SPORTINTERNATE IN DER KRITIK

Presseberichte II

 
 
 
Erschienen am 18. August 2006
 
HSV-Internat:
Image-Verlust durch Sex-Affäre
HSV: Zu den Problemen um das eigene Nachwuchsleistungszentrum gesellen sich Personalsorgen. 2,8 Millionen Euro kostete die "Jürgen-Werner-Schule" - bis heute brachte sie nicht den erhofften Erfolg.
 
Von Marcus Scholz
 
Hamburg -
"Wir brauchen uns nicht zu verstecken, für die Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren betrieben haben." Nach einem selbst verschuldeten Totalschaden seines Wagens musste sich Sportchef Dietmar Beiersdorfer gestern einem weiteren Problemfeld widmen. Diesmal betraf es das Image des HSV-Internates, in dem fünf junge Talente durch die Sex-Affäre für negative Schlagzeilen gesorgt hatten. Dabei hatten die inzwischen ehemalige Bewohner des Internates verbotenerweise weiblichen Besuch in das Haus geschleust und Sex mit dem 16 Jahre alten Mädchen gehabt. Der Fall liegt der Staatsanwaltschaft zur Prüfung vor.
Im Februar 2000 hatte der damalige HSV-Präsident Werner Hackmann das Nachwuchsleistungszentrum nach einem Jahr Bauzeit feierlich eröffnet. Dabei standen ihm mit Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und dem inzwischen verstorbenen Jürgen Werner Größen der (Fußball-)Zeitgeschichte zur Seite. "Ich bin mir sicher, dass das Geld gut angelegt ist", sagte Hackmann bei der Einweihung des rund 2,8 Millionen Euro teuren und aus den Mitteln der Paul-Hauenschild-Stiftung finanzierten Internates.
Der HSV wähnte sich im Jugendbereich von den Voraussetzungen her auf einer Stufe mit dem FC Bayern München und auf einem guten Weg, den Nachwuchs optimal zu fördern. 16 Schlafräume bietet die von Pädagogen betreute Einrichtung, zudem stehen den Jugendlichen neben einem Computerraum auch ein luxuriöser Nassbereich (neben den auf den 20 Quadratmeter großen Zimmern vorhandenen Badezimmern) sowie ein Fitness-bereich zur Verfügung.
Allein bis heute hatten die dort ausgebildeten Talente nicht den Durchbruch bis in die Profi-Mannschaft des HSV geschafft. "In dieser Entwicklung haben wir natürlich einige Jahre Rückstand auf ein Kaliber wie Arsenal London beispielsweise. Trotzdem arbeiten auch wir daran, ganz jungen und auch deutschen Spielern eine Perspektive zu bieten", sagte Beiersdorfer Anfang des Jahres. Stattdessen sorgten Rauswürfe und etliche Vorfälle für Aufregung. Von Diebstählen über unerlaubte Spritztouren mit Autos bis hin zur aktuellen Sex-Affäre bot sich dem Außenstehenden ein eher enttäuschendes Bild.
Dabei hat sich gerade im Scouting beim HSV in den vergangenen Jahren Herausragendes entwickelt. Zuletzt konnte der HSV unter den Vorständen Bernd Hoffmann, Dietmar Beiersdorfer und Katja Kraus mit starken Neueinkäufen glänzen. Auch die Jugendteams stehen regelmäßig in den höchsten Ligen ihrer Altersklassen. Zudem wurden innovative Scouting-Camps in Nord- und Süddeutschland etabliert.
Doch gegen derartige Vorfälle wie diesen scheint auch die HSV-Führung machtlos. Und sie schaden dem Image des Internates. "Wir haben das Thema offen behandelt. Der Vorfall ist sehr bedauerlich", so Dietmar Beiersdorfer sichtbar enttäuscht, "mehr kann und will ich dazu nicht sagen."
 

So funktioniert das HSV-Internat

Seit Anfang 2000 dient das Nachwuchs-Leistungszentrum des HSV nicht nur als Trainingsanlage, sondern gleichzeitig als Zuhause für insgesamt 17 junge talentierte Spieler. Auf einer Fläche von 1,840 qm bietet die Jürgen Werner Schule, die seit April 2003 nach dem ehemaligen HSV-Nationalspieler Jürgen Werner benannt und aus Mitteln der Paul-Hauenschild Stiftung gebaut wurde, Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren unter dem Motto "Wettkampf mit den Besten - Ausbildung mit System" eine Rundumbetreuung an.
Um den Schul- und Trainingsalltag der Fußballtalente etwas zu straffen, hat der HSV eine sogenannte Tagesbetreuung geschaffen. So werden die Talente direkt nach Schulschluss von HSV-Mitarbeitern ins Nachwuchszentrum chauffiert, wo anschließend ein gemeinsames Mittagessen mit sportgerechter Nahrung vorgesehen ist. Zudem wird den Talenten an drei Tagen in der Woche schulische Nachhilfe angeboten, um etwaige Probleme beheben zu können und den Einstieg ins Berufsleben optimal vorzubereiten.
Rund 450 000 Euro investiert der HSV jährlich in seine Talentschmiede, die von ausgebildeten Pädagogen ganztägig - im Schichtdienst - betreut wird. Zudem besteht eine Hausordnung, die in Anlehnung an die Anforderungen des schleswig-holsteinischen Ministeriums erstellt wurde. Zum angrenzenden Trainingsgelände sind es für die Nachwuchsspieler nur wenige Meter.
 
 
 
 
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/08/18/1001119.html
 
Sexspiele statt Erfolgsgeschichten
Das HSV-Internat steht wieder im Zwielicht. Die Vereinsführung bedauert den Zwischenfall mit einer 16-Jährigen.
 
Von Lars Pegelow
 
Als Stephan Hildebrandt, der Leiter des HSV-Internats, am 7. August ohne Angabe von Gründen zum Vereinsvorstand zitiert wurde, schwante ihm Böses. Ohne Angabe von Gründen - das war ihm noch nie passiert in drei Jahren in dieser Funktion. Tatsächlich bekam Hildebrandt bei dem Treffen in der AOL Arena Unerfreuliches zu hören. Anfang März hatten fünf Internatsbewohner im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, alle aus den Nachwuchsteams des HSV, ein 16-jähriges Mädchen nachts mit auf ein Zimmer genommen. Einige sollen mit dem Mädchen sexuell verkehrt haben.
Einige Monate später erzählte das Mädchen ihren Eltern davon, die unverzüglich beim HSV-Präsidium vorstellig wurden, um sich zu beschweren. Der HSV reagierte sofort. Zwei der Jugendlichen waren ohnehin nicht mehr im Internat, weil sie in den Herrenbereich gewechselt waren. Die anderen drei wurden aus dem Internat geworfen. "Wir bedauern den Zwischenfall außerordentlich. Aber es ist auch ein Einzelfall, den wir analysieren und unsere Lehren daraus ziehen werden", sagte HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer.

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Ein Vergehen im strafrechtlichen Sinne ist bei dem Zwischenfall offenbar nicht begangen worden. Der HSV hat sofort nach Bekanntwerden die zuständigen Behörden informiert. Nach ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft liegt kein Straftatbestand vor. Offiziell wurden die jungen Fußballer wegen "Verstoßes gegen die Hausordnung" - kein Mädchenbesuch, kein Besuch nach 22 Uhr - vor die Tür gesetzt.
Trotzdem: In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu Disziplinlosigkeiten im HSV-Internat gekommen. So wurde der spätere Profi Eren Sen im Alter von 18 Jahren wegen einer unerlaubten Spritztour mit dem Auto eines Kollegen des Internats verwiesen. Auch in anderen Internaten von Bundesligaklubs gab es Probleme. Im vergangenen Jahr mussten sich die Verantwortlichen bei Hertha BSC mit dem Verdacht auf sexuelle Übergriffe an einer 14-Jährigen beschäftigen. Die Vorwürfe wurden später fallen gelassen.
HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer verteidigte das Konzept der Jugendinternate: "Wir müssen uns für unsere Arbeit nicht verstecken." Auch Internatsleiter Hildebrandt wehrte sich gegen eine pauschale Verurteilung: "Bei uns wohnen normale Jugendliche, wie woanders auch. Über die Jahre gesehen, haben wir bestimmt nicht mehr Auffälligkeiten als in anderen Häusern." Was die 15 jungen Fußballer angeht, die im Moment im Internat wohnen, überlegt sich Hildebrandt trotzdem Konsequenzen: "Natürlich hinterfragen wir uns. Vermitteln wir den Jungs ausreichend, was es heißt, HSVer zu sein? Wie sieht es aus mit dem Thema Sexualität? Wir tabuisieren nichts - wollen die Fußballer aber auch ganz bewusst zur Eigenverantwortung erziehen."
Insgesamt investiert der HSV jährlich drei Millionen Euro in seine gesamte Nachwuchsabteilung. Dazu gehören neben dem Internat auch die Jugendmannschaften und das Team HSV II in der Regionalliga. Den direkten Durchmarsch vom Internat ins Profiteam hat noch keiner geschafft. "Aber im Profikader stehen zurzeit zwölf Akteure, die aus unserem Nachwuchsbereich kommen", sagte Hildebrandt. Dazu gehören Sascha Kirschstein und René Klingbeil, die viele Einsätze im Regionalligateam hatten. Und auch Alexander Laas und Sydney Sam, die aus der eigenen Jugend kommen. In Zukunft sollen diese Spieler für große Schlagzeilen sorgen - größere jedenfalls, als sie der Vorfall aus dem März verursacht.
 
Artikel erschienen am 18.08.2006

 
Bayer-Profi
HSV tritt gegen Sam nach

Leverkusen – In Leverkusen hat er eingeschlagen. Bot zuletzt gegen Lautern ein Super-Spiel. 2,2 Mio. Euro zahlte Bayer dafür, um im Sommer Sidney Sam (22) vom HSV zu verpflichten.

Dabei hatte Hamburg den Spieler einst im HSV-Internat ausgebildet und lieh ihn an den Kaiserslautern aus, wo er sich in den Vordergrund spielte. Warum ließ der HSV den Spieler für eine recht geringe Ablöse nach Leverkusen ziehen? Das fragen sich nun nicht nur die HSV-Fans. Hamburgs Sportchef Bastian Reinhardt gab am Montag öffentlich eine Antwort: Sam fiel durch den Charaktertest!
 
„Es ist schade, dass er bei Bayer ist. Aber das hatte Gründe, die nicht unbedingt sportlicher Natur waren. Wir waren damals nicht immer mit seinem Verhalten abseits des Platzes einverstanden“, spielte Reinhardt auf einen Vorfall auf Sams Zeit im HSV-Internat an. Dieses musste Sam 2006 offenbar wegen „Verstoßes gegen die Hausordnung“ verlassen.
Aussagen, die bei Sams Berater Dirk Hebel von der Agentur SportsTotal nicht gut ankommen: „Ich bin verwundert. Sidney ist ein guter Junge, der sich in seiner vierjährigen Profi-Karriere nichts zuschulden kommen lassen hat. In den Gesprächen mit dem HSV war nur von sportlichen Gründen die Rede, da der HSV auf Sams Position vermeintlich zu gut besetzt ist.“ Eine Fehleinschätzung, von der Bayer profitiert.
 
 
 
 
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