Erfahrung einer Hausfrau
 
 

 Versiffte Wohnungen, Eklige Ehefrauen

ist eine Kolumne von Julia Karnik die mir in´s Auge gefallen ist und wirklich einen Teil der Realität wiedergibt und mich immer wieder schmunzeln lässt. Also viel Spaß beim lesen.

Wer Kinder hat und berufstätig ist und für häusliche Alltagspflichten nur am Abend oder am Wochenende Zeit hat, sollte eine lockere Haltung Haltung gegenüber Unordnung und Unsauberkeit haben- oder einen Heidenspaß daran, abends Fußböden zu wischen. Beides trifft auf mich nicht zu. Ich mag es einigermaßen ordentlich und sauber. Ich mag es nicht, kaum Zeit für mich und die Familie zu haben. Wenn die Wohnung versifft, bekomme ich schlechte Laune. Wenn ich Abende und Wochenenden damit verbringe, die Wohnung nicht versiffen zu lassen, bekomme ich auch schlechte Laune. Wenn ich schlechte Laune habe, bin ich eklig zu meinem Mann. Mein Mann findet es nicht gut, wenn ich eklig zu ihm bin.

Das verstehe ich. Ich kann aber nicht anders, wenn ich schlechte Laune habe. Schlechte Laune zu haben und nicht eklig zu meinem Mann zu sein ist mir unmöglich, es sei denn: Ich gehe ihm aus dem Weg. Da ich unter den zuvor beschriebenen Umständen quasi ständig schlechte Laune habe, müsste ich meinem Mann ständig aus dem Weg gehen, um mich nicht mit ihm zu streiten. Ich müsste mich zu Hause in einem mit minimalem Aufwand sauber und ordentlich zu haltenden Raum verschanzen, also im Gästeklo, um es nur noch zu verlassen, wenn mein Mann einen Zettel unter der Türritze durchschiebt mit der Nachricht: "Rest der Wohnung eins-a-picobello, kannst rauskommen." Das ist keine realistische Lösung. Erstens traue ich meinem Mann nicht, unsere Definitionen von eins-a-picobello decken sich nicht. Zweitens habe ich mir keinen Mann angeschafft, um ihm aus dem Weg zu gehen.Drittens finde ich es doof, im Gästeklo zu wohnen. Eine andere Lösung musste gefunden werden, um unsere Ehe zu retten.

Wir haben jetzt eine Haushaltshilfe. Eine Haushaltshilfe kostet Geld, eine Paartherapie aber auch, eine Scheidung erst recht. Weil Therapeuten und Scheidungsanwälte meist nicht bereit sind, zu einem nach Hause zu kommen, um dreckige Wäsche zu waschen, haben wir uns für die Haushaltshilfe entschieden. Wir haben die Frau, die bis dahin arbeitslos gemeldet war, fest angestellt - mit Urlaub und Krankenversicherung und Sozialabgaben. Ich finde das super von uns. Ich kenne zahlreiche Familien, die Haushaltshilfen beschäftigen, aber nur zwei davon bezahlen nicht schwarz. Das eine ist eine Richterin, die ihren Job riskierte, würde sie bei etwas Illegalem erwischt; das andere ist ein Altlinker, der sein Seelenheil riskierte, würde er sich selbst bei der Ausbeutung anderer erwischen. Manche Altlinke sind besser als ihr Ruf.

Nachdem der Vertrag unterzeichnet und das Arbeitsamt informiert war, erwartete ich, dass die Bundesarbeitsministerin mit Blumen bei uns vorbeigucken würde, um uns zu danken für unsere Gesetztreue und dafür, dass wir einen Arbeitsplatz schaffen und die Sozialkassen entlasten. Stattdessen kamen graue Briefumschläge. Die Umschläge enthielten behördliche Bestätigungen, amtliche Formulare, gesetzliche Fristen und offizielle Bitten um Auskünfte, die wir abzuheften, auszufüllen, einzuhalten und zu erteilen hatten. Ich dachte: Wer gibt, dem wird gegeben- zumindest, was das Thema Arbeit angeht.

Ich legte einen neuen Aktenordner an. Ich heftete Bestätigungen ab, füllte Formulare aus, hielt Fristen ein und erteilte Auskünfte. Während unsere Haushaltshilfe die Wohnung putzt, erledige ich, statt Kolumnen zu schreiben, den Papierkram, der erledigt werden muss, wenn man legal eine Haushaltshilfe beschäftigt. Ich dachte: Super, dass wir jetzt eine Haushaltshilfe haben. Ich wüsste sonst gar nicht, wann ich das alles schaffen soll.

Diese Kolumne hat Frau Karnick übrigens am Wochenende geschrieben.

 
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