Leseprobe Band 1:

Blasses Mondlicht sickerte zwischen den Stämmen der hoch aufragenden Bäume hindurch. Die dunkle Oberfläche des runden Sees glänzte wie flüssiges Metall. Kein Laut war zu hören, als das Wasser anfing sich zu bewegen und kleine Wellen gegen das Ufer schlugen. Eine Wolke verdeckte den Vollmond, der groß und bleich über der Lichtung hing. Als die Wolke weiterzog, begann der Boden des verwunschenen Waldes silbern zu schimmern. "Zafira", lockte eine sanfte Stimme aus dem Nichts. "Komm her und zeige dich." Alles blieb ruhig, nur die Wellen schlugen ein wenig kräftiger ans Ufer und machten dabei ein leises Geräusch. "Zafira", schmeichelte die Stimme noch einmal. "Ich spüre deine Nähe. Komm heraus, meine Kleine. Ich weiß, dass du dich versteckst, und du weißt, dass ich es weiß. Also, komm endlich heraus." Der verführerische Tonfall war einem strengeren Klang gewichen. Plötzlich knackte es im Unterholz. Ein dürrer Zweig zerbrach unter einem unvorsichtig aufgesetzten Huf. "Na endlich!" Die Stimme seufzte. Die dunkle Wolke, die den Mond noch halb verdeckte, zerriss in kleine Fetzen, die sich am Nachthimmel auflösten und schließlich ganz verschwanden. Der Waldsee lag jetzt im vollen Mondlicht, seine Oberfläche glitzerte und glänzte. Die Bäume, die den See wie Wächter umstanden, flüsterten sich etwas zu, bevor sie den Atem anhielten und verstummten. Am Ufer teilte sich das Gebüsch. Zarte Blüten rieselten wie Schnee lautlos auf den Waldboden herab und bildeten einen weichen Teppich. "Ach, Zafira", schmeichelte die Stimme. "Ich hatte fast vergessen, wie schön du bist!" Ein schneeweißes Pferd trat auf die Lichtung. Seine schmalen Flanken bebten, als es den Kopf schüttelte und schnaubte. Seine Mähne und der lange Schweif, der wie eine Schleppe bis auf den Boden reichte, schimmerten seidig. Graziös setzte das Pferd einen Huf vor den anderen, senkte die Nase und betrachtete sein Spiegelbild im See. Als es hineinpustete, schlug ihm eine Welle gegen die Nüstern. Erschrocken machte es einen Schritt zurück und schnaubte noch einmal, wobei das silberne Horn auf seiner Stirn kleine blaue Funken versprühte.

 ***

  Ein atemberaubendes Abenteuer für alle,

die Pferde lieben

und den Glauben an Einhörner bewahrt haben.

 

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Im Buchhandel erhältlich.

   

 

 

 


 

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