 9:9-13, 16, 18, 21- 22.

    Alles ist von Gott vorherbestimmt: Rom. 8:29, 30, Rom. 11:7-10, Eph. 1:4, 5, Apo. 17:8, Apo. 20:15.

    Antinomismus: Anständige Lebensführung ist nichts, Glaube alles: Rom. 4:5, 8, 5:1, 6:18, 22 u. 8:33, Apost. 13:39, 1 Kor. 6:12, 1 Joh. 3:9 u. 5:1, Lukas 14:26.

    Idealisierter Kannibalismus: Joh. 6:53-56.

    Mann und Frau ermordet, weil sie einen Teil ihres Besitzes behalten wollten: Apost.: 4:34, 35; 5:1-3, 5-11.

    Ein Mann wird mit Blindheit geschlagen, weil er dem Christentum widersteht: Apost.: 13:8-11.

    Die große Abrechnung, das Austoben von Gottes Rachegelüsten: 1 Pet. 4:7, Lukas 17:29, 30, 2 Pet. 3:7, 10, Rom. 2:5, Matt. 25:41-46 und natürlich Gottes Endlösung, die Apokalypse, besonders 1:13-16, 2:18, 22, 6:4, 8:1-13, 9:1-20, 14:10, 11, 19, 20, 15:1, 16:1-21, 17:16, 18:8-24, 19:12,15.1


Es nahm mehrere Jahrhunderte an Kriegen und Gemetzel in Anspruch um Europa zu „christianisieren“. Ein „dreifaltiger Gott“ ersetzte das arianische urchristliche Gottesbild, der bald darauf so kompliziert zu erklären war, dass ein „Mysterium“ (die „heilige Dreifaltigkeit“) daraus gemacht wurde. Die „Bischöfe“ wurden nicht nur mit geistlicher, sondern vor allem mit weltlicher Macht ausgestattet. Der Hohepriester der Christen wurde ein sogenannter Papst, anfangs als „Bischof von Rom“ nur einer von insgesamt fünf Bischöfen (Alexandrien, Antiochus, Jerusalem, Konstantinopel, Rom) der die Insignien des römischen Reiches („Pontifex Maximus“ höchster Priester) sowie das modische Outfit der heidnischen Mithra – Priester (rote und weisse Roben, Fischkopf- Mützen, Hirtenstab), sowie deren Anrede (Heiliger Vater) übernahm [10]. Gleichsam als „Stellvertreter Gottes“, des nunmehr dreieinigen ( Gottvater, Gottsohn und heiliger Geist!?) und dennoch bipolaren (Gott / Teufel) Gottes, wurde der Kampf gegen alle, die sich nicht gleichschalten liessen, in letzter Konsequenz weitergeführt.
 
Als erste germanische Stämme nahmen anscheinend die Burgunder das „Christentum“ an, danach auch die Vandalen, Sueben (Alamannen), Thüringer, Bajuwaren, Langobarden und schließlich die Franken. Unter König Chlodwig I wurde Franken im Jahre 495 u. Z. dann durch politische Heirat Chlodwigs mit einer Burgunderprinzessin katholisch. Im 6. Jahrhundert wurden dann die Goten (Wulfila [Ulfila] übersetzte die Bibel bereits im 4. Jhdt. ins Gotische und verbreitete die arianische Ausführung des christlichen Kultes unter den Goten und anderen germanischen Stämmen 2 Jahrhunderte bevor Bonifatius sein Unwesen trieb) offiziell katholisch . Die formale Taufe bedeutete dabei zunächst für die spärliche Landbevölkerung wenig, und viele der alten heidnischen Sitten und Bräuche lebten fast unverändert weiter fort. Als Bonifatius nämlich 723 u. Z. die Donareiche fällte, geschah das in Hessen, einem Land, das bereits vorwiegend „christlich“, nämlich vermutlich arianisch war.
 
Der ostgotische König Theoderich, arianischen Glaubens, (471-526) hatte vorher schon von Ravenna aus in Franken einen Stützpunkt geschaffen. Seine Nichte Amalberga heiratete um 500 u. Z. den Thüringerherzog Hermanfried und zog in dessen Hauptstadt Würzburg. Diese Stadt wurde in der Folgezeit zu einem Zentrum „arianischer“ Mission unter den Germanen. Der Grundriss der Rundkapelle auf der Würzburger Marienfestung entspricht demjenigen der Grabkirche Theoderichs in Ravenna. Die Arianer hielten sich nicht sehr lange. Zum einen stachelte der katholische Klerus den byzantinischen Kaiser Justinian (482-565 u. Z.) dazu auf, die arianische "Irrlehre" in einer Art "heiligem Krieg" auszurotten. Die Franken unter Chlodwig sorgten dafür. Die arianische Kirchen wurden enteignet, ihre Bischöfe und Anführer vertrieben oder umgebracht. So haben die sogenannten „Frankenapostel“ (die Iren Kilian, Kolonat und Totnan, die ca. 689 u. Z. aufgrund einer kirchenrechtlichen Ehestreitigkeit in Würzburg von den Gehilfen der betroffenen germanischen Herzogin Gailana bei Abwesenheit ihres Ehemanns und Schwagers, Herzog Gozbert, erschlagen wurden) womöglich entgegen katholischer Geschichtsschreibung womöglich nicht hauptsächlich Heiden, sondern vorwiegend „Arianer“ bekehrt.
 
Und die Friesen liessen sich trotz zweier Versuche nicht von Bonifatius „bekehren“. Im Gegenteil, sie blieben vorläufig Heiden. Über die Friesen wird berichtet:
 
„Die Friesen erwarben sich das Verdienst, ( Bonifazius, den „Apostel der Deutschen“) nebst dreiundfünfzig Pfaffen totzuschlagen (am 5.Juni 759). Hätten sie es früher getan, dann wüßten wir vielleicht nichts von Ehelosgikeit der Priester, Wallfahrten, Bilderdienst, Reliquien und dergleichen Dingen, die er in Deutschland heimisch machte.“(Otto von Corvin im „Pfaffenspiegel 19.Jhdt [11] )
 
785 wurden die Friesen dennoch vom späteren Karl dem „Grossen“ unterworfen und „christianisiert“. Vor der fränkischen Eroberung flohen viele heidnisch gebliebene Friesen in die von den Angeln verlassenen Gebieten des heutigen Nordfriesland. Dort wurden sie erst Ende des 10. Jahrhunderts von Dänemark aus „christianisiert“.
 
Die katholische „Christianisierung“ erreichte immer mehr auch abgelegene Gebiete. Karl „der Grosse“ richtete im 8.. Jahrhundert unter den Sachsen ein Massaker an, und nannte das „Bekehrung der Heiden“. Der Höhepunkt bildete das „Blutbad an der Aller“ 782 u. Z. mit der Hinrichtung von ca. 4000 sächsischen Edelleuten, die partout nicht Christen werden wollten.
 
Später noch erfolgte die Christianisierung Osteuropas. Erst 966 trat der polnische Herrscher Mieszko I. zum Christentum über, wofür nicht seine innere Überzeugung, sondern die Heirat mit einer böhmischen Prinzessin ausschlaggebend war. Aus dem 11. Jahrhundert wird aus Schlesien und Böhmen selbst von heidnischen Aufständen berichtet - wohlgemerkt: in einem Kernland Europas und mitten im vielzitierten "christlichen Mittelalter". Ungarn wurde erst Anfang des 11. Jahrhunderts christlich, und im russischen Grossfürstentum Kiew entschloss man sich zwar 987 u. Z. zur Annahme der christlichen Religion durch das Herrscherhaus, doch mussten die Untertanen noch massenhaft und recht unsanft zur Zwangstaufe in den Don getrieben werden. Selbst die abgelegene und spärlich bevölkerte heidnische Insel Island bekannte sich um das Jahr 1000 n Chr. zum Christentum (und zwar durch parlamentarischen Althing- Beschluss (!), so ist Island vermutlich das einzige germanische Land, das den christlichen Kult freiwillig annahm, allerdings „nur pro forma“ wie vielerorts behauptet wird, weil der heidnische Kult nicht verboten wurde, sondern weiterhin geduldet wurde und unauffällig bis zum heutigen Tag überlebt hat [49]). Erst im 11. Jahrhundert setzte dann die Christianisierung der Nordgermanen und der britannischen Angelsachsen ein. In Norwegen bei den Wikingern ( Normannen) war es Olaf der Heilige, der von 1016 bis 1028 regierte, der den neuen Glauben mit Gewalt und gegen scharfe Widerstände einführte. In Schweden zogen sich die Kämpfe zwischen den christlichen Gauten und den weiterhin heidnischen Nordschweden sogar noch bis 1125, also bis ins 12.Jahrhundert, hin. Ein weiterer „glorreicher“ Höhepunkt der „Christianisierung“ war der „Wenden- Kreuzzug“ (!) im Jahr 1147u. Z. Als letzter heidnischer Stamm im heutigen Deutschland, so sagt man, wurden die slawischen Obotriten im westlichen Teil Mecklenburgs bei Gross- Raden besiegt.
 
Eines der letzten nichtchristlichen Völker Nordeuropas, die „Prußen“ (daraus entstand später der Name „Preussen“) im masurischen Teil des heutigen Polen ansässig, wurden derweil mit „Prußenfahrten“ des europäischen Adels und Rittertums beglückt, was zu deren Ausrottung geführt hätte, wären die Übriggebliebenen nicht konvertiert [13]. Sie wollten einfach nicht einsehen welche Vorteile sie vom importierten neuen Glauben haben sollten, sie, die immer mit der Natur gelebt hatten und vor der „Hölle“ keine Angst hatten, sondern nur vor den Missionaren mit den massakrierenden Soldaten im Schlepptau. Otto von Corvin sagt dazu im „Pfaffenspiegel [11]:
 
„Die heidnischen Preußen waren so dumm nicht, als sie den "heiligen" Adalbert totschlugen, und verdienten weit eher das Denkmal, welches nun diesem gesetzt werden soll.“ und warum?
 
"Dies wilde Volk hielt ihn anfangs gar nicht für einen Heiligen, sondern für einen Verrückten und wurde in diesem Glauben noch bestärkt, als Adalbert auf ihre Götterbilder schimpfte, ja, sie wohl gar verunehrte und ihnen dafür Kreuz, Hostie, Marienbilder und anderen römisch- christlichen Hausbedarf anbot. Als die Preußen ihn auslachten, schimpfte er auf die Verstockten und wurde zornig, und ehe er sich dessen versah, steckten ihm sieben heidnische Wurfspieße im heiligen Leibe, die ihn zum Märtyrer machten.“ [11]
 
Über die Bekehrungsversuche an den „Prußen“ (Preussen) schreibt ein Historiker des 19. Jahrhunderts, Professor Johannes Voigt, in „Geschichte Preussens“ wie folgt:
 
"Diese Erfolgslosigkeit aller Bemühungen zur Bekehrung der Prußen kann jedoch den Betrachter des Volkslebens in der Geschichte gewiß in keiner Weise befremden [...] Denn vor allem, was bot das Christentum, zumal in seiner damaligen Form dem Volke Preussens, [ ... ] Durch die alten Götter und vom heiligen Romowe her war ihm bisher alles zugekommen, was das Leben heiter und freundlich gemacht, alles Gedeihen, aller Reichthum, aller Wohlstand, alles Wohlseyn; an sie waren die fröhlichen Feste geknüpft, mit ihnen verbunden waren die fröhlichen Gelage, bei welchen der sinnlichen Natur des Volkes in so übervollem Maße gehuldigt wurde. [ ... ] Die Religion war Freude, und die Freude war Religion. Und was stellte dagegen das Christentum auf? [...] Es verkündete vor allem einen am Kreuze gestorbenen Heiland, einen Erretter, dessen Leben selbst voll Armut, Jammer und Trübsal gewesen war bis an den Tod, dessen Lehre, wie sie damals gepredigt ward (um das Jahr 1000 n. Chr.) nur Entsagung und Entbehrung, nur Trauer in der Sünde, nur Ertödtung des Fleisches mit all seinen Lüsten nur Fasten und Betrübniß an seinen Gedächtnistagen und eine Anbetung ohne Festgelage. Es lehrte einen Gott, der gestorben war, ... dessen Bild nur den Anblick eines jammervollen sterbenden Menschen darbot. ... Wie konnte der heidnische Pruße es fassen, wenn die Apostel der christlichen Lehre diesen Sterbenden einen Ewiglebenden, diesen Ohnmächtigen am Kreuz den Allmächtigen, dieses Bild des Mitleids und Erbarmens den Ewiggütigen und Ewigrettenden, diesen Ermordeten den Heiland des Lebens nannten?“[12]
 
Noch bis ins 15. Jahrhundert hinein zog sich der Abwehrkampf der Litauer zur Verteidigung ihrer Volksreligion hin. Also bis kurz vor Kolumbus' Amerikafahrt hielt ein ganzes europäisches Volk am heidnischen Glauben fest. Damit waren die Litauer wohl das letzte nordeuropäische Volk, das vom „christlichen Glauben“ beglückt wurde.
 
Aus dieser kurzen historischen Übersicht wird bereits deutlich: Die „Christianisierung“ Nord-, Mittel- und Osteuropas war ein Prozess, der über 1000 Jahre in Anspruch nahm, ehe alle Gebiete des Kontinents auch nur formal, d.h. durch Übertritt des jeweiligen Herrschers zur Kirche und die Proklamation des Christentums als Staatsreligion, für den neuen, fremden Glauben gewonnen war. Bis ins späte Mittelalter und bis ca. 80 Jahre vor der Reformation hielten sich in Europa Territorien mit heidnischer Bevölkerung, Territorien, in denen das Christentum nur gegen starke Widerstände Fuss fassen konnte.


7.Der patriarchalische Monotheismus Teil II


In gleicher Weise wie der „christliche“ Kult immer weiter nach Norden drang, so musste er sich im Süden und Südosten einer neuen Spielart des patriarchalischen Monotheismus erwehren. Dem Islam. In der Tradition des nomadischen Kriegsgottes überzogen Anhänger des nunmehr arabisierten Kriegsgottes erst andere Nomadenstämme und danach die anderen anliegenden Völker mit Krieg. „ Kampf den Ungläubigen“ war nicht neu, wurde aber neu interpretiert. Der schwer verständliche christliche „dreieinige Gott“ wurde quasi mit seiner Urfassung, dem Nomadengott, der Reinkarnation Jahweh’s, mit „Allah“ konfrontiert. Die Botschaft ist denkbar einfach:
 
„Allah“ ( der patriarchalische Kriegsgott)ist gross, ein gewisser „Mohammed“ (ein arabischer mutmasslicher Analphabet) sein Prophet, und Kampf allen Ungläubigen! Basta!
 
Der „Koran“, das heilige Buch des Islam, das die ersten Jahrhunderte nur mündlich (!) überliefert wurde, ist weitgehend eine theologische Auseinandersetzung mit dem Judentum und dem Christentum zur Zeit Mohammeds mit dem Fazit dieselben bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu bekämpfen und zu unterjochen.
 
„Als djihad (arab.: Anstrengung) wird der Glaubenskrieg der Muslime gegen alle Nicht- Muslime bezeichnet. Der Heilige Krieg dient der Ausbreitung des islamischen Staatsgebietes. Mit ihm wird nicht unbedingt die gewaltsame Islamisierung der Ungläubigen angestrebt. Er leitet sich aus Stellen des Koran ab:
 
So erschlaget die Götzendiener, wo ihr sie findet, und packt sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf. So sie jedoch bereuen und das Gebet verrichten und die Armensteuer zahlen, so laßt sie ihres Weges ziehen. (Sure 9,5; vgl.2,186-189)
 
Der Glaubenskrieg wird in den medinensischen Suren des Korans behandelt. Zunächst richtete er sich als Kampf gegen Angreifer und Abgefallene, später gegen Ungläubige. Wurde ein Volk im Heiligen Krieg besiegt, so mußte es sich in die islamische Staatsordnung einfügen und eine Kopfsteuer zahlen.
 
Nach dem islamischen Staatsrecht wird die Welt theoretisch zweigeteilt in dar al-islam (arab.: Islam-Gebiet) und dar al-harb (arab.: Kriegsgebiet). Ein Gebiet ist solange Kriegsgebiet, bis es zum Gebiet des Islam geworden ist. Die Verpflichtung zum Heiligen Krieg besteht solange, bis die gesamte Welt unter islamischer Herrschaft steht.“ [50]
 
Nun sie haben es versucht und sie waren erfolgreich. Spanien wurde erobert, Selbst in Frankreich und in Italien wurden Stützpunkte erobert. Jahrhunderte später drangen die „heiligen Krieger“ über den Balkan Richtung Norden. Zwar ist der Islam heute weit entfernt von der angestrebten Weltherrschaft, aber der Allgewaltsanspruch besteht nach wie vor, nicht anders wie in der römischen Kirche.
 
Ergänzt mit dem patriarchalischen Frauenbild (Sure 4,15.: „Und wenn welche von euren Frauen Unziemliches begehen, dann ruft vier von euch als Zeugen gegen sie auf; bezeugen sie es, dann schließet sie in die Häuser ein, bis der Tod sie ereilt oder Allah ihnen einen Ausweg eröffnet“ Sure 4,34:. „Die Männer sind die Verantwortlichen über die Frauen, weil Allah die einen vor den andern ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und die [ihrer Gatten] Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren. Und jene, von denen ihr Widerspenstigkeit befürchtet, ermahnt sie, laßt sie allein in den Betten und straft sie“) und den Heilsversprechungen für das Jenseits (Sure 50,42: “Der Tag, wenn sie in Wahrheit den Posaunenstoß hören werden, das wird der Tag des Hervorkommens [aus den Gräbern] sein.“ Sure 48, 5: "Daß Er die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen einführe in Gärten, durch die Ströme fließen, ewig darin zu weilen, und daß Er ihre Missetaten von ihnen nehme - und das ist vor Allah die höchste Glückseligkeit -. Und die Heuchler und Heuchlerinnen und die Götzendiener und Götzendienerinnen strafe, die schlimme Gedanken über Allah hegen. Auf solche wird ein böses Unheil niederfallen; Allah ist zornig über sie. Er hat sie von Sich gewiesen und hat die Hölle für sie bereitet. Und eine üble Bestimmung ist das. Allahs sind die Heerscharen der Himmel und der Erde; und Allah ist allmächtig, allweise.“) sowie der Übernahme des „Teufels“ als Pendant „Allah’s“ (Sure 4, ab119: „Und wer sich Satan zum Freund nimmt statt Allah, der hat sicherlich einen offenkundigen Verlust erlitten. Er gaukelt ihnen Versprechungen vor und erregt eitle Begierden in ihnen, und was Satan ihnen verspricht, ist eitel Trug. Ihr Aufenthalt wird die Hölle sein; und sie werden keinen Ausweg daraus finden“ Sure 8,50: „Könntest du nur sehen, wie die Engel die Seelen der Ungläubigen hinwegnehmen, ihnen Gesicht und Rücken schlagen und [sprechen]: «Kostet die Strafe des Verbrennens!“) wurde der Islam zu einer politischen und auch religiösen Gefahr für das geistig verwandte Christentum. Letztlich handelte es sich doch nur um den alten monotheistischen Kriegsgott, den alten Jahweh –Kult mit neuen Ritualen und universellem Anspruch, den gleichen Anspruch den auch die „katholische“ Kirche vertrat und heute noch vertritt.


8. Ketzer und Ungläubige


"Die Kirche ist exakt das, wogegen Jesus gepredigt hat - und wogegen er seine Jünger kämpfen lehrte -" (Friedrich Nietzsche) [55]

In gleicher Weise wie sich da Christentum unter Zuhilfenahme von Waffen auf der einen Seite ausbreitete, setzte es sich mit Waffengewalt gegen die „Reiter Allah’s“ zur Wehr, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Dafür um so erfolgreicher gegen die „inneren Feinde des einzig wahren Glaubens“. Waren es am Anfang die Arianer, die sich weigerten den trinitarischen Kult zu übernehmen, die dafür ausgerottet wurden, so kamen dann die „Katharer“ (davon leitet sich das Wort „Ketzer“ ab) dran.
 
„Den Katharern zum Gedenken: (von Pedro Kreye)
 
Im Anschluß an die fehlgeschlagenen Kreuzzüge, in dessen Verlauf die Bibelanhänger unermeßliche Ströme von Blut an den Völkern des Nahen Ostens und der verstreuten jüdischen Bevölkerung vergossen hatten, entstanden in ganz Europa sogenannte häretische Bewegungen, die sich hauptsächlich auf die Liebesbotschaft des Neuen Testamentes beriefen. Aus ihrer Sicht wurde die Welt vom Satan regiert, und dieser Satan war das bis auf die Knochen verderbte Papsttum in Rom. Sie traten für umfassende Gewaltlosigkeit ein, lehnten Kriegsdienste zur Eroberung oder Bekehrung anderer Länder ab, vertraten die allumfassende Menschenliebe und die bewußte Armut der Gottergebenen, die Gemeinschaft an irdischen Gütern. Noch radikaler als die Katholiken lehnten sie die fleischlichen Triebe ab und erkoren Ehelosigkeit und Keuschheit zu ihrem Prinzip. Besonders in Südfrankreich strömten ihnen aus dem einfachen Volk scharenweise Anhänger zu. Sie gewannen solchen Einfluß, daß die römische Kirche um ihre Pfründe bangen mußte und schließlich "das Kreuz" gegen die Katharer predigte. Und was hieß das, "das Kreuz predigen"? Man darf es wortwörtlich verstehen. Ganz Südfrankreich und andere Landschaften, die ketzerisch verseucht waren, wurden brutal verwüstet und entvölkert, die letzten paar hundert Katharer wurden nach Erstürmung der Burg Montsegur unter dem Zeichen des Kreuzes lebendig verbrannt.
 
Diese Katharer, die so brutal - mit Stumpf und Stiel - "ausgerottet" und "ausgemerzt" wurden, nur weil sie die tatsächlich in einigen Stellen der Bibel auffindbare Botschaft der Liebe zu leben versuchten, waren selbst nach ihrem Verständnis Christen, konsequentere Christen als es die katholischen Päpste und Bischöfe je waren. Sie rufe ich zu Zeugen an. Als sie unter dem höhnisch emporgereckten Kreuz der römischen Päpste an die Pfähle gebunden wurden, um zu Tode gequält zu werden, da mochte es ihnen wirklich so erschienen sein, als ob Satans Heerscharen die Welt beherrschten.
 
Und diese Heerscharen ritten unter dem Zeichen des Kreuzes und erfreuten sich an den Qualen der von ihnen Verfolgten. Und wähnten sich sicherlich auf der Seite Gottes, indem sie dies taten. Denn vom Satan Verführte darf man schließlich quälen und foltern, "von Ewigkeit zu Ewigkeit". Wenn es Inkarnationen des Bösen gibt, dann war dies eine. Unter dem Zeichen des Kreuzes.“ (Pedro Kreye: „Wiedergeburt des Lichts“[14])
 
War das etwa brutal oder ungerecht? Nach dem eigenen Kultverständnis nicht. Wenn ein absolutistischer Gott seinen Machtanspruch gegen seine Feinde durchsetzt, ist jedes Mittel recht. Um wieviel mehr der Machtanspruch seiner Stellvertreter auf Erden (Päpste) oder seiner Propheten (Kalifen)? Bogumilen, Gnostiker, Waldenser, Hugenotten, Markioniten, Paulikianer, Manichäer, Donatisten und viele andere mussten dies am eigenen Leib verspüren.
 
Der sogenannte Investiturstreit im 11. Jahrhundert zeugt davon. Es gab kein wichtigeres Thema als die Machtfrage. Wer setzt wen ein oder ab? Der Papst den Kaiser oder der Kaiser den Papst? Wer verteilt die lukrativen Posten an wen? Kriege wurden geführt, Gegenpäpste „gewählt“, Kaiser Heinrich IV mit dem „kirchlichen Bann“ belegt (Canossa-Gang), der Papst schließlich entmachtet usw. Es ging um die nackte Macht! Die Moral blieb auf der Strecke. Die Macht rechtfertigt alles, auch gröbste Verstösse gegen den eigenen sittlichen Anspruch! Ludwig Feuerbach schreibt in seinem Hauptwerk „ Wesen des Christentums“ im 28. Kapitel:
 
Im Christentum werden die moralischen Gesetze als Gebote Gottes gefaßt; es wird die Moralität selbst zum Kriterium der Religiosität gemacht; aber die Moral hat dennoch untergeordnete Bedeutung, hat nicht für sich selbst die Bedeutung der Religion. Diese fällt nur in den Glauben. Über der Moral schwebt Gott als ein vom Menschen unterschiedenes Wesen, dem das Beste angehört, während dem Menschen nur der Abfall zukommt. [2]
 
Beispiele gefällig?
 
Es gibt da ein Buch. Das Lexikon der Geschmacklosigkeiten von Karl Shaw [15]. Das Buch besteht aus allerhand historischen, wahren Ereignissen, die teilweise recht „delikat“ sind. Eine Rubrik nennt sich „Heilige & Sünder“. Im folgenden werde ich mal einfach spasseshalber einige Beiträge wiedergeben (sie handeln meist von Päpsten)
 
    Papst Johannes XII, der auch Johannes der Schlechte genannt wurde, war bisexuell und angeblich überzeugter Atheist ! Er hatte Dutzende von Geliebten beiderlei Geschlechts,.....aus dem Lateranpalast machte er ein Bordell.....Johannes und seine Freunde belästigten weibliche Pilgerer....

    Papst Sergius III hatte eine Vorliebe für Sex mit minderjährigen Mädchen. Mit 45 Jahren nahm sich Sergius eine 15-jährige Mätresse namens Maroziale. Aus der Beziehung ging ein Sohn hervor, der später Papst Johannes XI wurde. (!!!!)
    Papst Benedikt IX heirate seine Cousine und verkaufte seinen Papsttitel an seinen Patenonkel, Gregor VI.

    Papst Analectus hielt sich eine Prostituierte als Mätresse, beging Inzest mit seiner Schwester und vertrieb sich die Zeit damit, Nonnen zu vergewaltigen. (Gott gab ihm das Recht dazu...)

    Papst Alexander VI beging seinen ersten Mord mit zwölf Jahren.

    Papst Julius II war pädophil veranlagt.

    Papst Julius III hatte eine Vorliebe für Geschlechtsverkehr mit Knaben und ernannte mehrere hübsche Teenager zu Kardinälen. Kardinal della Casas berühmtes Gedicht „Zum Lobe der Sodomie“ war Papst Julius gewidmet.

    Obwohl die Kirche Ehebruch von Anfang an verurteilte, hat sie Sex mit Tieren erst 314 auf dem Konzil von Ankara verboten.

    Der moderne Beichtstuhl wurde im Mittelalter erfunden, um zu verhindern, dass Frauen von ihren Beichtvätern vergewaltigt werden konnten!

    Im 12 und 13. Jahrhundert startete die Kirche einen Kreuzzug gegen Katzen („Botschafter des Teufels“, wurden mit „Hexen in Verbindung gebracht“). Nach zweihundert Jahren war der Katzenstand sosehr dezimiert, was zu einer Rattenplage führte, die letztendlich die Pest auslöste. [15]

 
Waren dies die eher belustigenden Seiten des päpstlichen Machtanspruchs, so hatten wirkliche und vermeintliche Feinde, wie „Hexen“, Juden, „Ketzer“, Heiden und „Häretiker“ nichts zu lachen. Unter dem Motto: „Besser, dass hundert Unschuldige sterben, als dass ein Ketzer davonkommt“ wurde nicht lange gefackelt. Wie mit Ihnen umgesprungen wurde ist längst geschichtlich aufgearbeitet und vielfach dokumentiert[18]. Man denke nur an den armen Galileo Galilei, der über dreihundertfünfzig Jahre bis Ende des zwanzigsten Jahrhunderts auf seine Rehabilitierung warten musste, nur weil er nicht den kirchlichen Schwachsinn von der Erde als Mittelpunkt des Universums geglaubt hat. Aber er konnte seinen Kopf retten, viele andere nicht, wie der folgende Bericht anschaulich beschreibt.
 
Auszug aus einem Bericht über den Hexenprozess der Erzsebet Galantai, der im Februar des Jahres 1761 stattfand:
 
    Richter: Gestehst Du, dass Du Liebestränke bereitet hast und sie den jungen Männern von Csongrad zu trinken gabst, so dass Sie alle von Dir betört waren?

    Erzseb: Nein, ich weiss nichts von solchen Getränken.

    Richter: Gestehst Du, dass Du auf einem Stab sitzend in die Höhe flogst und Dich in einen Vogel verwandeltest?

    Erzseb: Nein.

    Richter: Gestehst Du, dass Du auf die Weizenfelder gespuckt und dadurch eine Dürre hervorgerufen hast?

    Erzseb: Nein.

    Richter: Gestehst Du, dass Du Zwillinge zur Welt gebracht und Sie lebendig begraben hast?

    Erzseb: Es ist wahr, dass ich Zwillinge geboren habe, Euer Ehren, aber Sie waren tot. Ich musste Sie begraben, andernfalls würde ich Sie säugen, denn meine Brust sehnt sich nach Ihnen.

    Richter: Du tätest besser daran, die anderen Vergehen zu gestehen, andernfalls wirst Du gefoltert werden.

    Erzseb: Ich kann nicht, Euer Ehren, denn ich habe diese Dinge nicht getan.

    Daraufhin wurde Erzsebet den Folterknechten übergeben. Die sadistischen Männer konnten mit Ihr tun, was Sie wollten. Die Priester aßen zu Mittag und zu Abend, während die gepeinigte Frau vor Schmerzen schrie. Die Folterer schütteten heisses Wasser durch einen Trichter in Erzsebets Mund und schliesslich gestand Sie alles. Daraufhin wurde Sie zum Tode verurteilt. Erzsebet musste Ihr eigenes Grab graben. Dann wurde Sie in einen Sarg gelegt, dessen Kopfende abgesägt worden war, so dass Ihr Gesicht durch das Loch auf die Erde gerichtet war. So wurde Sie, bis auf das Gesicht, lebendig begraben, und dann stiessen die Männer mit heissen Eisen in Erzsebets Gesicht, bis Sie gar nichts mehr spürte. Zuletzt zerschlugen Sie Ihr den Schädel, so dass Sie nicht des Nachts aus dem Grab steigen und Sie verfolgen könne. [16]

 
Das Standartwerk „Der Hexenhammer“ (Malleus maleficarum), die massgebliche Strafprozessordnung der Inquisition (wörtlich: Befragung) vermerkt nämlich über die Hexen:
 
„Sie ( die Hexen) sind es nämlich, die sich auch mit unzähligen anderen Schädigungen befassen: sie nämlich schicken Hagelschlag, böse Stürme und Gewitter, verursachen Unfruchtbarkeit an Menschen und Tieren, bringen auch die Kinder, die sie nicht verschlingen, den Dämonen dar, wie oben steht, oder töten sie sonst. (...) Sie verstehen auch Kinder, die am Wasser spazieren gehen, ohne daß es einer sieht, vor den Augen der Eltern in das Wasser zu werfen; die Rosse unter den Reitern scheu zu machen, von Ort zu Ort durch die Luft zu fliegen, körperlich oder nur in der Vorstellung, die Geister der Richter und Vorsitzende zu bezaubern, daß diese ihnen nicht schaden können; sich und anderen auf der Folter Verschwiegenheit zu bewirken; die Hände derer, die sie fangen wollen, und ihre Herzen mit gewaltigem Zittern zu treffen; das anderen Verborgene zu offenbar; auch die Zukunft vorherzusagen nach des Teufels Unterweisung (...); Abwesende wie gegenwärtig zu sehen, den Sinn der Menschen zu ungewöhnlicher Liebe und Haß zu wandeln; bisweilen, wenn sie wollen, durch Blitzschlag, gewisse Menschen oder auch Tiere zu töten; die Zeugungskraft oder auch die Fähigkeit das Beilager zu halten wegzunahmen; Frühgeburten zu bewirken; die Kinder im Mutterleib durch bloße äußerliche Berührungen zu töten; bisweilen Menschen und Tiere durch den bloßen Blick, ohne Berührung zu behexen, und den Tod zu bewirken; die eigenen Kinder den Dämonen zu weihen.......“ [17]
 
Somit war ja das Foltern und Verbrennen von „Hexen“ nur logisch und konsequent und absolut im Sinne des absolutistischen „Dreieinigen Gottes“.
 
Ein anderes Beispiel von Ketzerei:
 
Im Jahre 1126 wurde Pierre de Bruys verbrannt, weil er öffentlich verkündet hatte, daß "Gott auf dem Marktplatz genau so gut wie in der Kirche zu finden ist; die Formen und Zeremonien, die so vielen Menschen den wahren Glauben ersetzen, sind völlig unnütz; das Kreuz sollte nicht angebetet werden. ... Die Priester lügen, wenn sie vorgegeben, sie hätten Christi Leib gemacht, und ihn den Menschen zu ihrer Erlösung überreichen.“ [16]
 
Das hiess nichts anderes als dass er eine eigene Meinung zu gewissen Kult- Fragen hatte. Aber eigene Meinungen werden nicht geduldet. Aus Nordspanien stammte der Theologe und Mediziner Michael Servet (Serveto), der 1553 in Genf auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Servet brachte es in seinem kurzen Leben (ca. 40 Jahre) fertig, zweimal unter verschiedenen Namen von der Inquisition verurteilt zu werden: Als Theologe und als Mediziner. Vor der katholischen Inquisition gelang ihm die Flucht - doch in Genf ereilte ihn der tödliche Bannfluch des Reformators Calvin. Servets „Verbrechen": Er vertrat die Ansicht, dass die kirchliche Lehre von der Dreifaltigkeit unwahr sei.
 
Ein moderner „Inquisitionsprozess“ fand im Juli 1925 in Dayton im US-Staat Tennesee statt. Im sogenannten „Affenprozess“ ging es darum ob an öffentlichen Schulen die Abstammungslehre nach Darwin gelehrt werden durfte oder nicht. Der 24jährige Sport- und Biologielehrer John T. Scopes war angeklagt worden gegen das „Butler Law“ verstossen zu haben, nach dem das Verbreiten von „Irrlehren“ unter Strafe verboten war. Er brachte die Dreistigkeit fertig, seinen Schülern die „Evolutionstheorie“ zu lehren, was in den Augen der örtlichen Pfaffen der reformierten Kirche eine strafbare Handlung, nämlich das Verbreiten einer Irrlehre darstellt. Er wurde daraufhin vor einem Geschworenengericht angeklagt. Von der Verteidigung benannte Zeugen wie Wissenschaftler und Zoologen wurden vom Gericht gar nicht erst zugelassen, da diese gleichfalls im Verdacht standen, dieselbe „Irrlehre“ zu verbreiten. So benannte der Anwalt des jungen Lehrers, Clarance Darrow, einen der massgeblichen Anstifter des Prozesses, den dreifachen Präsidentschaftskandidaten und Evangelist der reformierten Kirche William J. Bryan, der viele Jahre als Staatssektretär unter Präsident Wilson diente, als Zeugen. Hier auszugsweise das Protokoll der gerichtlichen Befragung (bitte nicht lachen!) des Zeugen Bryan durch den Anwalt Darrow:
 
    Darrow: Sie haben ausgiebig die Bibel studiert, Mr. Bryan, ist das wahr?

    Bryan: Ja, ich studiere die Bibel seit ungefähr 50 Jahren.

    Darrow: Würden Sie behaupten, dass alles was in der Bibel steht, wörtlich zu nehmen ist?

    Bryan: Ich glaube, dass alles was in der Bibel steht, so ist wie es da steht.

    Darrow: Glauben Sie dass Josua die Erde zum Stillstand brachte?

    Bryan: Ich glaube was die Bibel sagt.

    Darrow: Also, sie meinen die Erde stand still?

    Bryan: Ich weiss es nicht. Ich spreche hier über die Bibel. Ich glaube an die Bibel.

    Darrow: Sie glauben dass der Bibelbericht über die Sintflut wörtlich zu nehmen ist?

    Bryan: Ja.

    Darrow: Vor wie langer Zeit war denn die Sintflut?

    Bryan: Ich möchte mich nicht genau festlegen.

    Darrow: Was denken Sie was die Bibel darüber sagt, wann die Sintflut stattfand?

    Bryan: Ich habe es nie ausgerechnet.

    Darrow: Und was denken Sie?

    Bryan: Ich denke nicht über Dinge nach, mit denen ich mich nicht befasse.

    Darrow: Denken Sie nie über Dinge nach, mit denen Sie sich nicht befassen?

    Bryan: Doch, manchmal schon. ( Gelächter im Saal)...........

    Darrow: Nun wann fand denn die Sintflut statt?

    Bryan: (schaut in Unterlagen nach) 2348 vor Christus

    Darrow: Glauben Sie dass alles Leben ausserhalb der Arche in der Sintflut vernichtet wurde?

    Bryan: Ich denke, die Fische haben überlebt.

    Darrow: Wissen Sie denn nicht, dass man von einer ganzen Anzahl von Kulturen weiss, die älter als 5 000 Jahre sind?

    Bryan: Die Beweise, die dafür sprechen überzeugen mich nicht.

    Darrow: Sie glauben also, daß alle Zivilisationen auf Erden sowie alles Leben ausser den Fischen durch die Sintflut ausgelöscht wurden?

    Bryan: Ja, damals.

    Darrow: Haben Sie sich nie dafür interessiert, wie alt die verschiedenen Menschenrassen, Kulturen, Völker und Tierarten sind, die es heute auf der Erde gibt?

    Bryan: Ich habe nie sonderlich dafür interessiert, was alles an spekulativen Nachforschungen unternommen wurde, mit dem Ziel die Bibel in Frage zu stellen.

    Darrow: Und Sie haben auch selbst nie nachgeforscht, wie lange es Menschen gibt?

    Bryan: Ich habe es nicht als notwendig erachtet.

    Darrow: Wissen Sie nicht dass die ältesten chinesischen Zivilisationen mindestens 6 – 7 000 Jahre alt sind?

    Bryan: Nein, aber sie können nicht vor der Schöpfung existiert haben, die laut Bibel vor 6000 Jahren stattfand.

    Darrow: Also Sie wissen nicht wie alt diese sind?

    Bryan: Nun ich weiss es nicht, aber Sie wissen es offensichtlich. Ich glaube Sie würden jedem Recht geben, wenn er nur gegen die Bibel wäre.

    Darrow: Nun haben Sie überhaupt noch nie mit Völkerkunde befasst, wie alt Zivilisationen sind oder wie lange es sie gibt?

    Bryan: Nein, ich die christliche Religion gibt mir Antworten auf alles, so dass ich mir nie Zeit nehmen musste um Argumente zu suchen, die im Widerspruch zur Bibel stehen. Ich weiss alles was ich zum Leben und zum Sterben brauche.

    Darrow: Glauben Sie dass die Erde in sechs Tagen erschaffen wurde?

    Bryan: Nicht in sechs 24-Stunden –Tagen.

    Darrow: Haben Sie herausgefunden wo Kain seine Frau fand?

    Bryan: Nein, sollen doch die Agnostiker nach ihr suchen.

    Darrow: Glauben Sie dass die Sonne am vierten Schöpfungstag erschaffen wurde?

    Bryan: Ja.

    Darrow: Und vorher gab es Abend und Morgen ohne Sonne?

    Bryan: Nun ich sage es ist nur eine Zeitspanne.

    Darrow: Nun dann hätte diese Zeitspanne der Schöpfung auch sehr lange sein können, oder?

    Bryan: Sie hätte auch mehrere Millionen Jahre dauern können.

    Darrow: Ja gut. Ich danke Ihnen.

 
Der Leser ziehe bitte seine eigenen Schlussfolgerungen aus dieser gerichtlichen Befragung. Und man berücksichtige, dass diese im Jahre 1925 (!) stattfand. [19]
 
Immer noch zu lange her? Am 13. Mai 1999 gab der Bundesanwalt und Kongressabgeordnete Bob Barr in seiner Eigenschaft als Mitglied im Ausschuss für „Strukturreformen im Verwaltung und Justiz“ eine Presseerklärung unter dem Titel ab:
 
„Barr: Ursachen der Jugendkriminalität in der Erwachsenen- Kultur zu finden“
 
Einer der Gründe für Jugendkriminalität sei darin zu finden, dass es „heidnischen“ (Wicca-) US- Militärangehörigen erlaubt sei, sich zu ihrer Religion öffentlich zu bekennen, wodurch ein schädlicher Einfluss auf junge Soldaten ausgeübt würde. Eine zweite Pressemitteilung vom 18. Mai 1999 wurde nachgereicht mit dem Titel:
 
„Barr verlangt ein Ende der steuerfinanzierten Hexerei („witchcraft“) auf amerikanischen Militärstützpunkten“ [44]
 
Er nahm damit Stellung zu einem Fernsehbericht über den Stützpunkt „Fort Hood“, wo auch Wiccan‘s die gemeinschaftliche Ausübung ihres Kults innerhalb des Militärgeländes unter Bezugnahme auf die amerikanische Verfassung (Freiheit der Religionsausübung) gestattet wird. Mal davon abgesehen, dass Wicca nicht mit Hexerei (witchcraft) gleichzusetzen ist, Wicca in den USA eine anerkannte Religion ist, und im Gegensatz zu katholischen, jüdischen und protestantischen steuerfinanzierten Militärgeistlichen keine hauptamtlichen Priester kennt, geschweige denn durch Steuergelder finanziert wird, ruft Barr hier öffentlich zum Verfassungsbruch auf. [45]
 
In seiner Erklärung heisst es weiter:
 
„Dadurch wird ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen, der dazu führen könnte, dass alle möglichen bizarren (!) Praktiken unter dem Deckmantel der freien Religionsausübung vom Militär unterstützt werden......Was kommt als nächstes? Sollen bewaffnete Einheiten Opfertiere für satanische Rituale mit sich herumschleppen? Sollen Rastafaris das für ihre Rituale benötigte Marihuana auf Anforderung zusammen mit ihrer Tagesration ausgeteilt bekommen?“
 
Davon abgesehen dass „Satanisten“ keine rituellen Tieropfer darbieten, und dass auch „christliche“ Gottesdienste Drogen in ritueller Weise verwenden (Messwein, Weihrauch), ist die Tendenz klar erkennbar. Es geht um Intoleranz gegenüber Andersgläubigen. Nach einer Studie der Harvard – Universität [46] aus dem Jahre 1997 gibt es in den USA schätzungsweise 1 Million Heiden (Pagans, Wicca, Asatru, Druiden usw.) aber nur rund 20 000 „Satanisten“, die mit Heiden (Wiccas) etwa so viel gemeinsam haben, wie Hindus mit Adventisten.
 
Die Folge dieser Aktion war, dass eine Reihe von „christlichen“ Organisationen zum Boykott der „US- Streitkräfte“ aufriefen, bis diesen „satanischen“ Machenschaften ein Ende bereitet würde. Davon abgesehen, dass Wicca mit Satanismus nicht das Geringste zu tun haben, wie wir wissen, so hat die Falsch- bzw. Desinformation des Bob Barr eine Welle des Hasses und der Diskriminierung losgetreten. Eine mir namentlich bekannte Wicca, die bei den US- Streitkräften in Deutschland ist, berichtete mir von ihrem Sohn, dem hasserfüllte Jugendliche, Kinder anderer Militärangehöriger, so mit Schlägen (u.a. ramponierten sie sein Fahrrad und rissen ihm seine Halskette mit Pentagrammanhänger vom Leib) und verbal (Du Satanist!) zusetzten, dass er in ärztliche und psychatrische Behandlung musste. Das ist aber nur dadurch möglich, weil viele konservative Christen ihren Wissensstand über Wicca und „Hexenglauben“ noch aus der kirchlichen Propaganda des 15.- 18. Jh. beziehen, nachdem Satansanbetung, Seelenverschreibung, Tier- und Menschenopfer, Bannflüche, Kindesentführung- und schändung, schwarze Messen usw. Teil des Kultes seien. Nichts davon aber ist wahr. Im Gegenteil, weder werben Wicca um Mitglieder, noch werden Minderjährige aufgenommen, sie glauben nicht an die Existenz eines Teufels, opfern keine Lebewesen und tun überhaupt nichts was anderen schaden könnte.
 
Ziel der Initiative des Abgeordneten Bob Barr war und ist das Verbot der Religionsausübung einer anerkannten religiösen Minderheit. Bis jetzt konnte er sich zwar nicht durchsetzen, aber die Auswirkungen sind zu spüren. Für seine „Verdienste“ wurde Bob Barr von der „Religious Tolerance Organization“ der „Burning Times award“ verliehen, in Anerkennung dessen, dass er der „aktuell bedeutenste zeitgenössische nordamerikanische Politiker ist, der den Geist des Zeitalters der Hexenverbrennung am treffendsten personifiziert“ [44]


9. Die Macht im patriarchalischen Kult


„Wir haben den großen Ehrgeiz, die Institutionen der Völker, der Wissenschaft, Kultur, Zivilisation, Politik, Kunst und sozialen Beziehungen zu heiligen und zu christianisieren. Alles sollte christlich sein als ein kollektiver gesellschaftlicher Ausdruck des Glaubens des Menschen und als ein Werkzeug, Seelen zu retten, sie in ihrem Glauben zu erhalten und zu Gott zu führen" (aus einer internen Opus Dei –Schrift [20])
 
Wie wir bereits gesehen haben, so ist der patriarchalische Kult nur auf Dauer angelegt wenn die Umstände lebensfeindich sind, oder wenn er gewaltsam aufrecht erhalten wird. Dazu ist ein von moralischen Skrupeln befreiter absoluter Machtanspruch ihrer Priesterschaft unabdinglich. Ein treffendes Exempel liefert das Papsttum.
 
Der Machtanspruch der „ Päpste“ glich schon bald dem der römischen Cäsaren, den ägyptischen Pharaonen und anderer Tyrannen, indem sie sich nicht nur als „Stellvertreter“ Gottes ansahen, sondern gleichfalls selbst zum „Gott“ wurden.
 
Beispielsweise war Papst Stephan V. (885-891) schon nicht mehr damit zufrieden, ein Mensch zu sein, denn er sagte: "Die Päpste werden, wie Jesus, von ihren Müttern durch die Überschattung des Heiligen Geistes empfangen; alle Päpste seien so eine gewisse Art von Gott- Menschen, um das Mittleramt zwischen Gott und den Menschen desto besser betreiben zu können; ihnen sei auch alle Gewalt im Himmel und auf Erden verliehen worden." (aus dem „Pfaffenspiegel“ Otto v. Corvin [11] )
 
Was den Machtanspruch der Katholischen Kirche betrifft so nachfolgend 3 Zitate ihrer höchsten Repräsentanten:
 
Der päpstliche Syllabus von 1864 sagt von dem römisch- katholischen System: "Sie (die Kirche) hat das Recht, Könige und Fürsten unter ihrer Gerichtsbarkeit zu halten und weit über ihnen stehend, ihnen die Macht abzusprechen, in Fragen der Gerichtsbarkeit zu entscheiden." [11]
 
Papst Johannes XXII sagte: "Fürsten haben keine Gesetze zu geben, sondern sie demütig von der Kirche zu erwarten. Sie haben zu gehorchen und andere zum Gehorsam zu veranlassen." [11]
 
Papst Leo XII bezeugt: "Die Kirche von Rom ist eine Monarchie über alle Königreiche der ganzen Erde und ist für die zeitlichen Reiche das, was der Geist oder die Seele für den Körper des Menschen ist, das, was Gott für die Welt ist; deshalb muss die Kirche von Rom nicht nur die geistliche Macht haben, sondern auch höchste weltliche Macht." [11]
 
Auch die Macht über die Sklaven nützte die Kirche. Papst Nikolaus V. legitimierte in seiner Bulle „Divino amore communiti“ vom 18. Juni 1452 die Sklaverei, indem er den portugiesischen König ermächtigte, die Länder der Ungläubigen „zu erobern, ihre Bewohner zu vertreiben, zu unterjochen und in ewige Knechtschaft zu zwingen.“ [11]. Es war der Kirchenstaat, der als einer der letzten Staaten Europas die Sklaverei 1838 abschaffte.
 
Manch einer mag einwenden, das sei alles Geschichte und schon lange her. Der absolute Machtanspruch des patriarchalischen Monotheismus hat sich nicht verändert, nur die Ausübung der Macht ist subtiler, zeitgemässer. Man denke nur an Salman Rushdi, der den Rest seines Lebens in ständiger Furcht vor Allah’s Rächern lebt. Oder die unterschwellige Angst, kein ordentliches Begräbnis zu erhalten, falls man aus der „Kirche“ austritt (nachdem die Furcht vor den Höllenqualen nicht mehr richtig zieht).
 
Selbst kleine und kleinste Glaubensgemeinschaften üben absolutistische Macht über ihre Mitglieder (auch ehemalige) aus. „Sektenberatungsstellen“ und Selbsthilfegruppen können ein Lied davon singen.
 
Zum Beispiel schreibt das Zentralorgan der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas „Der Wachtturm“ [21] über ausstiegswillige und ehemalige Mitglieder wie folgt:
 
„Wir leben heute nicht unter theokratischen Nationen, wo solche Glieder unserer Familiengemeinschaft im Fleisch ausgerottet werden können, weil sie von Gott und seiner theokratischen Organisation abgefallen sind, wie es im Lande Palästina möglich und angeordnet war.....Da uns durch die Gesetze der weltlichen Nationen, unter denen wir leben, und auch durch die Gesetze Gottes durch Christus Jesus Schranken auferlegt sind, können wir nur bis zu einem gewissen Grade gegen Abgefallene Schritte unternehmen, das heißt in Übereinstimmung mit beiden Gesetzgebungen. Das Gesetz des Landes und das Gesetz Gottes durch Christus Jesus verbietet uns, Abgefallene zu töten, auch wenn sie Glieder unserer eigenen Blutsverwandschaft sind.“ (Wehe wenn sie losgelassen!)
 
Dabei ist diese Einstellung nur eine konsequente Umsetzung des christlichen Konzeptes bezüglich „Abgefallener“ und „Andersgläubiger“. Der Religionswissenschaftler Dr. Michael Schmidt- Salomon schreibt dazu folgendes:
 
„In den Evangelien zeigt der mythische Jesus als Erfüllungsgehilfe seines rachsüchtigen Vaters wenig Erbarmen mit Andersdenkenden, Andersgläubigen. So heißt es unmißverständlich im Markusevangelium: "Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." ( Mk 16,16) Die Brutalität dieser Drohung den Anders- oder Nichtgläubigen gegenüber ist erst dann zu ermessen, wenn man weiß, was es bedeutet, vom Menschensohn verdammt zu werden! Auf die Verdammten wartet nämlich eine Art himmlisches Auschwitz: "Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen." (Mt.13,41-43) Nur ein Ausrutscher, eine singuläre, unglückliche Metapher? Nein: Nicht einmal zehn Verse später findet sich noch einmal die gleiche pyromanische Vorstellung von einer sauberen Endlösung der Ungläubigenfrage. In Mt. 13,49-50 werden die Engel abermals mit der Selektion an der himmlischen Rampe beauftragt, wo sie "die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt", so daß sie "heulen und mit den Zähnen knirschen." [22]
 
Kleinere totalitäre monotheistisch- patriarchalische Glaubensgemeinschaften tendieren grundsätzlich dazu ihren Machtanspruch nicht universell, wie z.B. der Islam und die Römisch- katholische Kirche (z.B. auch der Marxismus-Leninismus), sondern nur gegenüber den eigenen Mitgliedern durchzusetzen, dafür aber um so rigoroser. Dabei stellt man fest, dass praktisch alle genannten Merkmale des patriarchalischen Kultes zur Geltung kommen, angefangen von der Stellung der Frau in der Gemeinschaft über strenge hierarchische Strukturen bis hin zu bedingungslosem Gehorsam mit Strafandrohung und Endzeitlösung.
 
Welche Rolle z.B. die „Neuapostolische Kirche“ in Deutschland ihren weiblichen Mitgliedern zuweist geht aus ihren „Richtlinien für Amtsträger“ hervor:
 
"Die Frauen der Brüder haben mit den Gemeindeangelegenheiten nicht das geringste zu tun. Ihre Frauen haben nicht die Kraft empfangen, die mit dem Amt verbundenen Lasten tragen zu können. Wenn die Männer Familienbesuche machen, können die Frauen zu Hause ihre Knie beugen und beten, dass die Seelenarbeit des Mannes mit Segen gekrönt wird.“ [23]
 
Das deckt sich u.a. auch mit dem katholischen Frauenbild: "Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen." [24] Juden und Moslems sehen das ähnlich.
 
Für den Umgang mit ihren Mitgliedern und denjenigen die es werden sollen empfiehlt z.B. „Scientology“:
 
„Die besten Organisationen der Geschichte waren harte, hingebungsvolle Organisationen. Kein einziger weichlicher Haufen Windelhöschen tragender Dilettanten hat jemals etwas zustande gebracht. Es ist ein hartes Universum. Der soziale Anstrich läßt es mild erscheinen. Aber nur die Tiger überleben - und selbst sie haben es schwer. Wir werden überleben, weil wir zäh und hingebungsvoll sind. Wenn wir jemanden wirklich ordnungsgemäß ausbilden, wird er mehr und mehr Tiger. Wenn wir halbherzig ausbilden, uns davor fürchten zu kränken und Angst davor haben, etwas durchzusetzen, dann machen wir Studenten nicht zu guten Scientologen“ [25]
 
Mit den Feinden derselben soll so verfahren werden:
 
    „1.Finde heraus, wer uns angreift.

    2.Beginne sofort, den Angreifer auf Verbrechen oder Schlimmeres zu untersuchen, arbeite dabei mit eigenen Spezialisten und nicht mit Leuten von draußen!

    3.Fahr die Retourkutsche, indem du sagst, wir begrüßen, daß der Angreifer untersucht wird.

    4.Füttere die Presse mit tatsächlichen Beweisen gegen die Angreifer, also mit ihren dunklen, blutigen, sexuellen und verbrecherischen Machenschaften. Unterwerfe Dich niemals einer Untersuchung über uns. Mach es den Angreifern schwer. (...) Benutze ihr Blut, ihren Sex und ihre Verbrechen, um Schlagzeilen zu machen, nicht aber uns.
[26]
 
und:„Er (Anm.: der Feind) darf seines Eigentums beraubt werden, er darf auf jede Weise durch einen Scientologen geschädigt werden, ohne Strafverfahren durch Scientologen. Man darf ihm Streiche spielen, ihn belügen, betrügen oder vernichten.“ [27]
 
und über die „Freiheit“:
 
„Da Scientology jetzt totale Freiheit bringt, muß sie auch die Macht und Autorität haben, totale Disziplin zu fordern, setzen Sie auf Unordnung und falsche Berichte so harte Strafen, daß einem schlecht wird, und achten Sie darauf, daß die Strafen erhoben werden.“ [28]
 
und über das Empfinden von Recht und Gesetz:
 
Schwerverbrechen: Diese bestehen daraus, daß man sich öffentlich von der Scientology abkehrt oder unterdrückerische Handlungen begeht. (...) Unterdrückerische Handlungen sind definiert als Handlungen oder Unterlassungen, die unternommen werden, um Scientology oder Scientologen wissentlich zu unterdrücken, einzuschränken oder zu behindern. Solche unterdrückerische Handlungen umfassen:
 
    Gesetzgebung oder Verordnungen, Vorschriften oder Gesetze, welche auf die Unterdrückung der Scientology ausgerichtet sind, vorzuschlagen, zu empfehlen oder dafür zu stimmen. (...)

    Fortgesetzt einer Person oder Gruppe anzugehören, die von HCO zu einer unterdrückerischen Person oder Gruppe erklärt worden ist. (...)

    Eine Scientology- Gruppe oder -Organisation oder ihr Personal zu infiltrieren, um auf Anstiftung feindlicher Kräfte hin Unzufriedenheit oder Proteste zu schüren.

    Meuterei. (...)

    Es ist ein Schwerverbrechen, sich öffentlich von Scientology abzukehren. (...) [29]

 
Auch bei den „Zeugen Jehovas“ ist die Vorrangstellung von religiösen Geboten vor „weltlichen“ Gesetzen eindeutig geregelt und sogar biblisch begründet („Ihr sollt Gott dem Herrscher [wohl eher der „Wachtturm- Gesellschaft“] mehr gehorchen als den Menschen“ Apostelgeschichte 5,29). Ein ehemaliger Zeuge Jehovas, der über die Praktiken der Glaubensgemeinschaft aufklärt[52], berichtet von dem Fall einer Arzthelferin, die es als selbstverständlich ansah, ihre Schweigepflicht zu brechen, um den Kirchenältesten von einer Geschlechtskrankheit einer Glaubensschwester (was zu deren Ausschluss aus der Gemeinschaft führte) zu berichten, da sie die Denunziationsverpflichtung als höheres Gut ansah als die ärztliche Schweigepflicht und die Verpflichtung gegenüber ihrem Arbeitgeber. In einem Artikel mit der Überschrift "Eine Zeit zum Reden - Wann?" erklärt der „Wachtturm“ vom 1.September 1987 den offiziellen Standpunkt (der Zeugen Jehovas) nach dem ein Zeuge selbst dann verpflichtet ist, Vergehen eines anderen Mitglieds gegen die Regeln der Organisation, die "zum Gemeinschaftsentzug führen", aufzudecken, wenn er damit bestehende Normen, selbst einen Eid oder die Vertraulichkeit verletzt - wie im Falle eines Arztes, einer Krankenschwester, eines Rechtsanwaltes oder jemandes anderen, der in vertrauliche Aufzeichnungen oder Mitteilungen eingeweiht ist.“ Wenn das nicht Machtmissbrauch ist!
 
Ein anderes Beispiel: Die Einstellung vieler Mormonen gegenüber dunkelhäutigen Rassen beschreibt der Nachfolger des Religionsgründers Smith, der 2. Prophet Brigham Young in seinen Lehren:
 
„Soll ich Euch das Gebot Gottes betreffend der Afrikaner sagen? Wenn der weiße Mann, dessen Samen auserwählt wurde sein Blut mit dem Samen Kains vermischt, so ist die Strafe nach dem Gesetz Gottes der sofortige Tod. Das wird immer so sein.“ [30]
 
Unter der Überschrift: „Kainsmal: platte Nase, schwarze Haut, ohne Intelligenz“ begründet Young seine Thesen:
 
„Kain erschlug seinen Bruder. Kain hätte dafür getötet werden können, und das hätte das Ende seiner menschlichen Nachkommen bedeutet. Dies war nicht der Fall und der Herr setzte ihm ein Mal, welches die platte Nase und die schwarze Haut ist......... Dieser Fluch wird für immer auf ihnen bleiben, und sie werden nie das Priesteramt bekleiden können oder daran teilhaben bis die Verheißungen für alle anderen Nachkommen Adams in Erfüllung gegangen sind.....“ [31]
 
Dies erinnert stark an die Einstellung Martin Luthers gegenüber den Juden:
 
„Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um dies Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen.“ [32]
 
Und Luther empfiehlt wie folgt mit Juden zu verfahren:
 
„Wenn ich könnte, wo würde ich ihn (den jüdischen Mitbürger) niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren.“ „... daß man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke und was nicht brennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacken davon sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserm Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, daß wir Christen seien...“ [32]
 
War Martin Luther ein geistiger Brandstifter? Oder ist das alles nicht mehr zeitgemäss? Im Internet spricht sich der ehemalige evangelische Landesbischof Bayerns Hermann von Loewenich dafür aus „das geschichtliche Erbe der lutherischen Tradition (zu) bewahren als unsere kulturelle und geistige Heimat.“ Das spricht wohl für sich und ist beileibe kein Einzelfall. (Adolf Hitler schrieb daher in seinem Pamphlet „Mein Kampf“ wohl konsequenterweise: “Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher.")
 
Wieviel Macht Priester auf Menschen ausüben können, hier noch ein Bericht eines Augenzeugen bei einer Kundgebung der „Pfingstbewegung“ in Brasilien, der nicht einer gewissen Komik entbehrt:
 
"Ich habe geeifert für den Herrn und die Propheten mit dem Schwert getötet", brüllt der Prediger ins Mikrophon. Das über eine gigantische Lautsprecheranlage in den ehemaligen Kinosaal krachende Zitat des Propheten Elia (1. Könige, 19,10), der einst vierhundertfünfzig Baals- Propheten abschlachtete, läßt die Gläubigen zusammenzucken, als seien sie soeben Augenzeugen des alttestamentarischen Strafmassakers am Bach Kischon geworden. Der finsteren Drohung folgt freilich sofort die mobilisierende bedingte Verheißung: "Übriglassen", so der Missionar der "Universalkirche des Königreiches Gottes", wolle der Herr jene, die sich nicht vor den heidnischen Göttern beugten und so die Aktualisierung selbst das Kampfschwert ergriffen. Auf die Frage, ob sie denn dazu bereit seien, dröhnt das begeisterte "Ja!" der Gläubigen aus tausend Kehlen. Das Spektakel im "Tempel" der neupfingstlerischen wie sie in Brasilien heißt "Igreja Universal do Reino de Deus" in der Altstadt von Salvador de Bahia ist auf seinem Höhepunkt angelangt. Nachdem eine Stunde lang kräftig gesungen und gegen die afrobrasilianischen Kulte Candomble und Umbanda sowie die römisch- katholische Kirche gewettert wurde, wird nun die praktische Lösung präsentiert. Auf einen Wink des Predigers eilen etliche der Helfer hinter die seitlichen Bühnenvorhänge und kehren Sekunden später mit großen Pappkartons zurück. In hohem Schwung kippen sie deren Inhalt auf die Bühne, bis diese vollgeschüttet ist mit wohl hundert silberfarbigen Plastikschwertern, sechzig Zentimeter lang. Billigste Massenfabrikation, mit der bei uns wohl kaum ein Kind spielen würde. Hier wird sie unter den raunenden "Ahs" und "Ohs" der Begeisterten zur Zelebration frommer Entscheidung. Wer in seinem "Herzen" wirklich den "Geist Gottes" verspürt, der übergibt es nicht nur einfach dem Herrn, sondern kommt nach vorn und nimmt sich ein Schwert, sein persönliches Schwert des Glaubenskampfes gegen alles Heidentum und für das Königreich Gottes im Sinne der Igreja Universal. Die etwa dreißig mit blütenweißen kurzärmeligen Hemden und blauen Hosen bzw. Röcken und Krawatten adrett gekleideten Mitarbeiter kontrollieren, daß der Ansturm auf das spirituelle Waffenarsenal in halbwegs geordneten Bahnen verläuft. In wenigen Minuten ist die Bühne wie leergefegt. Mit zitternden Händen stehen sie nun wieder auf ihren Plätzen, die neuen Elia- Kämpfer, recken zusammen mit den bereits Bekehrten ihre Plastikschwerter in die Höhe und stimmen jubelnd in die Schlachtrufe des Predigers ein." [33]
 
Der Machtanspruch über ihre Mitglieder treibt die Oberpriester des monotheistischen Kults zu immer neuen Formen der Einflussnahme in immer intimere Bereiche des Lebens. Heilmethoden, Familienplanung, Berufstätigkeit, Freizeitaktivitäten, Kleiderordnung, Kindererziehung, ja das gesamte Leben wird geregelt durch kultische Verhaltensregeln, die durch die Gruppendynamik der Mitglieder und durch die Kontrolle der Priesterschaft oder ihrer Handlanger umgesetzt werden. Mitglieder die sich diesem Zwang entziehen, werden als Ausgestossene und Feinde behandelt und verlieren oftmals ihre gesamten sozialen Kontakte, da diese sich oftmals auf ihre „Glaubensgenossen“ beschränkten. Die psychischen und physischen Folgen für die einzelnen sind hinlänglich bekannt.
 
Angst vor der „Hölle“, vor dem „Strafgericht Gottes“, dem Teufel oder schon allein Furcht vor dem schwarzgewandeten „Herr Pfarrer“ (oder dem Rabbi / Imam) prägen die Mitglieder aller monotheistischen Religionen und Kulte von ihrer Kindheit an, und tragen somit dazu bei, dass diese Furcht über Generationen weitervererbt wird. Selbst 200 Jahre Aufklärung und Humanismus konnten daran wenig ändern, da das Bedürfnis nach Kult stärker ist, der Kult- Trieb verlangt nach Befriedigung.


10.Der Kult und der Staat


Wie wir gesehen haben, ist es stets das Anliegen der jeweiligen Priesterschaften des jeweils dominanten Kultes, sich das zivile Gemeinwesen untertan zu halten. Der Machtanspruch der Priesterschaft ist immer gekoppelt an die Exekutivgewalt des Staates. Diese wird in der Regel gebraucht um den jeweiligen Kult aufrechtzuerhalten. Wie schon die christlichen Wanderprediger Soldaten im Schlepptau hatten, so ging auch die „Missionierung“ Amerikas hauptsächlich mit Waffengewalt von statten. Die mittelalterlichen Inquisitoren überliessen die „Drecksarbeit“ des Folterns und Verbrennens weltlichen Staatsbeamten. Die christlichen Kulte wurden gegebenenfalls zur Staatsreligion erklärt, wodurch „Abweichungen vom wahren Glauben“ zu Verbrechen gegen Staat und Gesellschaft wurden, und somit schon im Keim erstickten. Im westfälischen Frieden von 1648 wurde diese Verfahrensweise zum Dogma erhoben. Nun bestimmte der jeweilige feudale Landesherr welchen Kult ihre Untertannen gefälligst auszuüben hatten. Wechselte er den Kult indem er zu einem anderen Glauben übertrat, hatten ihm alle seine Untertanen bedingungslos zu folgen.
 
Es kam daher schon einer Revolution gleich, als der Herrscher des aufstrebenden Preussen im Zuge einer Heeresreform auch gleich das „Allgemeine Preussische Landrecht“ verankerte, das dem vorgenannten Prinzip diametral widersprach, weil es religiöse Toleranz und Gleichberechtigung vorsah.
 
Teil 2, Titel XI des „Preussischen Landrechts“ über die Rechte und Pflichten der Kirchen und geistlichen Gesellschaften beginnt mit den Feststellungen:
 
    1. Die Begriffe der Einwohner des Staates von Gott und göttlichen Dingen, der Glaube und der innere Gottesdienst können kein Gegenstand von Zwangsgesetzen sein.

    2. Jedem Einwohner im Staat muß eine vollkommene Glaubens- und Gewissensfreiheit gestattet werden.

    3. Niemand ist schuldig, über seine Privatmeinungen in Religionssachen Vorschriften anzunehmen.

    4. Niemand soll wegen seiner Religionsmeinungen beunruhigt, zur Rechenschaft gezogen, verspottet oder gar verfolgt werden.

Schon Friedrich „des Grossen“ Kirchenpolitik ist Ausdruck dieser Idee gewesen:
 
„Gleichberechtigung der Reformierten mit den Lutheranern, Aufnahme der französisch Reformierten, Toleranz gegen die Katholiken, die am Festungsgraben in Berlin auf königlichem Baugrund und mit Mitteln der königlichen Schatulle die Hedwigskirche bauen durften. Aber sogar auch Toleranz für die Sekten, was den frommen Gemütern ein besonderer Abscheu war, weil diese die gemeinsamen Grundwahrheiten der großen Kirchen bekämpften........Im preußisch gewordenen Schlesien fanden aber die Anhänger von Caspar Schwenckfeld und Johann Hus eine Zuflucht. Selbst die schon unter Kurfürst Friedrich III. zugelassenen Sozinianer oder Antitrinitarier in Ostpreußen (Andreaswalde) durften ihr Bethaus in eine Kirche umwandeln. So war Preußen der vorbildliche Staat moderner Gewissensfreiheit und Religionstoleranz geworden.“ [34]
 
Selbst die französische Revolution von 1792 brachte den Franzosen nicht diese Freiheit des Kultes, wie sie nunmehr in Preussen üblich war (sonst hätten ja auch die Hugenotten nicht nach Preussen auswandern müssen, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wurden).
 
Bekannt ist der Ausspruch Friedrich „des Grossen“: "Wenn Türken und Heiden kämen, so wollen wir für sie Moscheen und Kirchen bauen"
 
Angesichts der heutigen Schwierigkeiten, die Glaubensgemeinschaften haben, Baugenehmigungen für Kirchen- und Moscheen- Neubauten zu erhalten, wirkt „Fritzens“ Ausspruch schon fast wieder anachronistisch.
 
Im Zeitalter der Konkordate, des staatlichen Religionsunterrichts, der und der staatlich eingetriebenen Kirchensteuer sind wir Lichtjahre entfernt von der religiösen Toleranz und Gleichberechtigung des Preussischen Landrechts.
 
Zwar ist „Religionsfreiheit“ in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland verankert, so wie in anderen europäischen Ländern auch. Aber wie sieht das in Praxis und Durchführung aus? Wie steht der Staat zum Kult und dessen Pluralität?
 
Zweifelsohne kann man behaupten, dass die großen Konfessionen eine Vorzugsbehandlung geniessen. Gesetze und Bestimmungen die für alle Bürger, Betriebe und Institutionen gelten, werden durch die grossen Kultrichtungen, der katholischen und der protestantischen unterlaufen. Verstösse gegen Kündigungsschutzbestimmungen, Betriebsverfassungsgesetze, Gleichstellung der Geschlechter, den Verfassungsgrundsatz dass niemand wegen seiner Religion oder Weltanschauung benachteiligt werden darf und vieles mehr sind Beispiele dafür, dass Gesetze für kirchliche Institutionen nur bedingt gelten, sofern sie unter „besonderem Schutz des Staates“ stehen.
 
Es wundert daher nicht, dass auch kleine Glaubensgemeinschaften, wie z.B. die „Zeugen Jehovas“ alles daran setzen gleichfalls als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu werden um auch in den Genuss dieser Privilegien zu kommen. Immerhin werden die katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland mit jährlichen staatlichen Zuwendungen (zusätzlich neben den Kirchensteuern) im zweistelligen Milliardenbereich gesponsert, die von allen (nicht nur Kirchenmitglieder) Bürgern durch Steuern erbracht werden. Anstatt die derzeitig anhängige gerichtliche Auseinandersetzung diesbezüglich dazu zu nutzen nun endlich die Trennung von Kirche und Staat voranzutreiben und diesen fragwürdigen Status (Körperschaft öffentlichen Rechts) überhaupt keiner Kirche und Religionsgemeinschaft mehr zu bewilligen, müssen sich die Gerichte der Lobby der „ Grosskirchen“ erwehren, die natürlich bestrebt sind den Status Quo festzuschreiben, insofern sie selbst diese Privilegien weiterhin exklusiv in Anspruch nehmen wollen, ohne andere daran partizipieren zu lassen. Dies kommentiert Heiner Adamski in einem juristischen Aufsatz [42] wie folgt:
 
"Entgegen der Annahme der Klägerin (Zeugen Jehovas) ist dieser (erstrebte) Status (KdöR) keine notwendige Folge der Religionsfreiheit, sondern eine staatliche Vergünstigung, auf die die Religionsgemeinschaften zur Ausübung ihrer Freiheit nicht angewiesen sind....In dieser historischen Dimension kann der Körperschaftsstatus als Inkonsequenz gesehen werden. Wenn Religion Privatsache ist - und sie kann es letztlich nicht anders sein: ein 'Glaubensbefehl' ist absurd -, dann wäre es logisch, alles Religiöse einschliesslich der Institutionen der Religion ohne einen irgendwie gearteten öffentlich - rechtlichen Status zu organisieren und das Verhältnis des Staates zu den Religionsgesellschaften so zu regeln wie das des Staates zu beliebigen Vereinen."
 
Auch ist es allgemein bekannt, dass früher enteignete Immobilien und Besitztümer nach dem Zusammenbruch der ehemalige DDR (auch anderer kommunistisch- atheistischer Länder) durch Gesetz an die früheren Besitzer zurückgegeben wurden. Davon profitierten in erheblicher Weise auch die „Grosskirchen“, da sie ihre Rückgabeansprüche mit vornehmlich westdeutscher staatlicher und gesellschaftlicher Unterstützung untermauern konnten.
 
Man stelle sich nur einmal vor, ein fiktiver „Dachverband der Heiden in Deutschland“ würde Anspruch erheben auch nur einen einzigen früher im Rahmen der Zwangschristianisierung beschlagnahmten „ Hain“ (heidnischer Ritualort) zurückzufordern. Einmal davon abgesehen, daß dies den Abriss der meist darauf stehenden „Michaelskappellen“ (St. Michael als „Drachentöter“! [Drache = heidnischer Glaube]) erfordern würde, wäre dieses Bemühen zum heutigen Zeitpunkt von vornherein zum Scheitern verurteilt. Man würde beim Grossteil der Bevölkerung nur auf Unverständnis stossen. Bei einem durch Kommunisten enteigneten Pfarrhaus in Ostdeutschland oder dem Gelände einer durch die Nazis zerstörten Synagoge sehe es dementsprechend anders aus.
 
Dass in bayrischen Klassenzimmern Kruzifixe (Darstellung eines sadistisch gequälten halbnackten Mannes) hängen dürfen, ohne auf die Empfindungen von nichtchristlichen Minderheiten Rücksicht nehmen zu müssen ist vom Verfassungsgericht bestätigt worden. Niemand nimmt daran Anstoss wenn ein Klassenlehrer sichtbar ein Kreuz um den Hals trägt. Trägt aber eine Lehrerin ein Kopftuch aus religiösen Gründen, so ist das Grund genug sie nicht in den Schuldienst zu übernehmen, wie gleichfalls gerichtlich bestätigt.
 
Oder stellen wir uns vor was geschehen würde, wenn ein Lehrer das Klassenzimmer statt mit einem Kruzifix mit einem Pentakel (runde Scheibe mit Fünfeck- Zeichen, wird als magisches Symbol in vielen Kulten verwendet) verzieren würde. Abgesehen von den disziplinarischen Massnahmen, die den betreffenden Lehrer erwarten, würden alle Massenmedien über diesen „Satanisten“ berichten wollen.
 
Oder stellen wir uns vor, Buddhisten oder Moslems (ebenfalls sogenannte „Weltreligionen“) wollten Religionsunterricht an deutschen Schulen anbieten wollen. Der Aufschrei der „Gläubigen“ wäre enorm.
 
Dass aber alle Schüler, egal welcher Kultrichtung sie angehören mögen, mehr oder weniger genötigt sind die sogenannt „christlichen Feiertage“ zu begehen, wird als selbstverständlich erachtet. Und dass Versuche unternommen werden, Kinder die nicht den beiden grossen Konfessionen angehören zu einem „Ethikunterricht“ (der die „christliche Ethik“ vermitteln soll und auch weitgehend von „christlichen“ Religionslehrern durchgeführt wird) zwangszuverpflichten ist verfassungsrechtlich zumindest bedenklich. Der Humanist Prof. Dipl.-Ing Edgar Baeger schreibt dazu:
 
„Ein Staat, der sein Schulsystem nach solchen Leitlinien ausrichtet, zwingt beispielsweise den Kindern atheistischer Eltern hierdurch eine Ideologie auf, die der Weltanschauung ihrer Eltern (die in diesem Beispiel den Begriff "Gott" für einen sinnlosen Begriff halten) diametral entgegensteht. In einem multikulturellen Staat, in dem Menschen verschiedenster Weltanschauungen friedlich zusammenleben sollen, ist eine derart einseitige Privilegierung bestimmter Religionsgesellschaften völlig unannehmbar. Nach einem grundlegenden Urteil des Bundesverfassungsgerichtes1 soll der Staat "eine Heimstatt für alle Staatsbürger" sein. Er hat weltanschaulich neutral zu sein, darf kein Bekenntnis privilegieren und keine staatskirchlichen Rechtsformen aufrechterhalten. Von diesem Bild eines Staates, wie ihn das Bundesverfassungsgericht seinerzeit skizzierte, ist die derzeitige Bundesrepublik noch sehr weit entfernt. Die aus dem alten Bündnis von "Thron und Altar" stammenden Ansprüche der christlichen Kirchen auf uneingeschränkte Dominanz im staatlichen Schulsystem bestimmen das real existierende Schulsystem der Bundesrepublik bis auf den heutigen Tag.
 
........... Die mit einem Ersatzfach für nicht an einem Religionsunterricht teilnehmenden Schüler geschaffene Konstruktion ist aber der größte Anschlag auf die Religionsfreiheit, der in der Bundesrepublik jemals unternommen wurde.............. Ausgerechnet christliche Politiker, die Religionsgesellschaften angehören, deren Kirchengeschichte angefüllt ist von unsäglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erdreisten sich, kirchenfreie Menschen in dieser unglaublichen Weise zu diffamieren. Religionsgesellschaften, mit deren Geschichte Begriffe wie Ketzerverfolgung, Heidenausrottung, Judenpogrome, Inquisition, Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Kriegspredigten untrennbar verbunden sind, dürften moralisch kaum legitimiert sein, Nichtchristen "Werte und Normen" zu vermitteln. In Anbetracht der Tatsache, daß christliche Kirchen mit den faschistischen Verbrecherregimen der neueren Geschichte paktiert haben (Hitler, Franco, Mussolini, Pavelic) und mit hoher Wahrscheinlichkeit ein großer Teil aller Kriege Religionskriege waren, ist diesen Religionsgesellschaften von Seiten konfessionsfreier Menschen jede Kompetenz für Sittlichkeit und Moral abzusprechen........... Die von den Kirchen gewollte Diffamierung kirchenfreier Menschen als moralisch- sittlich nachhilfebedürftig darf von einem Staat, der allen seinen Bürgern eine Heimstatt bieten soll, nicht mehr länger übernommen werden.“ [35]
 
Kritik übt man halt gerne an anderen, nur nicht an sich selbst. Das betrifft alle Kulte und Glaubensgemeinschaften. Dass unliebsame Kritik aber bisweilen zu Zensur und Intoleranz ausartet, zeigt das Beispiel von Dr. Michael Schmidt- Salomon, einem bereits zitierten Religionswissenschaftler. Die Uraufführung des Theaterstücks „ Maria- Syndrom“ fiel dem Gotteslästerungsparagraph §166 STGB zum Opfer, da der zuständige Trierer Bürgermeister (Mitglied im katholischen geheimen Laienorden „Opus Dei“) die Aufführung als „gotteslästerlich“ bewertete. Dabei tat er nichts anderes als den Anordnungen seines Ordens Folge leisten. Dort heisst es in dem Werk: „Vademecum für die örtlichen Räte":
 
„Konkret darf man ohne die notwendige Erlaubnis nicht lesen: die Bücher, die von der zuständigen kirchlichen Behörde ausdrücklich verworfen sind; die Bücher und Artikel von nicht- katholischen Autoren, die ausdrücklich religiöse Themen behandeln, es sei denn, sie enthalten mit Gewißheit nichts gegen Glaube oder Sitten; die Schriften, die im Widerspruch zum Glauben und zu den Sitten stehen; [...]die Bücher, die zwar nicht ausgesprochen antikatholisch, häretisch, unmoralisch usw., aber doch zweideutig und verwirrend (und darum gefährlich) im Hinblick auf Glauben und Moral sind." [20]
 
Dr. Schmidt- Salomon schreibt selbst dazu:
 
„Der Hitler- und Franco- freundliche Gründer des Opus Dei, Josemaria Escriva, ließ keinen Zweifel daran, daß es im Notfalle, also falls es mit der freiwilligen Christianisierung einmal nicht so richtig klappen sollte, angebracht ist, „heiligen Zwang" einzusetzen. Seine Begründung:
 
„Um ein irdisches Leben zu retten, wendet man unter dem Beifall aller jede mögliche Gewalt an, um den Menschen vom Selbstmord zurückzuhalten. - Sollen wir nicht den gleichen Zwang anwenden, den heiligen Zwang, um das Leben vieler zu retten, die idiotischerweise unbedingt den Selbstmord ihrer Seele verüben wollen?" (Vademecum für die örtlichen Räte)
 
Es ist einsichtig, daß (der) Bürgermeister ......mit der Anordnung des „Maria-Syndrom"-Verbots nichts anderes getan hat, als diesen Worten seines geliebten „Vaters" Escriva zu gehorchen. Er wendete „heiligen Zwang" an. Und er tat dies sicherlich mit bestem Gewissen, denn er war damals (und ist natürlich auch heute noch) davon überzeugt, daß Zensur ein legitimes Mittel ist, um zu verhindern, daß Menschen vom richtigen, nämlich christlichen, oder genauer: streng katholischen Weg abkommen.“
 
Er führt dann weiter aus:
 
„Selbstverständlich bedarf es keiner allzu großer argumentativer Anstrengungen, um zu belegen, daß Religionen den öffentlichen Frieden seit Menschengedenken weit mehr gestört haben, als religionskritische KünstlerInnen dies je könnten. Trotzdem wird kein aufgeklärter, kritischer Künstler jemals auf den Gedanken kommen, Religionen verbieten zu wollen - und dies, obwohl die religiösen Urtexte z.B. des Christentums - anders als das „Maria-Syndrom"! - zum Teil nur so strotzen vor Menschenverachtung und Intoleranz.
 
Die juristische Zurückhaltung kritischer KünstlerInnen liegt nicht nur - wie man vielleicht vermuten könnte - in der realen Hoffnungslosigkeit eines solchen Unterfangens begründet, sondern vor allem darin, daß KünstlerInnen - im Gegensatz zu fundamentalistisch Religiösen - von ihrem eigenen Anspruch her auf Offenheit, Dialog, Interaktion setzen müssen und nicht auf Offenbarung, Zensur und Verbot.“ [20]
 
Dass sich der Staat und hier im besonderen Fall die Exekutive und auch die Justiz zum ausführenden Organ der Interessen der Leitkulte ( Grosskirchen) macht, ist natürlich kein Novum, wie wir bereits gesehen haben. Aber erstaunlich ist es allemal, wenn das Grundgesetz doch Freiheit des Glaubens und der Weltanschauung vorgibt zu schützen. Die gewünschte (und im Grundgesetz verankerte!) Trennung von Kirche und Staat, wie sie das „Preussische Landrecht“ schon vollzogen hatte, wartet in der Bundesrepublik Deutschland noch immer auf ihre Verwirklichung. Die politische Einflussnahme der Pfaffen ist sehr weitreichend. Vielleicht sollten sich deutsche Politiker ein Beispiel an Friedrich „dem Grossen“ nehmen. Ernst Ludwig von Gerlach, der Gründer der Konservativen Partei Preussens, schrieb dazu in einem Weihnachten 1862 an den Halleschen Historiker Heinrich Leo gerichteten Brief:
 
"Man muß den Lutheranern und den Römern ihre Beschwerden, die sie so lieb haben, zum Teil leidenschaftlich lieb, nehmen durch Gerechtigkeit: das ist der Weg zur Evangelischen Katholizität. Preußen akzentuiert die Konfessionen nicht, sondern erlaubt ihnen sich zu akzentuieren." [36]
 
Davon sind konservative bundesdeutsche Politiker (andere aber auch) noch sehr weit entfernt. Aber der Kult- Trieb bedarf keiner staatlichen Lenkung. Nie mehr!
 
Die Würzburger „Initiative Mahnmahl für Kirchen- Opfer“ von Rolf Speis [53] stellt klar, dass auch die Millionen Opfer der Kirchen, durch Zwangschristianisierung, Kreuzzüge, Inquisition und Verfolgung Andersdenkender ein Anrecht auf gebührende Beachtung durch Errichtung eines Mahnmals haben. Bezeichnend ist die Antwort des „Bayrischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus“ auf einen entsprechenden Vorstoss der „Initiative“:
 
"... Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und deren Bewertung ist zunächst Angelegenheit der jeweiligen Religionsgemeinschaft. Im übrigen arbeiten Staat und Kirche nach den Vorstellungen der Verfassung in einer Reihe von Materien (Religionsunterricht, Kirchensteuer, etc.) zusammen. Der Freistaat Bayern hat zu den hier tätigen Kirchen ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis und schätzt die Leistungen, die die Kirchen für das Gemeinwohl erbringen, hoch ein. Die einseitige Sicht, mit der Sie die Kirchengeschichte betrachten, wird vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus nicht geteilt. Es gibt deshalb auch keinen Grund, auf Ihre Forderung (nach einem Mahnmal für die Opfer der Kirche, Anm. der Red.) einzugehen."[37]
 
Man sieht, es gibt noch sehr viel zu tun, um den kirchlichen Einfluss auf Staat und Gesellschaft zurückzudrängen. Die Initiative muss jedoch vom Einzelnen selbst ausgehen. Beteiligen Sie sich an Bewegungen die die (tatsächliche) Trennung von Kirche und Staat betreiben. Geben Sie antiklerikalen Initiativen Ihre Unterstützung. Nur so können die bestehenden Ungerechtigkeiten überwunden werden. Noch ist der Klerus zu mächtig und einflussreich genug um die Macht zu halten. Wie lange aber noch?


11.Der Kult und das Internet


„Es scheint der Tag nicht fern, an dem die Menschen nur noch einer virtuellen Kirche oder Gemeinschaft angehören und nicht mehr physisch am Leben einer Ortsgemeinde teilnehmen“ [38]
 
erwartet Dr. Matthias Schnell, Mitherausgeber des Buches „Cyberchurches - Kirchen im Internet“.
 
Sind diese Befürchtungen berechtigt?
 
    - tibetanische Mönche werben mit Glockengeläut in Form von Sound- Dateien

    - islamische Universitäten speisen die neuesten Korankommentare ins Internet ein

    - orthodoxe Juden schicken aus aller Welt e- mails nach Jerusalem, die dort ausgedruckt und an die Klagemauer geheftet werden.

    - verschiedene Ausgaben von Bibelübersetzungen werden kostenlos zum Download angeboten

    - selbst kleinste Religionsgemeinschaften (von denen viele noch praktisch unbekannt sind) haben eigene web- seiten und informieren so ein weltweites Publikum

    - Internet- Gesprächsforen für „Sektenaussteiger“ aller Art

 
und viele andere solcher Aktivitäten könnten darauf hinweisen, dass Dr. Schnell recht haben könnte. Aber das Wesen des Kult –Triebs ist der, dass er eng verbunden ist mit dem sozialen Trieb (Herdentrieb), das heisst der Kult- Treibende strebt danach den Kult mit Gleichgesinnten zu teilen. Das Internet aber ist unpersönlich und zum Kult- treiben wenig geeignet. Eher ist es ein Mittel zum Austausch von Informationen oder zur Diskussion mit anderen. Das treibt bisweilen bizarre Blüten:
 
[http://www.jesus-online.de/] So wichtige Fragen wie: Gibt es ein Leben nach dem Fussball? werden hier beantwortet (mit Seelsorge und Forum)
 
[http://www.marienerscheinung.de/] Hier erfahren Sie alles über die neuesten Marienerscheinungen in Marplingen und auch über die gerichtlichen Auseinandersetzungen des dortigen Kapellenvereins deswegen
 
[http://www.kath.de] Hier informiert die Katholische Kirche u.a. freimütig über ihre Einflussnahme bei ZDF, RTL und SAT1
 
[http://home.t-online.de/home/mefag/frameb.htm] Die Adventisten zum Siebten Tage bieten eine unheimliche Begegnung der dritten Art sowie Bibelstudien online
 
[http://www.stjosef.at/morallexikon/] Sehr amüsant, das christliche Morallexikon
 
[http://www.jesusfreaks.com/] Hier kann man online im „Bekehrungszimmer“ Jesus -gläubig werden (jetzt auch mit chat- room)
 
[http://www.brueder-von-maria-hilf.de/] Die „barmherzigen Brüder von Maria Hilf“ können in ihren schwarzen Kutten bestaunt werden
 
[http://www.das-weisse-pferd.com/de/main/dwp/download/0001zip.html] Hier kann man die Zeitung „Das weisse Pferd“, Zentralorgan von „Universelles Leben“, downloaden.
 
[http://www.jz-ehe.de] Internet – Partnervermittlung ausschliesslich für Zeugen Jehovas ( Passwort muss aus ZJ- Literatur gebastelt werden)
 
[http://www.av1611.org/sound/misc/dighell.ram] 30 Sekunden Geräuschaufnahmen direkt aus der „Hölle“ kann man hier hören. (nach 2 Minuten warnender Einleitung in englisch). Die Erklärung dazu und warum es die Hölle wirklich gibt: [http://www.av1611.org/hell.html]
 
[http://www.immaculata.ch/verlag/antlitz_christi_1.htm] Hier gibt es unter dem Bild vom „Grabtuch Jesu“ ein Gebet zu lesen, auf das der Erzbischof von Turin 200 Tage Ablass gewährt!!! Wenn das nicht finsterstes Mittelalter ist. Brrrr!
 
[http://www.rhone.ch/arisf/charles_darwin.htm] „wissenschaftliche Beweise“ für Kreationisten, die Darwin und die Evolutionslehre als Scharlatanerie darstellen
 
[http://www.jubis.org/] die Jugendorganisation der „Partei bibeltreuer Christen“ sucht noch „Botschafter für Jesus“
 
[http://hometown.aol.com/JAKDORAN/qdwd.htm] Informationen direkt aus der „Geisterwelt Gottes“, interessant: Bannflüche der römisch –katholischen Kirche im Wortlaut
 
[http://home.t-online.de/home/fx.schmid/angriff.htm] Hier kann man lesen welche Gefahr dem Christentum seitens des „internationalen Pornokartells“ drohen, warum Erotikmessen zu Kindesmissbrauch führen und warum der „Mob“ heute lieber eine Pornokönigin als die „Himmelskönigin“ verehrt.
 
[http://www.users.odn.de/~odn08926/] ein Lexikon mit Namen von Dämonen und anderer finsterer Gestalten
 
und schließlich noch können Sie noch auf Dr. Salomons satirischer Homepage „Hanf Baumann“ [http://home.t-online.de/home/M.S.Salomon/seligkeit.htm] nachlesen, was Sie alles tun müssen um vom Papst seliggesprochen zu werden (unbedingt lesen!)
 
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit, da immer wieder Änderungen vorkommen. Bei Erstellung der Liste im April 2001 haben die URL‘s auf jeden Fall funktioniert. Aber in jeder Suchmaschine kann man bei Eingabe passender Suchbegriffe ähnliche web- Seiten finden. Auf jeden Fall ist es erstaunlich, was alles an religiös motivierten Angeboten im Internet zu finden ist.


12. Kult – Quo vadis


Auf der web- site des Erzbistums Köln [39] schreibt Dr. Udo Wallraf unter der Überschrift: „Bibel im Film, Aspekte einer Annäherung“ folgendes über moderne Ausübungsformen von Kult (hier speziell der christliche):
 
„Medien sind Instrumente der Kommunikation. Sie vermitteln ihre Inhalte in den ihnen eigenen Ausdrucksformen. Hinzu kommt ein Weiteres: Das Verständnis der Wirklichkeit ist heute ein vor allem medial geprägtes Verständnis........ Was Wirklichkeit ist und ausmacht, wie und mit welchen Vorstellungen man sein Leben gestalten kann und muss: Das Repertoire der Modelle, Identifikationen und Anschauungen wird zunehmend über die Medien gesucht und vermittelt....... Demgegenüber ist die Bereitschaft des heutigen Menschen, sich mit der Bibel auseinanderzusetzen, gering. In ihr Gärungspotential für die heutige Wirklichkeit zu erblicken, ist schwer zu vermitteln....... Zu weit ist der postmoderne Mensch weg vom biblischen und religiösen Grundwissen und von religiösen Praktiken. Die Fragen nach Sinn und Halt findet er immer weniger in der christlichen Tradition. Das etabliert Religiöse ist ihm fremd und suspekt. Er sucht auf dem Markt der Religionen seinen individuellen Glauben zusammen: Religion als Baukastenprinzip.“ [39]
 
Wie sieht dieser Religions – Setzbaukasten aus?
 
    - japanische Shintoisten feiern begeistert Weihnachten

    - Halloween schwappt über den grossen Teich, die europäische Jugend ist begeistert

    - Sonnwendfeiern erfreuen sich besonderer Popularität

    - in den neuen deutschen Bundesländern hält sich hartnäckig die atheistische Initiationsfeier „Jugendweihe“ als Alternative zur kirchlichen Konfirmation und Kommunion

    - das allgemeine Interesse an fernöstlichen Religionen nimmt zu

    - steigende Nachfrage nach Talismanen und Amulette weltweit

    - Voodoo – Praktiken halten in der westlichen Gesellschaft Einzug

    - esoterische Seminare aller Art sind ausgebucht

    - Wallfahrten zu Externsteinen und anderen „magischen Orten“ erfreuen sich grosser Beliebtheit

 
und was geschieht im Umfeld der staatlich geförderten „Kultbetriebe“?
 
    - am 6. Mai 2001 geht die Nachricht um die Welt, als erster Papst der Geschichte betet Papst Johannes Paul II in einer Moschee. Dafür wäre er vor 600 Jahren exkommuniziert worden.

    - seit den 80er Jahren zahlt die katholische Kirche der USA klaglos 800 Millionen Dollar an Entschädigungen und Schmerzensgeld an die Familien sexuell missbrauchter Messdiener (Süddt. Zt., 13.7.98)

    - die „Encyclopedia of American Religions“ listet 1.584 verschiedene religiöse Organisationen allein in den USA auf [47]

    - Am 27. Januar 2000 wurde in Berlin die Bautafel für das Holocaust- Denkmal enthüllt. Es gilt ausschliesslich den ermordeten Juden in der Zeit zwischen 1938 – 1945, nicht aber der Juden, die im Namen der christlichen Religion ermordet wurden, geschweige denn anderer Verfolgter.

    - eine politische Diskussion um den Begriff „Leitkultur“ wird geführt, womit wohl die „christlich- abendländische“ gemeint ist. Auf nichtchristliche und humanistische Ideale wird keine Rücksicht genommen.

    - eine Umfrage im Jahr 1997 hat ergeben, dass 87% der Amerikaner glauben, dass sie in den Himmel kommen werden, auch wenn dieselbe Umfrage feststellte, dass nur 67% der Bevölkerung daran glauben, dass es einen Himmel gibt." [43]

 
Soziologen warnen davor, daß unsere Wohlstandsgesellschaft immer mehr vereinsamt. Kleinstfamilien, alleinerziehende Eltern, Single- Haushalte und Lebensabschnittsgemeinschaften zweier Partner lösen die Familien vergangener Tage, in denen mehrere Generationen zusammenlebten ab (die sogenannte Atomisierung der Gesellschaft). Unsere Triebe werden anders erlebt. War der Fortpflanzungstrieb früher in ein soziales Umfeld integriert, so ist Sex heutzutage ein Markenartikel; der Herdentrieb kann auf Demos, im Fussballstadion oder am Tresen in der Kneipe ausgelebt werden und aus dem Selbsterhaltungstrieb ist die „Ellbogengesellschaft“ erwachsen. warum wundern wir uns dann darüber dass auch der Kult- Trieb neue Ansprüche stellt.
 
Gerade das spirituelle Bedürfnis des Menschen eignet sich doch am besten dazu, Veränderungen an der Gesellschaft im positiven Sinne zu bewirken. Kult treibt man nicht so gerne alleine, sondern lieber mit Gleichgesinnten. Deswegen kann auch die virtuelle Kirche oder der Fernsehprediger nicht den Besuch des Gottesdienstes für einen Christen ersetzen, weil er den Besuch der Kirche „erfährt“. Er fühlt dabei. Zu den Veränderungen innerhalb der Gesellschaft schreibt Pedro Kreye dazu unter der Rubrik: „Auf dem Weg zu einen neuen Matriarchat?“ wie folgt:
 
„Wir befinden uns historisch bereits jenseits der Endphase des Patriarchats. Real ist das Patriarchat bereits gefallen, es überdauern lediglich noch Relikte des alten Kulturverständnisses. Der historische Vormarsch des Patriarchats als kulturelle Gestaltungsnorm fiel zusammen mit dem Entstehen der sogenannten dominatorischen Gesellschaftsformen. Diese wiederum brachten ....auf spirituellem Gebiet den dogmatischen Monotheismus mit sich. Auch diese Erscheinungen sind an ihrem geistesgeschichtlichen Ende angelangt.“ [40]
 
Was dann? Welche Alternativen haben wir denn? Es wurden und werden viele Versuche unternommen neue und zeitgemässere Formen des Zusammenlebens auszuprobieren. Man denke an die Wandervogelbewegung anfangs des letzten Jahrhunderts, an die Freikörperkultur (FKK), an die Hippie- Kommunen der späten Sechziger Jahren, an WG‘s (Wohngemeinschaften), betreutes Wohnen für Senioren, Wahlfamilien, „Stammesbildungen“, „Clan’s“ (auch nicht verwandtschaftliche) und so weiter.
 
Achtzig Kilometer südwestlich von Berlin in der Mark Brandenburg bilden ca. 80 Personen jeglichen Alters seit ungefähr zehn Jahren eine Wohnkolonie die sich „Zentrum für Experimentelle Gesellschafts- Gestaltung“ (ZEGG) nennt, und deren Ziel es ist „ein Studien- und Ausbildungsort für Gemeinschaftsaufbau, zukünftige Lebensformen, neue Konzepte in der Liebe und eine nachhaltige Lebensweise“ zu sein. Weltweit gab und gibt es ähnliche Ansätze, und es wird beileibe auch nicht der letzte seiner Art sein. Aber woran scheitern derartige Konzepte regelmässig? Nicht an der Konfliktbewältigung, das ist erlernbar; auch nicht unbedingt an den nötigen finanziellen Mittel, auch da gibt es Lösungen. Interessant was ein ehemaliges Mitglied des ZEGG (das u.a. auch einen promisken Lebensstil propagiert), Roland R, in einem Online -Magazin über seine Erfahrungen schreibt:
 
„Eine wichtige Aufgabe der Zukunftsforschung besteht meines Erachtens darin,. Lebensstile in ihrem jeweiligen Wert zu erfassen, die freiwillige und verantwortliche Entscheidung der Menschen für einen Lebensstil zu unterstützen und Hilfestellungen zu geben, den jeweiligen Lebensstil sinnvoll für alle Beteiligten zu leben.......Ich habe wiederholt die Erfahrung gemacht, dass Menschen – und ich meine hier Männer wie Frauen -, die nur "auf das eine aus sind", wenig hilfreich sind für die Entstehung eines Stammes und im grossen und ganzen die Entwicklung nur aufhalten.“ [41]
 
„Sexuelle Befreiung“ und eine alternative Lebensform an sich bieten allein wenig Gewähr dafür um auf Dauer zu bestehen. Was hält eine Gemeinschaft, welche auch immer zusammen?
 
Es ist das gemeinsame Kult- Erlebnis!
 
Denken wir an die Zeit zurück, als die Familie (Grossfamilie) noch gemeinsam „Weihnachten“ feierte. Man hatte einen Weihnachtsbaum stehen und am Heiligabend wurden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen und alle freuten sich gemeinsam schon darauf. Heute wird Weihnachten in der Disco gefeiert, der Weihnachtsbaum wird ersetzt durch den Weihnachtsmarkt und Weihnachtslieder hört man im Kaufhaus. Der gemeinsam betriebene Kult dagegen entfällt. Die Gemeinsamkeiten schwinden.
 
Ein anderes Beispiel: Worauf basiert der Stammeszusammenhalt in Schwarzafrika? Die Mitglieder wohnen oft sehr weit auseinander und sehen sich nur sehr selten. Aber bei gemeinsamen Ritualen des Stammes sind sie alle anwesend um gemeinsam zu tanzen, zu trommeln und zu feiern. Rituale verbinden! Das gemeinsame Kult- Erlebnis.
 
Oder was schweisst eine Ordensgemeinschaft von Nonnen zusammen? Sind es nicht die gemeinsam erlebten kultischen Rituale? Was verbindet Stammtischbrüder untereinander? Sind es nicht Rituale die gepflegt werden? Worin besteht die Attraktivität von Burschenschaften, Freimaurerlogen und Studentenverbindungen? Rituale allerorten!
 
Damit also ein Clan oder eine Gemeinschaft dauerhaft bestehen kann ist es notwendig einen Ritualkonsens zu erarbeiten, an dem dann alle Mitglieder aktiv mitwirken. Dies stellt etwas Besonderes, etwas Elitäres dar, das ausschliesslich in der Gemeinschaft gepflegt wird, und deren Bedeutung sich Aussenstehenden weitgehend verschliesst.
 
Dazu stelle ich folgende Thesen auf:
 
    1. Um ein soziales Gemeinwesen auf Dauer zu erstellen, bedarf es eines Grundkonsenses aller Mitglieder sowohl auf weltanschaulicher wie kultischer Ebene. Alle Versuche das zu ignorieren sind auf Dauer fehlgeschlagen.

    2. Ein soziales Gemeinwesen kann nicht als Zweckgemeinschaft existieren. Gleiche Interessen oder gemeinsame Hobbys reichen nicht aus. Sondern es bedarf eines sehr innigen, ja intimen Verhältnisses aller Beteiligten untereinander (siehe Grossfamilie), das wiederum den Einzelnen verpflichtet verantwortlich zu handeln.

    3. Die Mitglieder der Gemeinschaft müssen alle ein sehr starkes Engagement im Hinblick auf gemeinsame Rituale einbringen; diese müssen gemeinsam erarbeitet und durchgeführt werden.

    4. Gemeinschaften, die Intimitäten und Sexualität auch untereinander in polyamoruosen Beziehungen [51] ausleben (was den Zusammenhalt fördert), müssen die Sexualität unbedingt mit in die kultischen Rituale einbeziehen, um Konflikte im zwischenmenschlichen und emotionellen Bereich (Eifersucht ecc.) zu vermeiden. Hat Sexualität dadurch den Charakter eines spirituellen und heiligen Aktes, wie dies in Ritualen zum Ausdruck gebracht wird, so ist man eher geneigt diesen heiligen Akt auch vor Missbrauch schützen.

    5. Die Gemeinschaft benötigt gesellschaftlich einen basisdemokratischen, matriarchalischen Charakter. Deshalb müssen die kultische Rituale denselben Charakter haben, was bedeutet, dass der Kult nicht hierarchisch angeführt werden kann. [48] Im Klartext heisst das, dass Gruppen die auf einen gemeinsamen heidnischen oder humanistischen Grundkonsens ausgerichtet sind weitaus eher in der Lage sind eine intime und homogene Einheit zu werden und zu bleiben, als eine Gruppe, die patriarchalisch- monotheistische Kulte (z.B. christliche) als Basis hat.

    6. Eine solche Gemeinschaft kann nicht beliebig vergrössert werden ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Ab einer gewissen Größenordnung muss wieder zu kleineren Einheiten zurückgefunden werden (Zellteilung), um zu verhindern, dass Hierarchien mit dem zugehörigen Machtanspruch entstehen und um die Intimität der Mitglieder untereinander stabil zu halten. [48]

    7. Und letztlich muss schon im Vorfeld für eine autarke, gemeinsame, vernünftige wirtschaftliche Basis gesorgt werden, ohne die ein Scheitern sehr wahrscheinlich ist.

 
Sind diese genannten Voraussetzungen gegeben, so hat eine derartige „Wahlgemeinschaft“ (Stamm, Clan usw.) gute Chancen darauf, Bestand zu haben. Nicht jeder kann oder möchte sich in solchen Gruppen organisieren. Es ist noch eine kleine Minderheit, die das tut. Aber der Grundsatz, dass kultische Einheiten möglichst klein und überschaubar zu sein haben, um den Kult- treibenden ein Höchstmass an Erfüllung zu geben gilt universell.
 
Nur kleine und überschaubare „Glaubensgemeinschaften“, „Kirchen“ und andere Kulte, die völlig autark einen Konsens über ihre Rituale finden und diese eigenverantwortlich durchführen ohne dafür eine hierarchisch geordnete Priesterschaft in Anspruch zu nehmen, werden zukünftig den Kult- Trieb des Menschen ausreichend Befriedigung verschaffen. Machtansprüche zentralkirchlicher Autoritäten widersprechen dem total. Die organisierte schematische und inhaltslose Religionsausübung hat sich überlebt, eine spirituelle Verödung hält in den Religionen seit langem Einzug.
 
Es gibt Leute welche die Auffassung vertreten, man müsste ja nur die positiven Essenzen des patriarchalischen Monotheismus mit denen des Matriarchats zusammenführen um den gewünschten Effekt eines zeitgemässen Kultes in einer modernen Gesellschaft zu verwirklichen. Dem muss energisch widersprochen werden. Wie wir bereits im ersten Teil dieser Schrift gesehen haben, sind diese beiden gesellschaftlichen und kultischen Systeme von ihrem Kern her völlig diametral entgegengesetzt. Ein Zusammenführen würde zu ihrer beider vollständiger Auflösung ins Nichts bedeuten, so wie eine positive elektrische Ladung sich mit einer gleich grossen negativen Ladung einfach aufhebt.
 
Die Weltreligionen und Zentralkirchen haben kein Interesse daran, ihre Machtbasis und damit auch ihren politischen Einfluss zu verlieren. Sektenführer benötigen ihre Anhänger, ohne die sie gar nichts sind. Heerscharen von Berufspriestern und hauptamtlichen Mitarbeitern in Grosskirchen wären beschäftigungslos, staatlich finanzierte theologische Fakultäten, Bischöfe, Rabbis und Mullah’s überflüssig. Verbindliche Lehrmeinungen und Dogmen würden ersetzt durch Pluralität im Glauben. Intuition statt Katechismus, Liebe statt Verbote, Freude statt Selbstkasteiung, Freiheit anstelle von Gehorsam, Gleichberechtigung statt Hierarchien. Das ist die Zukunft des Kult’s. Alles andere wird früher oder später auf dem Müllhaufen der Geschichte landen.
 
Die Befriedigung des Kult- Trieb‘s ist eine sehr persönliche Sache des Einzelnen. Frage dich:
 
    - wo fühle ich mich wohl und geborgen?

    - welche Rituale gefallen mir?

    - wie finde ich die nötige Kraft und Stärke um den Alltag zu bewältigen?

    - welche Erfahrungen würde ich gern machen?

    - wo finde ich befriedigende Antworten auf meine Fragen über Sein und Nichtsein?

    - welche Wertschätzung habe ich für Leben und Natur?

    - was bedeutet Sexualität für mich, und wie möchte ich sie ausleben?

    - wie und mit wem möchte ich meinen Kult- Trieb befriedigen?

 
Denke darüber nach, und berücksichtige dabei, es gibt keine richtigen und falschen Antworten darauf. Es gibt auch keine richtigen und keine falschen Religionen. Falsch handeln wir aber uns selbst gegenüber, wenn wir eigene Erkenntnisse und selbst gemachte Erfahrungen nicht umsetzen in ein unseren ureigensten Bedürfnissen entsprechendes Kultverständnis und dieses auch nicht praktizieren. Forsche, suche und probiere aus, diskutiere, sprich mit deinen Freunden, finde neue Freunde und letztlich irgendwann, wirst du deinen ganz eigenen persönlichen Weg finden.
 
Das Zeitalter der dogmatischen Religionen, des monotheistischen Patriarchats ist vorbei. Sein Einfluss schwindet zusehends. Nur eine auf Pluralität, Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt basierende Gesellschaft wird die Zukunft meistern können. Der Kult von morgen beinhaltet die Essenz des Matriarchats in all seiner Vielfalt, seiner Schönheit, seiner Leichtigkeit und seiner Freiheit. Trotzdem sind seine Stärken in seiner Entwicklung keineswegs mehr an das spezifisch weibliche Geschlecht gebunden, ebensowenig wie die Rationalität und die Zielstrebigkeit an das männliche. Das Matriarchat bedeutet also nicht „Herrschaft des weiblichen Geschlechts“, wie manche feministischen Vordenkerinnen dies beschwören. Nein, das Matriarchat zielt ab auf Gleichberechtigung der Geschlechter, Solidarität und Respekt. Es zielt ab auf eine neue „alte“ Form des Zusammenlebens aller Individuen. Inwieweit der einzelne das umsetzt, bleibt ihm /ihr selbst überlassen. Die Möglichkeiten sind vielfältig wie wir gesehen haben. Das wesentliche ist aber, dass die Art und Weise des Kulttreibens vom Einzelnen selbst ausgeht, und nicht wie im Patriarchat fremdbestimmt wird. So wird der Kult- Trieb individuell befriedigt ohne anderen ihre eigene Kult- Freiheit zu beschränken. Trennen wir uns daher von alten und festgefahrenen Vorstellungen, suche jeder individuell seinen „ eigenen Kult“ den „Kult von morgen“. [54]

Epilog


Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir bei dieser Schrift geholfen haben, sei es durch nützliche Gespräche oder durch Anregungen aller Art, durch Beiträge, die ich zitieren durfte oder einfach durch ihre Stellungnahme. Ich möchte hier fairnesshalber niemanden namentlich erwähnen, ausser meiner Lebenspartnerin Rita („Morgan le Fay“),deren Idee es war, dieses Buch zu schreiben und die mich darin unterstützt hat. Und wenn Sie nur ein oder zwei Punkte zum Nachdenken veranlasst haben, so hat sich die Lektüre gelohnt. Falls Sie Fragen oder Anregungen an mich haben, so können Sie sich gerne an den Verlag mit Bitte um Weiterleitung wenden.


Quellenverzeichnis


Alle Bibelzitate sind wenn nicht anders angeführt, der Lutherbibel, Ausgabe aus dem Jahre 1912 entnommen. Die Abkürzungen der Bibelbücher sind ebenfalls dort entnommen.
 
Alle Zitate aus dem „heiligen Koran“ sind der deutsche Übersetzung entnommen, wie sie der Verband Moslemischer StudentInnen der Oregon State University unter der deutschsprachigen web-site: http://www.orst.edu/groups/msa/quran/index_g.html im Internet anbietet.
 
[1 ] : C. G. Jung: Psychologie und Religion S.98
 
[2] : Ludwig Feuerbach: „Wesen des Christentums“ 1841 Einführung: „Über das Wesen des Menschen im Allgemeinen“
 
[3] : Dr. Michael Schmidt – Salomon: aus dem Aufsatz: „Sind AtheistInnen die besseren Menschen?“ (http://home.t-online.de/home/M.S.Salomon/atheismus.htm)
 
[4] : z.B. das Buch von Vivianne Crowley „Wicca, die alte Religion im neuen Zeitalter“, eine Kurzbeschreibung über Wicca gibt es im Internet auf: http://www.pagan-federation.de/wicca.htm
 
[5 ] : 1. Buch der Könige Kapitel 17-18
 
[6] : 1999 : http://home.t-online.de/home/M.S.Salomon/
 
[7] : http://www.privat.syncos.de/drachentempel/satanerf.htm
 
[8] : http://www.privat.syncos.de/drachentempel/diebibel.htm
 
[9] : „The Bible Handbook“, eine Publikation der American Atheist Press, (P.O.Box 2117, Austin, Texas 78768) Die Bibeltextangaben wurden mit differierender Punktierung (: = Vers) direkt vom Orginal übernommen, daneben gibt es für folgende Bibelbücher Abweichungen:
 
Gen. = Genesis = 1. Buch Moses
Exod. = Exodus = 2. Buch Moses
Lev. = Levitikus = 3. Buch Moses
Num. = Numeri = 4. Buch Moses
Deut. = Deuteronomium = 5. Buch Moses
Lam. = Lamentation = Klagelieder Jeremias
Apo. = Apokalypse = Offenbarung
 
[10] : Zu den „christliche Anleihen“ beim „Mithras- Kult und anderen „heidnischen Kulten (Feiertage, Kleidung der Würdenträger,, Requisiten usw.) sei verwiesen auf das historische Buch „ The two Babylons“ von Alexander Hislop (1858). Eine deutsche Ausgabe unter dem Titel „ Von Babylon nach Rom“ übersetzt von Sabine Paul 1997 ist erhältlich beim CLV – Verlag (ISBN 3 – 89397- 377 –X) Eine Online- Ausgabe kann als pdf- Datei downgeloadet werden unter: http://clv.de/pdf/255377.pdf
 
[11] : der „Pfaffenspiegel“ von Otto von Corvin erschien erstmals 1845 und erregte sehr grosses Aufsehen. Es folgten verschiedene weitere Auflagen, die teilweise zensiert (Gotteslästerungsparagraph) erschienen. Eine Online – Ausgabe der 43. Auflage von 1927 kann downgeloadet werden unter: http://www.humanist.de/religion/pfaffe.html Seitenangaben erübrigen sich, da die Online- Version je nach Dateiart verschiedene Seitenumbrüche hat. Die angeführten Zitate stammen allesamt aus der genannten Ausgabe.
 
[12] : Johannes Voigt: „Geschichte Preussens“, Königsberg 1827, Bd. I, S. 290-293
 
[13] : Unter http://www.mammen-online.de/spuren.htm kann man sich über die „Prußen“ und deren „Christianisierung“ informieren.
 
[14] : Unter http://www.privat.syncos.de/drachentempel/denkath.htm kann der ganze Aufsatz gelesen werden.
 
[15] : Das Lexikon der Geschmacklosigkeiten, erschienen im Heyne -Verlag, verfasst von Karl Shaw. Seite 217-260 „Heilige & Sünder“
 
[16] : Quelle unbekannt
 
[17] : „Der Hexenhammer“ (Malleus maleficarum) Autoren: die Dominikanerpater Sprenger und Institoris, 1487, Teil 2, Kapitel 2, (verschiedene Universitätsbüchereien bieten Online- Versionen zum download an)
 
[18] : unter: http://members.tripod.de/Mundball/Inquisition.htm kann man sich davon einen kleinen Eindruck verschaffen
 
[19] : zitiert (Übersetzung von mir) aus der Darrow - Biografie von Irving Stone 1941 (Doubleday & Co. N.Y.) Der „Affenprozess“ erregte Aufsehen in den gesamten USA und wurde von vielen grossen Zeitungen aufgegriffen und kommentiert. Noch immer sind anscheinend in einigen Bundesstaaten der USA Gesetze in Kraft, die es öffentlichen Schulen untersagen, die Evolutionslehre zu lehren, von weiteren Prozessen dieser Art ist aber nichts bekannt.
 
[20] : zitiert aus der Abhandlung von Dr. Michael Schmidt- Salomon aus „Zensur im Namen des Herr“ auf seiner home-page: http://home.t-online.de/home/M.S.Salomon/zensur/kamp1.htm
 
[21] : „Der Wachtturm“ Ausgabe vom 15. Januar 1953
 
[22] : aus „ Ist das Christentum erledigt?“ 1999, siehe unter: http://home.t-online.de/home/M.S.Salomon/
 
[23] : über die Lehren (viele Zitate) der NAK informiert die web- site: http://waechterstimme.tripod.com/kranefel.html
 
[24] : Thomas von Aquin, Kirchenlehrer, 1225-1275
 
[25] : aus: Hubbard Communications Office, Policy Letter vom 7. Februar 1965, korrigiert und wiederherausgegeben am 12. Oktober 1985, "Die Funktionsfähigkeit der Scientology erhalten“
 
[26] : aus: Hubbard Communications Office, Policy Letter vom 15. Februar 1966, zitiert nach: Friedrich-Wilhelm Haack, Scientology - Magie des 20. Jahrhunderts, S. 238 f.
 
[27] : aus: Hubbard Communications Office, Policy Letter vom 18. Oktober 1966, zitiert nach: Friedrich Valtentin / Horand Knaup, Scientology - der Griff nach Macht und Geld; Freiburg im Breisgau 1992, S. 71
 
[28] : aus: Hubbard Communications Office, Policy Letter 5. Januar 1968, zitiert nach: Friedrich Valentin, Horand Knaup, Scientology - der Griff nach Macht und Geld; Freiburg i. Br. 1992, S. 25
 
[29] : aus: L. Ron Hubbard, Einführung in die Ethik der Scientology, Kopenhagen 1989, S. 208 ff
 
[30] : Jod: vol.10 Seite 110, von mir frei übersetzt, Auszug
 
[31] : Jod 7:290-291, freie Übersetzung von mir
 
[32] : aus „Von den Juden und ihren Lügen“ Dr. Martin Luther 1543
 
[33] : Pfarrer Wolfgang Behnk, 47, ist kirchlicher Sektenbeauftragter in Bayern. Sein Beitrag entstand auf Grund einer religiösen Erkundungsreise einer Studiengruppe der "Konsultation Landeskirchlicher Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen (KLB)" vom 28.12.1995 bis 31.01.1996 durch Brasilien und wurde danach veröffentlicht.
 
[34] : "Abschied von Deutschland" (1973) Hans-Joachim Schoeps
 
[35] : Prof. Dipl.-Ing Edgar Baeger: „Auf dem Weg zur Religionspflicht in der Schule“ 1992
 
[36] : Johannes Voigt: „Geschichte Preussens“, Königsberg 1827
 
[37] : Zitat aus oben angeführter web- site: http://www.kirchenopfer.de/
 
[38] : Dr. Matthias Schnell, Mitherausgeber des 1998 im Gemeinschaftswerk Evangelischer Publizistik erschienenen Buches „Cyberchurches - Kirchen im Internet“.
 
[39] : http://194.8.217.227/servlets/mht/medien/zentrale/konzeptionen/index.html
 
[40] : Pedro Kreye in dem Aufsatz: „Auf dem Weg zu einen neuen Matriarchat?“ , veröffentlicht im Online- Magazin „Neue Nemetische Heimatzeitung (NHZ)“ unter http://www.nemetien.de/vu
 
[41] : die unter [40] genannte NHZ April 2001 http://www.nemetien.de/vu
 
[42]: in der Zeitschrift "Gegenwartskunde" in Heft 4/1997 (S. 495-506)
 
[43]: Randy Cassingham, "Der "Dumbth"-Preis (sic) der Skeptics Society 1997 für die dümmste Tat des Jahres," in: Michael Shermer & Lee Traynor, "Heilungsversprechen. Zwischen Versuch und Irrtum. Skeptisches Jahrbuch III," Aschaffenburg 2000, S. 246
 
[44]: Journal Star 19.Juni 1999 Author B.A. Robinson (freie Übersetzung)
 
[45]: Unter anderem äusserte sich Präsidentschaftskandidat G.W.Bush in einer Wahlkampfveranstaltung ähnlich, als er auf die Barr- Initiative angesprochen wurde antwortete er sinngemäss so, dass für ihn „witchcraft“ (Hexerei) keine Religion sei. Zitat: "I don't think witchcraft is a religion. I would hope the military officials would take a second look at the decision they made." G.W. Bush (R), Governor of Texas. Interviewed on ABC's Good Morning America, 1999-JUN-24 by Peggy Wehmeyer.
 
[46]: the „US Society and Values magazine“ 1997 publizierte in Fortsetzungen Auszüge aus der Studie der Harvard- Universität vom selben Jahr. Auszüge sind in folgender web- site nachlesbar: http://www.religioustolerance.org/us_rel.htm
ferner nachlesbar unter: The World Almanac and Book of Facts, 1997, World Almanac Books, Mahwah NJ
 
[47]: G. Gordon Melton, "Encyclopedia of American Religions," Triumph Books, (1991)
 
[48]: entfällt
 
[49]: Noch heute kann man in Island ganz offiziell und rechtsverbindlich von einem heidnischen „Goden“ (Priester) getraut werden.
 
[50]: Lexikon des Islam: http:// www.religion.orf.at/tv/lexikon/le_islam_glaube.htm
 
[51]: „polyamoruose Beziehungen“ haben nichts mit Promiskuität (Sex mit wechselnden Geschlechtspartnern) zu tun, sondern sind komplexe sexuelle Beziehungen der Mitglieder untereinander (z.B. öffnen sich Paare für einander) bei gleichzeitiger Einbeziehung des eigenen Partners/in, wobei die einzelnen beteiligten Paarbeziehungen gleichzeitig sehr stabil sind, und den Kern der Beziehung darstellen. Polyamory ist eine weltweite Bewegung. die sich für die Entwicklung und Anerkennung einer Lebens- und Liebeskultur einsetzt, in der mehr als nur eine feste Partnerschaft und Liebesbeziehung gleichzeitig lebendig sein können.
 
[52]: http://www.geocities.com/wtcleanup/02Internes/Internes.htm
 
[53]: zu finden unter der web- site: http://www.kirchenopfer.de/
 
[54]: Wer sich für den heidnischen „alten Weg“ interessiert, dem empfehle ich die Lektüre von Vicky Gabriel: „Der alte Pfad, Wege zur Natur in uns selbst“ (256 Seiten) erschienen im Arun - Verlag ISBN 3-927940-55-0 . Bezüglich heidnischer Rituale für Hochzeiten und Familienfeiern sei auf das Buch von Holger Gerwin & Björn Ulbrich „Die Hohe Zeit, Rituale und Zeremonien für Hochzeit, Familien und Trennung“, erschienen ebenfalls im Arun- Verlag ISBN 3-927940-68-2, (120 Seiten) verwiesen
 
[55]: Nachlass III 658
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