Hist. Bauernhaus Hochrainberg erbaut ab ~ 1530
Frühere Aufzeichnungen über Bauern am "Gut Hochreinberg" wurden durch die Zerstörung der "Burg Goldegg" im Jahre 1322 vernichtet :
Als der hl. Rupert von Worms nach Salzburg kam, um das Land zu missionieren, gründete er im Jahr 711 die Maximilianszelle in Bischofshofen, als geistliches Zentrum und Herzog Theodo übergab diesen Ort und das Land im Umkreis von drei Meilen dem Kloster St. Peter in Salzburg. Dazu gehörten auch die Siedlungen in St. Veit und Goldegg. Die Herren von Goldegg waren ein mächtiges Herrschaftsgeschlecht, sie waren die Schenken des Erzbischofs und besaßen viel Land in und außerhalb Salzburgs. Ihre Burg stand in Altenhof.
Als im Jahr 1322 Wulfing von Goldegg in der Schlacht bei Mühldorf gegen den Erzbischof auftrat, ließ dieser die Burgen der Goldegger in Altenhof, Wagrain, Eschenau und Taxenbach niederreißen. Ein Jahr später erlaubte der Erzbischof den Neubau eines Schlosses am Bühel am See. 1339 waren Schloss und Kirche vollendet. Am 19. September 1400 starb Haug von Goldegg als letzter männlicher Nachkomme seiner Familie. Nach 1449 ging das Schloss in den Besitz des Erzbischofs Siegmund, Grund und Boden gehörte dem Erzbischof, der es den Bauern zu Lehen gab. In Goldegg scheint neben den Herren von Goldegg auch das Kloster Nonnberg als Grundherr auf. Eine gewaltige Katastrophe erlitten die Menschen um das Jahr 1348, als die Pest einen sehr großen Teil der Bevölkerung dahin raffte. 1481 erwarb Wilhelm Graf das Schloss Goldegg mit der Hofmark gegen Wiederkauf (Recht des Rückkaufes). Nach dem 2. Bauernaufstand honorierte Erzbischof Matthäus Lang die besonderen Verdienste von Christoph Graf (Sohn von Wilhelm Graf), indem er ihm und seinen männlichen Erben im Jahr 1527 die Feste, Schloss und Amt Goldegger Hof samt der Hofmark zu Lehen gab. Damit begann der Umbau der Burg in ein bewohnbares Schloss. Als im Jahr 1635 Johann Georg Graf von t Pfleger in Goldegg und Landrichter von St. Veit wurde, hat er den Amtssitz des Landgerichtes von St. Veit nach Goldegg verlegt. Bis 1854 blieb das Schloss Goldegg Amtssitz des Pflegegerichtes Goldegg
(Quelle: Homepage der Gemeinde Goldegg "Aus der Geschichte").
Aufzeichnungen aus dem Salzburger Landesarchiv:
Hochreinberg in Pichl
Im Urbar (=Grundbuch) Nr. 49 1/4 aus den Jahren 1620 - 1650 im Salzburger Landesarchiv steht auf S. 44: Gut Hochreinberg Grundherrschaft ist zehenterisch. Das heißt, dass der Bauer den Zehent bis zum Jahr 1634 an das Landgericht in St. Veit, ab 1635 an das Gericht im Schloss Goldegg abzuliefern hatte. Besitzer war damals Christoph Reitter. Herberger (Knecht und Magd): Veit Eyersperger und Catharina, sein Weib.
Im Jahr 1737 war Ursula Ortner Hochreinbergbesitzerin und heiratete Josef Haunsberger, damit beginnt die Linie der Familie Haunsberger in Hochreinberg und reicht bis 1889. (Der Hochreinbergsohn Matthias Haunsberger hat im Jahr 1783 Maria Viehhauserin geheiratet und wurde somit Toifenbachbauer. Hier beginnt die Linie der Haunsberger in Toifenbach).
Im Hieronymus Kataster um das Jahr 1800 ist Hochreinberg unter Goldegg zu finden:
Pichler Rott, Hochreinberg, Virgilianisch. Collegium. Erbrecht GoldeggfoL 1103 und 1107 virgilianisch 2/3 Zehent, Beutellehen.
Es bedeutet, dass der Lehensherr damals die Stiftung Collegium Virgilianum in Salzburg war. Diese Stiftung hatte Erzbischof Johann Ernst im Jahr 1702 für das Priesterhaus eingerichtet. Dort konnte jeweils ein Priesterstudent aus der Steiermark, Kärnten, Tirol, Österreich und Böhmen untergebracht werden. Für diese Stiftung hatte das Gut Hochreinberg den Zehent zu leisten.
2/3 Beutellehen besagt, dass 2/3 des Zehents nur bei der Neuwahl des Fürsterzbischofs oder bei der Übergabe an einen Nachfolger abzuliefern waren.
Erbrecht besaßen damals alle Güter im Landgericht St. Veit und Goldegg. Die Güter konnten verkauft und vererbt werden, allerdings musste der Vertrag über den Lehensherrn erstellt werden, der Richter in Goldegg war dafür zuständig.
Diese Abhängigkeit vom geistlichen Lehensherrn endete 1803. Die Bauern hatten aber weiterhin ihre Abgaben ins Schloss Goldegg zu liefern. 1848 war Veit Haunsberger Besitzer und vererbte das Gut an seinen Sohn Veit Haunsberger am 12. April 1849. 1854 schloss das Gericht in Goldegg seine Pforten und das Bezirksgericht St. Johann i. Pg. hat begonnen, das Grundbuch für die Bauern des Pongaus zu führen.
Grundbuch St. Johann i.Pg. , KG Schwarzach II, EZ 42 Blatt B Besitzer, Dok. L. XIII pro 1844/45 Seite 92:
12. 4. 1849 auf Grund des Übergabevertrages wird Veit Haunsberger das Eigentumsrecht einverleibt.
14. 10. 1889 Veit Haunsberger verkauft das Gut an Johann Moser.
27. 2. 1913 Johann Moser verkauft das Gut um 12.000 Kronen an Isidor und Maria Seer, Inwohner in Haidberg bei Bischofshofen
Anmerkung : die geplante Auswanderung der Familie Isidor und Maria Seer nach Dreizehnlinden im Süden von Brasilien wurde nach schwerer Erkrankung von Maria Seer ad acta gelegt, der Hof am Haidberg in Bischofshofen war bereits verkauft). Infos über "Dreizehnlinden" in Wikipedia .
31. 12. 1925 Witwer Isidor Seer ist 1/2 Besitzer
19.12. 1930 Sohn Isidor Seer jun. wird Eigentümer durch Übernahme
1.3. 1939 Entschuldungsverfahren wird angemerkt . 15.2.1944 diese Anmerkung wird gelöscht.
Erbhof, eingetragen in die Erbhöferolle am Schwarzachblatt 9 auf Ersuchen von Markt Pongau vom 21. 11. 1943. Zahl 87/44. Angemerkt am 25. 1. 1944 Bamberger, Justizinspektor.
Dieses Entschuldungsverfahren haben die Nationalsozialisten eingeführt, um eine Versteigerung zu verhindern und die Landwirtschaft zu sichern. Die Bauern erhielten einen günstigen Kredit auf längere Zeit und im Grundbuch wurde der Titel Erbhof eingetragen, damit der Hof bei der Übergabe an einen Erben bevorzugt behandelt wird.
(Dieser Erbhof-Titel hat nichts mit dem derzeitigen Titel Erbhof zu tun, den ein Hof erhält, wenn er mindestens 200 Jahre im gleichen Familienverband steht)
23. 9. 1955 Isidor Seer - fast gehörlos, kann aber lesen und schreiben - übergibt das Gut an seine Ziehtochter Maria Ammerer, geborene Zollweg, Landarbeiterin ebenda, seit 2. Mai 1955 mit Josef Ammerer von Neuhäusl verehelicht (Maria Zollweg war die voreheliche Tochter der Hochrainbergbäuerin Katharina Seer, geb. Zollweg). Maria und Josef Ammerer sind je 1/2 Besitzer des Gutes.
Weiter in der Geschichte (außerhalb des Landesarchives):
4.10.1969: Nach dem Tode seiner Frau Maria ehelichte Josef Ammerer Frau Regina Aberger aus Maria Alm.
3.3.1989: Übergabe des Hochrainberggutes an Sohn Josef Ammerer und Hildegard Ammerer geb.Keil (1/2 Besitzer des Gutes). 1990 wurde mit dem Neubau des Bauernhauses begonnen.
Eine Generalsanierung des hist.Bauernhauses, datiert mit ca.1530-1686, zur Erreichung einer zeitgemäßen Wohnqualität, wäre mit den in Aussicht gestellten, geringen Mitteln (Althaussanierung) aufgrund des baulich schlechten Zustandes nicht finanzierbar gewesen.
3.12.1991: Übergabe des "alten Bauernhauses" an Schwester Katharina Pirnbacher geb.Ammerer zur Erhaltung des Gebäudes.
Mit tatkräftiger und ausdauernder Unterstützung ihres Gatten Ing.Georg Pirnbacher, Zimmermeister in St.Veit, konnten nach vielen Hindernissen letztendlich 1996 die erforderlichen Bewilligungen (Einzelbewilligung, Umwidmungen und Baubewilligung ect.) für die Sanierung und damit der Erhaltung des historischen Baues erwirkt werden.
Mit den Sanierungsarbeiten am historischen Teil des Bauernhauses, und der Erneuerung des durch den Hausbockkäferbefall schwer geschädigten westseitigen Anbaues, wurde kurz darauf begonnen.
Die wesentlichen Instandsetzungsmaßnahmen wurden bis Dezember 1997 abgeschlossen, das 1.Weihnachtsfest konnte im Familienkreis in der Rauchstube im alten Brauchtum gefeiert werden.
Unsere Familie und unsere Gäste aus aller Welt haben nun viel Freude daran, Zeit im historischen Bauernhaus mit seiner unvergleichlichen Atmosphäre zu verbringen.
Unser besonderer Dank für die Ermöglichung der Erhaltung unseres historischen Bauernhauses - erbaut um ~1530 bis 1686 - gilt dem damaligen Bgm.Richard Donauer, Vize-Bgm.Josef Ramsauer und SPÖ-GV Alois Andexer, sowie für die Empfehlungsschreiben von LH Dr.Katschthaler, LR Raus, Kulturabteilung Dr.H.Schmid und allen, die dieses Vorhaben positiv unterstützt haben.