Benedikt XVI. zum Paulusjahr
Benedikt XVI. zum Paulusjahr






 

Benedikt XVI. zum Paulusjahr. 

 

28. Juni 2009. Feierliche Vesper zum Abschluss des Paulusjahres.

Basilika St. Paul vor den Mauern, Rom. 

Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
sehr geehrte Mitglieder der Delegation des Ökumenischen Patriarchats,
liebe Brüder und Schwestern!

Ich richte meinen herzlichen Gruß an jeden von Euch. Besonders begrüße ich den Kardinalerzpriester dieser Basilika und seine Mitarbeiter, ich begrüße den Abt und die Gemeinschaft des Benediktinerklosters, ich begrüße auch die Delegation des Ökumenischen Patriarchats in Konstantinopel. Das Jahr zum Gedenken an die Geburt des heiligen Paulus geht heute Abend zu Ende. Wir sind am Grab des Apostels versammelt, dessen Sarkophag, der unter dem päpstlichen Altar aufbewahrt wird, kürzlich einer sorgfältigen wissenschaftlichen Analyse unterzogen worden ist: Im Sarkophag, der in so vielen Jahrhunderten niemals geöffnet worden ist, wurde eine kleine Perforation vorgenommen, um eine besondere Sonde einzuführen, mittels derer Spuren eines kostbaren, mit Purpur gefärbten Leinengewebes, das mit feinstem Gold besetzt ist, sowie eines blauen Gewebes mit Leinenfasern entnommen wurden. Es ist auch das Vorhandensein von roten Weihrauchkörnern sowie von protein- und kalkhaltigen Substanzen festgestellt worden. Des weiteren hat sich herausgestellt, dass kleinste Knochenfragmente, die von Fachleuten, die deren Herkunft nicht kannten, nach der C-14-Methode [Radiokohlenstoffdatierung] untersucht wurden, von einer Person stammen, die zwischen dem ersten und dem zweiten Jahrhundert gelebt hat. Das scheint die einstimmige und unbestrittene Tradition zu bestätigen, dass es sich um die sterblichen Überreste des Apostels Paulus handelt.

All das erfüllt unser Herz mit tiefer Bewegung. Viele Menschen sind in diesen Monaten den Wegen des Apostels gefolgt – den äußeren und mehr noch den inneren Wegen, die er während seines Lebens zurückgelegt hat: dem Weg nach Damaskus zur Begegnung mit dem Auferstandenen; den Wegen durch die Mittelmeerländer, die er mit der Fackel des Evangeliums durchquert hat und dabei Widerspruch und Zustimmung begegnet ist, bis hin zum Martyrium, aufgrund dessen er für immer zur Kirche von Rom gehört. An sie hat er auch seinen längsten und wichtigsten Brief gerichtet. Der Paulusjahr geht zu Ende, doch gemeinsam mit Paulus unterwegs zu sein, mit ihm und dank seiner Jesus kennen zu lernen und wie Paulus vom Evangelium erleuchtet und verwandelt zu werden – das wird immer Teil der christlichen Existenz sein. Und stets wird er, wenn man über den Bereich der Gläubigen hinausgeht, der „Lehrer der Völker“ bleiben, der die Botschaft des Auferstandenen allen Menschen bringen will, weil Christus alle erkannt und geliebt hat; er ist für sie alle gestorben und auferstanden. Wir wollen also auch in dieser Stunde auf ihn hören, in der wir feierlich das Fest der beiden Apostel beginnen, die durch ein enges Band miteinander vereint sind.

Es gehört zur Struktur der Briefe des Paulus, dass sie – immer auf den Ort und auf die besondere Situation bezogen – vor allem das Geheimnis Christi erklären, dass sie uns den Glauben lehren. In einem zweiten Teil erfolgt die Anwendung auf unser Leben: was folgt aus diesem Glauben? Wie formt er Tag für Tag unser Leben? Im Brief an die Römer beginnt dieser zweite Teil mit dem zwölften Kapitel, in deren ersten beiden Versen der Apostel sofort den wesentlichen Kern des christlichen Lebens zusammenfasst. Was sagt uns der heilige Paulus in diesem Abschnitt? Vor allem beschreibt er es als etwas Grundsätzliches, dass mit Christus eine neue Weise der Gottesverehrung begonnen hat – ein neuer Kult. Er besteht darin, dass der lebendige Mensch selbst Anbetung, dass er „Opfer“ bis in den eigenen Leib wird. Gott werden keine Dinge mehr angeboten. Unser eigenes Dasein muss Lob Gottes werden.

Doch wie geschieht das? Im zweiten Vers wird uns die Antwort gegeben: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist...“ (12, 2). Die beiden entscheidenden Worte dieses Verses sind „wandeln“ und „erneuern“. Wir müssen neue Menschen werden, verwandelt zu einer neuen Art des Daseins. Die Welt ist immer auf der Suche nach Neuem, denn zu Recht ist sie mit der konkreten Wirklichkeit immer unzufrieden. Paulus sagt uns: Die Welt kann ohne neue Menschen nicht erneuert werden. Nur wenn es neue Menschen gibt, wird es auch eine neue Welt geben, eine erneuerte und bessere Welt. Am Beginn steht die Erneuerung des Menschen. Das gilt für jeden Einzelnen. Nur wenn wir selbst neu werden, wird die Welt neu. Das bedeutet auch, dass es nicht genügt, sich an die gegenwärtige Situation anzupassen. Der Apostel ruft uns zu einem Nonkonformismus auf. In unserem Brief heißt es: sich nicht dem Schema der gegenwärtigen Zeit unterwerfen.

Wir werden bei der Betrachtung des zweiten Textes, über den ich heute Abend mit Euch nachdenken möchte, auf diesen Punkt zurückkommen müssen. Das „Nein“ des Apostels ist klar und auch überzeugend für jeden, der das „Schema“ unserer Welt beobachtet. Doch neu werden – wie kann man das? Sind wir dazu wirklich fähig? Mit dem Wort über das Neuwerden spielt Paulus auf die eigene Bekehrung an: auf seine Begegnung mit dem auferstandenen Christus, der Begegnung, über die es im zweiten Brief an die Korinther heißt: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden“ (5, 17). Diese Begegnung mit Christus war so überwältigend für ihn, dass er darüber sagt: „Ich bin gestorben“ (vgl. Gal 2, 19; vgl. Röm 6). Er ist neu geworden, ein Anderer, weil er nicht mehr für sich selbst und kraft seiner selbst lebt, sondern für Christus und in Ihm. Im Laufe der Jahre hat er jedoch auch gesehen, dass dieser Erneuerungs- und Verwandlungsprozess das ganze Leben lang andauert. Wir werden neu, wenn wir uns vom neuen Menschen Jesus Christus ergreifen und formen lassen. Er ist der neue Mensch schlechthin. In Ihm ist das neue menschliche Leben Wirklichkeit geworden, und wir können wirklich neu werden, wenn wir uns in seine Hände begeben und uns von Ihm formen lassen.

Paulus macht diesen Prozess der „Neuprägung“ noch deutlicher, indem er sagt, dass wir neu werden, wenn wir unser Denken erneuern. Das, was hier mit „Denken“ übersetzt wird, entspricht dem griechischen Begriff „nous“. Dabei handelt es sich um einen vielschichtigen Begriff. Er kann mit „Geist“, „Gefühlen“, „Vernunft“ und eben auch mit „Denken“ übersetzt werden. Unsere Vernunft muss neu werden. Das überrascht uns. Wir hätten vielleicht erwartet, dass dies eher ein paar Einstellungen betreffen würde: das, was wir in unserem Handeln verändern müssen, eine Aufforderung zum Wandel. Doch nein: Die Erneuerung muss bis zum Letzten erfolgen. Unsere Weise, die Welt zu sehen, die Wirklichkeit zu verstehen – all unser Denken muss sich von seinem Fundament ausgehend verändern. Das Denken des alten Menschen, die übliche Denkweise, ist im allgemeinen auf Besitz, Wohlbefinden, Einfluss, Erfolg, Ruhm und so weiter ausgerichtet. Doch so ist seine Reichweite begrenzt. Auf diese Weise bleibt letztlich das eigene „Ich“ der Mittelpunkt der Welt. Wir müssen lernen, auf eine tiefere Weise zu denken. Was das bedeutet, das sagt der heilige Paulus im zweiten Teil des Satzes: Man muss lernen, den Willen Gottes zu verstehen, so dass dieser unseren Willen formt. Damit wir selbst wollen, was Gott will, damit wir erkennen, dass das, was Gott will, schön und gut ist. Es handelt sich also um eine Umkehr in unserer geistlichen Grundorientierung. Gott muss in den Gesichtskreis unseres Denkens eintreten: das, was Er will und die Weise, wie er die Welt und mich ersonnen hat. Wir müssen lernen, am Denken und Wollen Jesu Christi teilzuhaben. Dann werden wir neue Menschen sein, aus denen eine neue Welt hervorgeht.

Denselben Gedanken einer notwendigen Erneuerung unseres Menschseins hat Paulus in zwei Abschnitten des Briefes an die Epheser weiter erläutert, über die wir daher noch kurz nachdenken wollen. Im vierten Kapitel des Briefes sagt uns der Apostel, dass wir mit Christus erwachsen werden, eine menschliche Reife erreichen müssen: „Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen...“ (4, 14). Paulus möchte, dass die Christen einen reifen Glauben haben, einen „erwachsenen Glauben“. Das Wort „erwachsener Glaube“ ist in den letzten Jahrzehnten zu einer verbreiteten Devise geworden. Häufig wird das im Sinne der Haltung derjenigen verstanden, die der Kirche und ihren Hirten kein Gehör mehr schenken, sondern eigenständig auswählen, was sie glauben wollen und was nicht – ein „selbstgebastelter“ Glaube also. Und man stellt es als „Mut“ dar, sich gegen das Lehramt der Kirche auszusprechen. Tatsächlich bedarf es dafür jedoch keines Muts, denn man kann sich des öffentlichen Beifalls immer sicher sein. Mut braucht man vielmehr, um am Glauben der Kirche festzuhalten, auch wenn dies dem „Schema“ der zeitgenössischen Welt widerspricht. Diesen Nonkonformismus des Glaubens meint Paulus, wenn er von „erwachsenem Glauben“ spricht. Er bezeichnet es hingegen als „unmündig“, sich von den Strömungen der Zeit treiben zu lassen und ihnen zu folgen. So gehört es etwa zum erwachsenen Glauben, sich für die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens vom ersten Moment an einzusetzen und sich damit radikal dem Prinzip der Gewalt zu widersetzen, gerade auch um die wehrlosesten menschlichen Geschöpfe zu schützen.

Es gehört zum erwachsenen Glauben, die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau für das ganze Leben als Ordnung des Schöpfers anzuerkennen, die von Christus neu bestätigt wurde. Der erwachsene Glaube lässt sich nicht von allen möglichen Strömungen hier- und dorthin treiben. Er widersetzt sich den Stürmen der Mode. Er weiß, dass sie nicht das Brausen des Heiligen Geistes sind; er weiß, dass der Geist Gottes sich in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zeigt und ausdrückt. Dennoch bleibt Paulus auch hier nicht bei der Verneinung stehen, sondern führt uns zum großen „Ja“. Er beschreibt den reifen, den wirklich erwachsenen Glauben auf positive Weise mit dem Ausdruck: „Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten“ (Eph 4, 15). Das neue Denken, das uns vom Glauben geschenkt wird, richtet sich in erster Linie auf die Wahrheit. Die Macht des Bösen ist die Lüge. Die Macht des Glaubens, die Macht Gottes ist die Wahrheit. Die Wahrheit über die Welt und über uns selbst wird sichtbar, wenn wir auf Gott schauen. Und Gott wird für uns im Antlitz Jesu Christi sichtbar. Wenn wir auf Christus schauen, dann erkennen wir noch ein weiteres: Wahrheit und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden. In Gott sind beide untrennbar eins: Gerade das ist das Wesen Gottes. Darum gehören für die Christen Wahrheit und Liebe zusammen. Die Liebe ist der Beweis der Wahrheit. Immer von neuem werden wir nach diesem Maßstab bewertet werden müssen, dass die Wahrheit Liebe wird und die Liebe uns wahrhaftig macht.

Noch ein weiterer wichtiger Gedanke erscheint in den Versen des heiligen Paulus. Der Apostel sagt uns, dass wir, wenn wir nach der Wahrheit in der Liebe handeln, dazu beitragen, dass das Ganze – das Universum – dadurch wächst, dass es zu Christus strebt. Paulus interessiert sich auf Grund seines Glaubens nicht nur für unsere persönliche Rechtschaffenheit und nicht nur für das Wachsen der Kirche. Er interessiert sich für das Universum: „ta pánta“. Das letzte Ziel des Werks Christi ist das Universum – die Verwandlung des Universums, der ganzen menschlichen Welt, der gesamten Schöpfung. Wer gemeinsam mit Christus der Wahrheit in der Liebe dient, trägt zum wahren Fortschritt der Welt bei. Ja, hier wird ganz deutlich, dass Paulus die Idee vom Fortschritt kennt. Christus – sein Leben, sein Leiden und seine Auferstehung – war der wirkliche große Sprung des Fortschritts für die Menschheit und die Welt. Nun muss jedoch das Universum im Hinblick auf Ihn wachsen. Dort, wo die Gegenwart Christi größer wird, ist der wahre Fortschritt der Welt. Dort wird der Mensch neu, und so wird die Welt neu.

Dasselbe verdeutlicht uns Paulus nochmals aus einem anderen Blickwinkel. Im dritten Kapitel des Briefes an die Epheser spricht er von der Notwendigkeit, „im Innern an Stärke zuzunehmen“ (vgl. 3, 16). Damit nimmt er einen Gedankengang wieder auf, den er vorher in einem Zustand der Sorge im zweiten Brief an die Korinther behandelt hatte: „Wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert“ (4, 16). Der innere Mensch muss stark werden – das ist ein Gebot, das äußerst gut in unsere Zeit passt, in der Menschen so häufig innerlich leer bleiben und sich daher an Versprechen und Rauschmittel klammern müssen, die dann ein noch größeres Empfinden der Leere in ihrem Inneren zur Folge haben. Die innere Leere – die Schwachheit des inneren Menschen – ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Die Innerlichkeit muss gestärkt werden – das Wahrnehmungsvermögen des Herzens, die Fähigkeit, die Welt und den Menschen vom Inneren her mit dem Herzen zu sehen und verstehen.

Wir bedürfen einer vom Herzen erleuchteten Vernunft, damit wir lernen, nach der Wahrheit in der Liebe zu handeln. Das geschieht jedoch nicht ohne eine innere Beziehung zu Gott, ohne das Leben des Gebets. Wir brauchen die Begegnung mit Gott, die uns in den Sakramenten geschenkt wird. Und wir können nicht im Gebet zu Gott sprechen, wenn wir nicht zulassen, dass zunächst Er spricht, wenn wir Ihn nicht zunächst in dem Wort hören, das Er uns geschenkt hat. Paulus sagt dazu: „Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt“ (Eph 3, 17 ff.).

Die Liebe sieht weiter als der einfache Verstand – das will Paulus uns mit diesen Worten sagen. Und weiter sagt er uns, dass wir nur in der Gemeinschaft mit allen Heiligen, also in der großen Gemeinschaft aller Gläubigen – und nicht gegen oder ohne sie – die Weite des Geheimnisses Christi erkennen können. Diese Weite beschreibt er mit Worten, die die Dimensionen des Kosmos zum Ausdruck bringen wollen: Länge, Breite, Höhe und Tiefe. Das Geheimnis Christi ist von einer kosmischen Weite: Er gehört nicht nur einer bestimmten Gruppe. Der gekreuzigte Christus umarmt das ganze Universum in all seinen Dimensionen. Er nimmt die Welt in seine Hände und trägt sie zu Gott in den Himmel. Vom heiligen Irenäus von Lyon, also vom zweiten Jahrhundert an, haben die Kirchenväter in diesem Wort von der Länge, Breite, Höhe und Tiefe der Liebe Christi eine Anspielung auf das Kreuz gesehen. Die Liebe Christi hat am Kreuz die größte Tiefe umarmt, die Nacht des Todes, und auch die größte Höhe, die Erhabenheit Gottes. Und er hat die Breite und die Weite der Menschheit und der Welt in ihrem ganzen Ausmaß in seine Arme genommen. Ewig umarmt Er das Universum – uns alle.

Beten wir zum Herrn, dass er uns helfe, etwas von der Weite seiner Liebe zu erkennen. Beten wir zu Ihm, dass seine Liebe und seine Wahrheit unser Herz berühren mögen. Bitten wir, dass Christus in unseren Herzen wohnen und uns zu neuen Menschen machen möge, die nach der Wahrheit in der Liebe handeln. Amen!

 

 

25. Januar 2009. Angelusgebet am Fest St. Pauli Bekehrung.

 Liebe Brüder und Schwestern!

Im Evangelium des heutigen Sonntags erklingen die Worte der ersten Predigt Jesu in Galiläa: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Und gerade am heutigen Tag, dem 25. Januar, begehen wir das Fest der Bekehrung des heiligen Paulus. Ein glückliches Zusammentreffen – besonders in diesem Paulusjahr –, dank dessen wir im Blick auf die Erfahrung des Apostels die wahre Bedeutung der Umkehr, wie sie dem Evangelium entspricht – metánoia –, begreifen können. Um die Wahrheit zu sagen, ziehen es einige vor, bei Paulus nicht den Begriff „Bekehrung“ zu benutzen, weil er – so sagen sie – bereits gläubig, ja sogar ein leidenschaftlicher Jude war, weil er nicht vom Unglauben zum Glauben, von den Götzen zu Gott übergehen und ebenso wenig den jüdischen Glauben aufgeben musste, um Christus zu folgen. In Wirklichkeit kann die Erfahrung des Apostels ein Vorbild für jede wahre christliche Bekehrung sein.

Die Bekehrung des Paulus reifte in der Begegnung mit dem auferstandenen Christus heran; es war diese Begegnung, die seine Leben radikal veränderte. Auf dem Weg nach Damaskus geschah ihm das, was Jesus im heutigen Evangelium fordert: Saulus hat sich bekehrt, da er dank des göttlichen Lichts „an das Evangelium“ geglaubt hat. Darin besteht seine und unsere Bekehrung: im Glauben an den gestorbenen und auferstandenen Jesus und in der Öffnung für die Erleuchtung durch seine göttliche Gnade. In jenem Augenblick begriff Saulus, dass sein Heil nicht von den guten Werken abhing, die auf die Erfüllung des Gesetzes abzielten, sondern von der Tatsache, dass Jesus auch für ihn – den Verfolger – gestorben und auferstanden war und auferstanden ist. Diese Wahrheit, die dank der Taufe das Dasein eines jeden Christen erleuchtet, stößt unsere Art zu leben vollständig um. Sich bekehren bedeutet auch für einen jeden von uns, daran zu glauben, dass sich Jesus im Tod am Kreuz „für mich hingegeben hat“ (vgl. Gal 2,20) und als Auferstandener mit und in mir lebt. Wenn ich mich der Macht seiner Vergebung anvertraue und mich von ihm an der Hand nehmen lasse, kann ich dem Treibsand des Stolzes und der Sünde, der Lüge und des Kummers, des Egoismus und jeder falschen Sicherheit entkommen, um den Reichtum seiner Liebe kennen zu lernen und zu leben.

Liebe Freunde, die Einladung zur Umkehr, die durch das Zeugnis des heiligen Paulus bekräftigt worden ist, erschallt heute, zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen, auch auf der Ebene der Ökumene mit besonderer Vordringlichkeit. Der Apostel zeigt uns die angemessene geistliche Haltung, um auf dem Weg der Gemeinschaft fortschreiten zu können. „Nicht dass ich es schon erreicht hätte, oder dass ich schon vollendet wäre“, schreibt er an die Philipper. „Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin“ (Phil 3,12).

Gewiss, wir Christen haben das Ziel der vollen Einheit noch nicht erreicht. Wenn wir uns aber ständig von Jesus, dem Herrn, bekehren lassen, werden wir es sicher erreichen. Die selige Jungfrau Maria, Mutter der einen und heiligen Kirche, erlange für uns das Geschenk der wahren Umkehr, damit sich so bald wie möglich der Wunsch Christi verwirkliche: „Ut unum sint“! Ihr empfehlen wir die Gebetsbegegnung, der ich heute Nachmittag in der Basilika St. Paul vor den Mauern vorstehen werde und an der – wie jedes Jahr – die in Rom anwesenden Vertreter der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften teilnehmen werden.

[Die deutschsprachigen Pilger grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:]

Mit Freude grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Die Kirche feiert am 25. Januar das Fest der Bekehrung des Apostels Paulus. Im Paulusjahr wollen wir dieses Gedenken auch am heutigen Sonntag begehen. Die Begegnung des glaubenseifrigen Juden Saulus mit dem auferstandenen Christus wird ihm zur Lebenswende. Paulus läßt die Erkenntnis des lebendigen Herrn nicht kalt, sondern macht ihn zum feurigen Boten des Evangeliums. Auch in uns will Christus durch sein Wort das Feuer seiner Liebe entfachen. Er will uns zu Aposteln des Heils in der Welt machen. Der Heilige Geist leite euch dabei und schenke euch wirkliche, bleibende Freude.

 

29. Juni 2008. Papstmesse zum Fest St. Peter & Paul, Petersdom, Rom.

"Eure Heiligkeit und sehr geehrte Mitglieder der brüderlichen Delegation,
meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
liebe Schwestern und Brüder!

Seit ältesten Zeiten feiert die Kirche von Rom das Fest der großen Apostel Petrus und Paulus als ein einziges Fest, am selben Tag, dem 29. Juni. Durch ihr Martyrium in Rom sind sie zu Brüdern geworden, zusammen die Gründer des neuen christlichen Rom. Als solche besingt sie der auf Paulinus von Aquileja (+ 806) zurückgehende Hymnus der zweiten Vesper: „O Roma felix - glückliches Rom, purpurgeschmückt durch das kostbare Blut so großer Fürsten. Du ragst hinaus über alle Schönheit der Welt, nicht durch dein eigenes Lob, sondern durch das Verdienst der Heiligen, die du mit blutigem Schwert getötet hast“. Das Blut der Märtyrer schreit nicht nach Rache, sondern es versöhnt. Es steht nicht als Anklage da, sondern als „goldenes Licht“, wie der Hymnus der ersten Vesper sagt: als Kraft der Liebe, die den Haß und die Gewalt überwindet und so eine neue Stadt, neue Gemeinschaft gründet. Durch ihr Martyrium gehören sie nun – Petrus und Paulus – zu Rom: Durch das Martyrium ist auch Petrus zum römischen Bürger für immer geworden. Durch das Martyrium, durch ihren Glauben und ihre Liebe zeigen sie, wo die wahre Hoffnung ist, und sind Gründer einer neuen Art von Stadt, die immer neu sich bilden muß inmitten der alten menschlichen Stadt, die von den Gegengewichten der Sünde und der Eigensucht der Menschen bedroht bleibt.

Durch ihr Martyrium gehören Petrus und Paulus für immer zueinander. Ein Lieblingsbild der christlichen Ikonographie ist die Umarmung der beiden Apostel auf dem Weg zum Martyrium. Wir dürfen sagen: Ihr Martyrium selbst ist im tiefsten der Vorgang einer brüderlichen Umarmung. Sie sterben für den einen Christus und sind eins in dem gemeinsamen Zeugnis, für das sie ihr Leben hingeben. In den Schriften des Neuen Testaments können wir aber gleichsam die Geschichte ihrer Umarmung, dieses Einswerden in Zeugnis und Auftrag verfolgen. Es beginnt damit, daß Paulus drei Jahre nach seiner Bekehrung nach Jerusalem geht, „um Kephas kennenzulernen“ (Gal 1, 18). Vierzehn Jahre danach steigt er noch einmal nach Jerusalem hinauf, um den „Angesehenen“ das Evangelium vorzulegen, wie er es verkündigt, „damit ich nicht ins Leere laufe oder gelaufen bin“ (Gal 2, 1f). Diese Begegnung endet damit, daß ihm Jakobus, Kephas und Johannes die Hand reichen und so die Communio bekräftigen, die sie im einen Evangelium Jesu Christi verbindet (Gal 2, 9). Ich finde es als ein schönes Zeichen dieser wachsenden inneren Umarmung, die in aller Verschiedenheit der Temperamente und der Aufträge vor sich geht, daß die Mitarbeiter, die Petrus am Ende seines ersten Briefes erwähnt, ebenso enge Mitarbeiter des heiligen Paulus sind: Silvanus und Markus. In der Gemeinsamkeit der Mitarbeiter wird die Gemeinsamkeit der einen Kirche, die Umarmung der großen Apostel ganz konkret sichtbar.

Wenigstens zweimal sind sich Petrus und Paulus in Jerusalem begegnet; am Ende mündet ihrer beider Weg in Rom. Warum? Ist das mehr als ein Zufall? Liegt darin eine bleibende Botschaft? Paulus ist als Gefangener nach Rom gekommen, aber zugleich als römischer Bürger, der als solcher nach seiner Verhaftung in Jerusalem Berufung an den Kaiser eingelegt hatte und zu dessen Gericht gebracht wurde. Paulus ist aber noch in einem tieferen Sinn freiwillig nach Rom gekommen. Er war Rom schon durch den größten seiner Briefe innerlich entgegengegangen: An die Kirche in Rom hat er das Schreiben gerichtet, das am meisten die Synthese seiner ganzen Verkündigung und seines Glaubens ist. In der Grußadresse des Briefes sagt er, daß vom Glauben der Christen zu Rom alle Welt spricht, daß dieser Glaube also als vorbildlich in der ganzen Welt bekannt ist (Röm 1, 8). Und dann schreibt er: „Ihr sollt wissen, Brüder, daß ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bis heute daran gehindert wurde“ (1, 13). Am Schluß des Briefes greift er diesen Faden wieder auf und spricht nun von seinem Plan, nach Spanien zu reisen. „Auf dem Weg dorthin hoffe ich euch zu sehen und dann von euch für die Weiterreise ausgerüstet zu werden, nachdem ich mich einige Zeit an euch erfreut habe“ (15, 24). „Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, werde ich mit der Fülle des Segens Christi kommen“ (15, 29). Zweierlei wird hier sichtbar: Rom ist für Paulus eine Etappe auf dem Weg nach Spanien, das heißt nach seinem Weltbild ans Ende der Erde. Er sieht es als seine Sendung an, den Auftrag Christi wahr zu machen, das Evangelium bis ans Ende der bekannten Welt zu tragen. In diesen Weg hinein gehört Rom. Während er sonst nur an Orte geht, in denen das Evangelium noch nicht verkündet ist, ist Rom eine Ausnahme. Er findet dort eine Kirche vor, von deren Glauben die Welt spricht. Der Weg nach Rom gehört in die Universalität seiner Sendung zu allen Völkern hinein. Der Weg nach Rom, den er vor der äußeren Fahrt inwendig schon mit seinem Brief gegangen war, ist ein wesentlicher Teil seines Auftrags, das Evangelium zu allen Völkern zu bringen – die katholische, die weltweite Kirche zu gründen. Das Gehen nach Rom ist für ihn Ausdruck der Katholizität seiner Sendung. Rom soll den Glauben für alle Welt sichtbar machen, der Ort der Begegnung im einen Glauben sein.

(...)

Dies läßt mich am Schluß noch einmal auf den heiligen Paulus und seine Sendung zurückkommen. Er hat das Wesentliche seiner Sendung und auch den tiefsten Grund seiner Sehnsucht, nach Rom zu gehen, im 15. Kapitel des Römer-Briefes in einem einzigartig schönen Satz formuliert. Er weiß sich berufen, „als Liturge Jesu Christi für die Völker zu dienen, das Evangelium Gottes priesterlich zu verwalten, auf daß die Heidenvölker zu einer Opfergabe werden, die Gott gefällt, geheiligt im Heiligen Geist“ (15, 16). Nur in diesem Vers gebraucht Paulus die Worte »leitourgós« – Liturge und »hierourgeô« – priesterlich verwalten: Er spricht von der kosmischen Liturgie, in der die Welt der Menschen selbst Anbetung Gottes, Opfer im Heiligen Geist werden soll. Dann ist die Welt an ihrem Ziel, dann ist sie heil, wenn sie als ganze Liturgie Gottes, in ihrem Sein Anbetung geworden ist. Dies ist das letzte Ziel der apostolischen Sendung des Paulus und unserer Sendung. In diesen Dienst ruft uns der Herr. Daß er uns helfe, ihn recht zu tun, wahre Liturgen Jesu Christi zu werden, darum beten wir in dieser Stunde. Amen."

 

28. Juni 2008. Feierliche Vesper zur Eroeffnung des Paulusjahres.

Basilika St. Paul vor den Mauern, Rom.

"Eure Heiligkeit und sehr geehrte Mitglieder der brüderlichen Delegation, meine Herren Kardinäle, verehrte Mitbrüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst, liebe Schwestern und Brüder!


Wir sind am Grab des heiligen Paulus versammelt, der vor 2.000 Jahren in Tarsus in Kilikien, in der heutigen Türkei geboren wurde. Wer war Paulus? Vor der aufgeregten Menschenmenge im Tempel zu Jerusalem, die ihn hatte töten wollen, stellt er sich selber mit diesen Worten vor: „Ich bin ein Jude, geboren in Tarsus in Kilikien, hier in dieser Stadt (Jerusalem) erzogen, zu Füßen Gamaliëls genau nach dem Gesetz der Väter ausgebildet, ein Eiferer für Gott…“ (Apg 22, 3). Am Ende seiner Wege sagt er über sich: „Ich wurde eingesetzt… als Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit“ (1 Tim 2, 7; vgl. 2 Tim 1, 11). Lehrer der Völker – Apostel und Verkünder Jesu Christi nennt er sich im Rückblick auf seinen Lebensweg. Aber der Blick geht dabei nicht nur in die Vergangenheit. Lehrer der Völker – dieses Wort öffnet sich in die Zukunft hinein auf alle Völker und Generationen hin. Paulus ist für uns nicht eine Gestalt der Vergangenheit, derer wir achtungsvoll gedenken. Er ist auch unser Lehrer, auch für uns Apostel und Verkünder Jesu Christi.

Wir sind also versammelt, nicht um über vergangene Geschichte nachzudenken, die unwiderruflich vorbei ist. Paulus will mit uns reden – heute. Dazu habe ich dieses besondere „Paulusjahr“ ausgerufen: damit wir ihm zuhören und von ihm als unserem Lehrer jetzt „den Glauben und die Wahrheit“ erlernen, in denen die Gründe für die Einheit unter den Jüngern Christi verwurzelt sind. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich anläßlich des 2000-Jahr-Jubiläums der Geburt des Apostels eine besondere „Paulus-Flamme“ entzündet, die während des ganzen Jahres in einem speziellen Kohlenbecken im Atrium der Basilika brennen wird. Zur Feier dieses Gedenktages habe ich auch die sogenannte „Paulus-Tür“ eingeweiht, durch die ich in Begleitung des Patriarchen von Konstantinopel, des Kardinal-Erzpriesters und anderer kirchlicher Autoritäten eingezogen bin. Es ist mir eine tief empfundene Freude, daß die Eröffnung des „Paulusjahres“ durch die Anwesenheit zahlreicher Delegierter und Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften, die ich mit offenem Herzen empfange, auch einen besonderen ökumenischen Charakter trägt. An erster Stelle begrüße ich Seine Heiligkeit, den Patriarchen Bartholomäus I. und die Mitglieder der ihn begleitenden Delegation sowie die große Gruppe von Laien, die aus verschiedenen Teilen der Erde nach Rom gekommen sind, um mit ihm und mit uns allen diese Momente des Gebetes und der Reflexion zu erleben. Ich begrüße die brüderlichen Delegierten der Kirchen, die eine besondere Verbindung zum Apostel Paulus haben – Jerusalem, Antiochien, Zypern, Griechenland – und die das geographische Umfeld des Lebens des Apostels vor seinem Eintreffen in Rom bilden. Herzlich begrüße ich auch die Brüder der verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aus Ost und West, zusammen mit Ihnen allen, die Sie gekommen sind, um an dieser feierlichen Eröffnung des „Jahres“ teilzunehmen, das dem Völkerapostel gewidmet ist.

Fragen wir also nicht nur: Wer war Paulus? Fragen wir vor allem: Wer ist Paulus? Was sagt er mir? Ich möchte in dieser Stunde, am Anfang des „Paulusjahres“, das wir hier eröffnen, drei Texte aus dem reichen Zeugnis des Neuen Testaments herausgreifen, in denen seine innere Physiognomie, das Eigentliche seines Wesens erscheint. Im Brief an die Galater hat er uns ein ganz persönliches Glaubensbekenntnis geschenkt, in dem er vor den Lesern aller Zeiten sein Herz auftut – sagt, was die innerste Triebkraft seines Lebens ist. „… Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (2, 20). Alles, was Paulus tut, geschieht von dieser Mitte her. Sein Glaube ist die Erfahrung des ganz persönlichen Geliebtseins von Jesus Christus; er ist Wissen darum, daß Christus nicht irgendwie ins Allgemeine hinein gestorben ist, sondern ihn – Paulus – geliebt hat und als Auferstandener ihn heute liebt; daß er für ihn sich gegeben hat. Sein Glaube ist das Getroffensein von der Liebe Jesu Christi, die ihn bis ins Innerste erschüttert und umwandelt. Sein Glaube ist nicht eine Theorie, nicht eine Meinung über Gott und die Welt. Sein Glaube ist das Auftreffen der Liebe Gottes in seinem Herzen. Und so ist dieser Glaube selbst Liebe zu Jesus Christus.

Paulus wird von vielen vor allem als streitbarer Mann hingestellt, der das Schwert des Wortes zu führen weiß. In der Tat, an Auseinandersetzungen hat es auf seinem Weg als Apostel nicht gefehlt. Er hat nicht nach oberflächlicher Harmonie gesucht. In dem ersten seiner Briefe, der an die Thessalonicher ging, sagt er selber: „Wir haben… das Evangelium Gottes trotz harter Kämpfe freimütig und furchtlos bei euch verkündet… Nie haben wir mit unseren Worten zu schmeicheln versucht, das wißt ihr“ (1 Thess 2, 2. 5). Die Wahrheit war ihm zu groß, als daß er bereit gewesen wäre, sie für den äußeren Erfolg zu opfern. Die Wahrheit, die er in der Begegnung mit dem Auferstandenen erfahren hatte, war ihm des Streites, der Verfolgung, des Leidens wert. Aber was ihn zuinnerst trieb, war das Geliebtsein von Jesus Christus und das Weitergeben dieser Liebe. Paulus war ein Liebender, und all sein Wirken und Leiden erklärt sich nur von dieser Mitte her. Die tragenden Grundbegriffe seiner Verkündigung sind einzig von da aus zu verstehen. Nehmen wir uns nur eines seiner Herzworte vor: die Freiheit. Die Erfahrung des radikalen Geliebtseins von Christus hatte ihm die Wahrheit und den Weg der menschlichen Existenz sichtbar gemacht – alles war darin enthalten. Paulus war frei als ein von Gott Geliebter und von ihm her Mitliebender. Diese Liebe ist nun das „Gesetz“ seines Lebens und eben so die Freiheit seines Lebens. Er spricht und handelt aus der Verantwortung der Liebe heraus. Freiheit und Verantwortung sind hier untrennbar eins. Weil er in der Verantwortung der Liebe steht, ist er frei; weil er ein Liebender ist, lebt er ganz in der Verantwortung dieser Liebe und nimmt Freiheit nicht als Deckmantel für Willkür und Egoismus. Aus dem gleichen Geist heraus hat der heilige Augustinus das berühmt gewordene Wort formuliert: Dilige et quod vis fac (Tract 1 Joa 7, 7 - 8) – liebe und tue, was du willst. Wer Christus wie Paulus liebt, kann in der Tat tun, was er will, weil seine Liebe dem Willen Christi und so dem Willen Gottes geeint ist – weil sein Wille festgemacht ist in der Wahrheit und weil sein Wille nicht mehr der bloße Eigenwille, die Willkür des autonomen Ich ist, sondern hineingenommen ist in die Freiheit Gottes und von ihr her den Weg empfängt.

Auf der Suche nach der inneren Physiognomie des heiligen Paulus möchte ich an zweiter Stelle an das Wort erinnern, das der auferstandene Christus auf dem Weg nach Damaskus an ihn gerichtet hat. Der Herr ruft ihm zuerst zu: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ Auf die Frage hin: „Wer bist du, Herr?" erfolgt die Antwort: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (Apg 9, 4f). Indem Saulus die Kirche verfolgt, verfolgt er Jesus selbst. „Du verfolgst mich.“ Jesus identifiziert sich mit der Kirche in einem einzigen Subjekt. In diesem Ruf des Auferstandenen, der das Leben des Saulus umwandelte, ist im Grund schon die ganze Lehre von der Kirche als Leib Christi enthalten. Christus hat sich nicht in den Himmel zurückgezogen und auf Erden eine Schar von Anhängern zurückgelassen, die „seine Sache“ weiter betreiben. Die Kirche ist nicht ein Verein, der eine bestimmte Sache voranbringen will. In ihr geht es nicht um eine Sache. In ihr geht es um die Person Jesu Christi, der auch als Auferstandener Fleisch geblieben ist. Er hat „Fleisch und Knochen“ (Lk 24, 39), so sagt es der Auferstandene bei Lukas zu den Jüngern, die ihn für einen Geist gehalten hatten. Er hat Leib. Er ist selbst da in seiner Kirche, „Haupt und Leib“ ein einziges Subjekt, wird Augustinus sagen. „Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind?“ schreibt Paulus an die Korinther (1 Kor 6, 15). Er fügt hinzu: Wie Mann und Frau nach der Genesis miteinander ein Fleisch werden, so wird Christus mit den Seinen ein Geist, das heißt ein einziges Subjekt in der neuen Welt der Auferstehung (1 Kor 6, 16ff). In alledem scheint das eucharistische Geheimnis durch, in dem Christus immerfort seinen Leib schenkt und uns zu seinem Leib macht: „Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (1 Kor 10, 16f). Mit diesem Wort redet uns in dieser Stunde nicht nur Paulus, sondern der Herr selber an: Wie konntet ihr meinen Leib zerreißen? Vor dem Angesicht Christi wird dieses Wort zugleich zur dringlichen Bitte: Führe uns zusammen aus allen Trennungen. Laß es heute neu Wirklichkeit werden: Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib. Das Wort von der Kirche als Leib Christi ist für Paulus nicht irgendein beliebiger Vergleich. Es geht weit über einen Vergleich hinaus. „Warum verfolgst du mich?“ Immerfort zieht uns Christus in seinen Leib hinein, baut seinen Leib von der eucharistischen Mitte her auf, die für Paulus Zentrum christlicher Existenz ist, von der aus alle und jeder einzelne ganz persönlich erfahren darf: Er hat mich geliebt und sich für mich dahingegeben.

Ans Ende möchte ich ein spätes Wort des heiligen Paulus stellen, einen Zuruf an Timotheus vom Gefängnis her im Angesicht des Todes. „Leide mit mir für das Evangelium“, sagt der Apostel zu seinem Schüler (2 Tim 1, 8). Dieses Wort, das wie ein Testament am Ende der Wege des Apostels steht, weist zurück auf den Anfang seiner Sendung. Während Saulus nach der Begegnung mit dem Auferstandenen blind in seiner Wohnung in Damaskus weilte, erhielt Hananias den Auftrag, zu dem gefürchteten Verfolger zu gehen und ihm die Hände aufzulegen, damit er wieder sehe. Auf den Einwand des Hananias hin, daß dieser Saulus ein gefährlicher Christenverfolger sei, ergeht die Antwort: „Dieser Mann... soll meinen Namen vor Völker und Könige... tragen. Ich werde ihm auch zeigen, wieviel er für meinen Namen leiden muß...“ (Apg 9, 15f). Der Auftrag zur Verkündigung und die Berufung zum Leiden für Christus gehören untrennbar zusammen. Die Berufung zum Lehrer der Völker ist zugleich und in sich selbst eine Berufung zum Leiden in der Gemeinschaft mit Christus, der uns durch sein Leiden erlöst hat. Die Wahrheit kostet Leiden in einer Welt, in der die Lüge Macht hat. Wer dem Leiden ausweichen, es von sich fernhalten will, der weicht dem Leben und seiner Größe selber aus; er kann nicht Diener der Wahrheit und so des Glaubens sein. Liebe gibt es nicht ohne Leid – ohne das Leid des Verzichts auf sich selbst, der Umwandlung und Reinigung des Ich in die wahre Freiheit hinein. Wo nichts ist, das des Leidens wert wäre, da verliert auch das Leben selbst seinen Wert. Die Eucharistie – die Mitte unseres Christseins – beruht auf der Hingabe Jesu Christi für uns, sie ist aus der Passion der Liebe geboren, die im Kreuz ihren Höhepunkt fand. Von dieser sich schenkenden Liebe leben wir. Sie gibt uns den Mut und die Kraft, mit Christus und für ihn in dieser Welt zu leiden, wissend, daß gerade so unser Leben groß und reif und wahr wird. Aus allen Briefen des heiligen Paulus sehen wir, wie sich in seinem Weg als Lehrer der Völker die Vorhersage erfüllt hat, die in der Stunde seiner Berufung an Hananias ergangen war: „Ich werde ihm zeigen, wieviel er für meinen Namen leiden muß.“ Sein Leiden beglaubigt ihn als Lehrer der Wahrheit, der nicht seinen Gewinn, seinen Ruhm, seine eigene Erfüllung sucht, sondern für den einsteht, der uns alle geliebt und sich für uns hingegeben hat.

In dieser Stunde danken wir dem Herrn dafür, daß er Paulus gerufen und ihn zum Licht für die Völker, zum Lehrer für uns alle gemacht hat und bitten ihn: Schenke uns auch heute Zeugen der Auferstehung, die von deiner Liebe getroffen sind und das Licht des Evangeliums in unsere Zeit hineinzutragen vermögen. Heiliger Paulus, bitte für uns. Amen."

 

28. Juni 2007. Predigt in der Basilika St. Paul vor den Mauern, Rom.

"Liebe Kardinäle, verehrte Brüder im Bischofs- und im Priesteramt, liebe Brüder und Schwestern!

In dieser Ersten Vesper des Hochfests der heiligen Petrus und Paulus gedenken wir dankbar dieser beiden Apostel, deren Blut, zusammen mit jenem vieler anderer Zeugen des Evangeliums, die Kirche von Rom fruchtbar gemacht hat.

In ihrem Gedenken freue ich mich, euch alle, liebe Brüder und Schwestern, begrüßen zu dürfen, beginnend mit dem Kardinal Erzpriester und den anderen Kardinälen und Bischöfen, die zugegen sind, mit dem Abt und der benediktinischen Gemeinschaft, der diese Basilika anvertraut ist, bis hin zu den Geistlichen, den Ordensmännern und Ordensfrauen und den Laien, die hier zusammengekommen sind.  (...)

Diese Basilika, die Ereignisse von tiefer ökumenischer Bedeutung gesehen hat, erinnert uns daran, wie wichtig es ist, gemeinsam zu beten, um die Gabe der Einheit zu erflehen, jener Einheit, für die die heiligen Petrus und Paulus ihre Existenz bis zum letzten Blutsopfer hingegeben haben.

Eine uralte Tradition aus der Zeit der Apostel erzählt, dass unweit von diesem Ort ihre letzte Begegnung vor ihrem Martyrium stattfand: Die beiden haben sich umarmt und einander gesegnet. Und auf dem Hauptportal dieser Basilika sind sie zusammen dargestellt, mit den Szenen des Martyriums der beiden.

Von Beginn an hat die christliche Tradition daher Petrus und Paulus als unzertrennlich von einander erachtet, auch wenn jeder von ihnen einen anderen Missionsauftrag zu erfüllen hatte: Petrus hat als erster den Glauben an Christus bekannt; Paulus wurde damit beschenkt, diesen Reichtum vertiefen zu können.

Petrus hat die erste Gemeinschaft der Christen gegründet, die aus dem auserwählten Volk stammten; Paulus wurde der Apostel der Heiden. Mit verschiedenen Charismen arbeiteten sie beide für den gleichen Zweck: für den Aufbau der Kirche Christi.

In der Vigil bietet uns das Stundengebet den folgenden bekannten Text des heiligen Augustinus zu unserer Betrachtung an: „Dem Fest der beiden Apostel ist ein einziger Tag geweiht. Denn auch sie waren eins. Obwohl sie an verschiedenen Tagen hingerichtet wurden, bildeten sie eine Einheit. Petrus ging voran, und Paulus folgte ihm. Daher wollen wir dieses Fest feiern, das durch das Blut der Apostel für uns geweiht wurde“ (Disc. 295, 7.8).

Und der heilige Leo der Große kommentiert: „Über ihre Verdienste und ihre Tugenden, die über das hinausgehen, was wir ausdrücken können, können wir nichts denken, was sie einander entgegensetzen würde, nichts, was sie trenne würde, weil sie durch das Auserwähltsein einander ebenbürtig, durch die Mühen einander ähnlich und durch das Ende einander gleich wurden“ (In natali apostol., 69, 6-7).

In Rom hat die Verbindung, die Petrus und Paulus in der Mission vereint, seit den ersten Jahrhunderten eine ganz besondere Bedeutung. Wie das mythische Paar der Brüder Romulus und Remus, auf die die Geburt Roms zurückgeführt wird, so wurden Petrus und Paulus als die Gründer der Kirche von Rom erachtet.

So sagt der heilige Leo der Große, an die Stadt gerichtet: „Das sind deine heiligen Väter, deine wahren Hirten, die, um dich des Himmelreichs würdig zu machen, viel besser und viel glückseliger erbaut haben, als jene die sich einsetzten, um deine Grundmauern zu erschaffen“ (Omelie 82,7).

Soviel sie sich auch im Menschlichen voneinander unterscheiden mögen und obwohl ihre Beziehung zueinander nicht frei von Spannungen war, erscheinen also Petrus und Paulus als die Initiatoren einer neuen Stadt, als die Verwirklichung einer neuen und authentischen Art von Brüderlichkeit, die durch das Evangelium Jesu Christi erst möglich wurde.

Deshalb könnte man sagen, dass die Stadt Rom heute den Tag ihrer Geburt feiert, da diese beiden Apostel ihr Fundament gelegt haben. Außerdem nimmt Rom heute ihren Missionsauftrag und ihre Größe bewusster wahr.

Der heilige Johannes Chrysostomus schreibt: „Wenn die Sonne ihre Strahlen verbreitet, ist der Himmel nicht so prächtig, wie die Stadt Rom, die die Pracht jener brennenden Fackeln (Petrus und Paulus) in die ganze Welt hinaus strahlt... Das ist der Grund, warum wir diese Stadt lieben... wegen dieser beiden Stützpfeiler der Kirche“ (Komm. zu Röm 32).

Morgen werden wir des Apostels Petrus besonders gedenken, wenn wir das göttliche Opfer in der vatikanischen Basilika feiern, die auf dem Platz erbaut wurde, wo er das Martyrium erlitten hat. Heute Abend richtet sich unser Blick auf den heiligen Paulus, dessen Reliquien in tiefer Verehrung in dieser Basilika verwahrt werden.

Zu Beginn des Briefs an die Römer, den wir vor kurzem gehört haben, begrüßt er die Gemeinde von Rom und stellt sich vor als „Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel“ (1,1). Er gebraucht den Begriff „Knecht“, auf griechisch „doulos“, der auf eine Beziehung der vollkommenen und bedingungslosen Zugehörigkeit zu Jesus, dem Herrn, verweist und eine Übersetzung des hebräischen „‘ebed“ ist und auf diese Weise auf die großen Knechte anspielt, die Gott auserwählt und zu einer wichtigen und besonderen Mission berufen hat.

Paulus ist sich bewusst, dass er „zum Apostel berufen“ ist, das heißt nicht durch Eigenkandidatur, noch durch menschlichen Auftrag, sondern einzig und allein durch die göttliche Berufung und Auserwählung. In seinen Briefen wiederholt der Apostel mehrfach, dass alles in seinem Leben Frucht der freien und barmherzigen Initiative Gottes ist (vgl. 1 Kor 15,9-10; 2 Kor 4,1; Gal 1,15).

Er wurde auserwählt, um „das Evangelium Gottes zu verkündigen“ (Röm 1,1), um die göttliche Gnade zu proklamieren, die den Menschen in Christus mit Gott, mit sich selbst und mit den anderen versöhnt.

Aus seinen Briefen wissen wir, dass Paulus alles andere als ein fähiger Redner war; im Gegenteil, er teilte mit Moses und Jeremia den Mangel an Redegewandtheit: „Sein persönliches Auftreten ist matt, und seine Worte sind armselig“ (2 Kor 10,10), sagten seine Gegner über ihn.

Die außerordentlichen apostolischen Ergebnisse, die er erzielen konnte, können daher nicht einer brillanten Redekunst oder raffinierten apologetischen und missionarischen Strategien zugeschrieben werden.

Der Erfolg seines Apostolats hängt vor allem von einer persönlichen Teilnahme ab an der Verkündigung des Evangeliums mit einer völligen Hingabe an Christus; einer Hingabe, die sich vor Risiken, Schwierigkeiten und Verfolgungen nicht fürchtete: „Weder Tod noch Leben“, schreibt er an die Römer, „weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (8,38-39).

Daraus können wir etwas äußerst Wichtiges für jeden Christen lernen. Das Wirken der Kirche ist in dem Maß glaubwürdig und wirksam, in dem ihre Anhänger bereit sind, ihre Treue zu Christus persönlich zu bezahlen, in jeder Situation. Wo eine solche Bereitschaft fehlt, mangelt es auch an dem entscheidenden Argument der Wahrheit, von dem die Kirche selbst abhängt.

Liebe Brüder und Schwestern, wie zu Beginn braucht Christus auch heute Apostel, die bereit sind, sich selbst zu opfern. Er braucht Zeugen und Märtyrer wie den heiligen Paulus: Ehemals brutaler Verfolger der Christen, gesellt er sich, ohne zu zögern, als er auf dem Weg nach Damaskus, vom göttlichen Licht geblendet, zur Erde stürzt, an die Seite des Gekreuzigten und folgt ihm ohne Bedenken. Er lebte und arbeitete für Christus; für ihn litt er und ist gestorben. Wie zeitgemäß ist doch heute sein Vorbild!

Genau deshalb freue ich mich, offiziell verkünden zu dürfen, dass wir dem Apostel Paulus vom 28. Juni 2008 bis zum 29. Juni 2009 ein besonders Jubeljahr widmen werden, anlässlich der Zweitausendjahrfeier seiner Geburt, die von den Geschichtswissenschaftlern zwischen 7 und 10 nach Christus angesetzt wird.

Dieses „Paulinische Jahr“ wird sich bevorzugt in Rom zutragen können, wo seit zwanzig Jahrhunderten unter dem päpstlichen Altar dieser Basilika der Sarkophag verwahrt wird, der nach einhelliger Meinung der Experten und nach unbestrittener Tradition die Überreste des Apostels Paulus beinhaltet.

In der päpstlichen Basilika und in der angrenzenden benediktinischen Abtei mit dem gleichen Namen werden daher zahlreiche liturgische, kulturelle und ökumenische Feiern stattfinden können, wie auch verschiedene pastorale und soziale Initiativen, die sich von der Paulinischen Spiritualität inspiriert sind.

Ferner wird eine besondere Aufmerksamkeit den Wallfahrten geschenkt, die sich aus den unterschiedlichsten Gegenden zur Buße an das Grab des Apostels begeben wollen, um geistlichen Nutzen zu finden.

Es werden auch Studientage und besondere Veröffentlichungen zu Paulinischen Texten gefördert, um den unermesslichen Reichtum, der in ihnen verschlossen ist – wahres Vermögen der von Christus erlösten Menschheit –, immer bekannter zu machen.

Außerdem können in allen Teilen der Welt ähnliche Initiativen in den Diözesen, Heiligtümern und Kultstätten veranstaltet werden, durch die religiösen Institute, die Studien- und Assistenzeinrichtungen, die den Namen des heiligen Paulus tragen oder sich an seiner Person und an seiner Lehre inspirieren.

Schließlich gibt es da noch eine besonderen Aspekt, dem während der Paulinischen 2000-Jahr-Feier einzigartige Aufmerksamkeit gebührt: Es geht mir um die ökumenische Dimension. Der Apostel der Heiden, der sich besonders dafür einsetzte, die Frohe Botschaft allen Völkern zu bringen, hat sich vollkommen für die Einheit und die Eintracht aller Christen verausgabt. 

Möge er uns während dieser 2000-Jahr-Feier leiten, schützen und uns helfen, in der bescheidenen und aufrichtigen Suche nach der vollen Einheit aller Glieder des mystischen Leibes Christi voranzuschreiten. Amen!"

BENEDICTUS PP XVI 

[ZENIT-Übersetzung des italienischen Originals; © Copyright 2007 – Libreria Editrice Vaticana]

 


 





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